“Das Phantom der Oper”
Stummfilm, Horrorfilm und nicht zuletzt Musical: „Das Phantom der Oper“ musste bereits für viele Inszenierungen herhalten. Ursprünglich beruht die viel zitierte Geschichte auf dem gleichnamigen Roman des französischen Schriftstellers Gaston Leroux aus dem Jahr 1909. Auch der italienische Horrorfilmregisseur Dario Argento legte die Geschehnisse in der Pariser Oper 1877 unter deutlichen Abweichungen vom Original neu auf.
Inhalt: Ein junges Paar setzt ihr Baby in einem Korb in der Seine aus. Die Strömung spült es in ein Gewölbe unter der Pariser Oper, wo es von Ratten umgeben ist.
Dort wächst es unter Ratten auf und hält die Gewölbe für sein Zuhause. Als Phantom der Pariser Oper, dargestellt durch Julian Sands („Arachnophobia“), wird es gefürchtet. Eines Tages offenbart sich das Phantom der schönen Sopranistin Christine Daae (Asia Argento, „Triple X“). Es möchte Christine helfen berühmt zu werden, da er von ihrer Stimme und ihrem Aussehen begeistert ist. Christine ist beeindruckt von dem geheimnisvollen Fremden und kommt ihm näher. Doch schon bald beginnen Christines Widersacher auf merkwürdige Weise ums Leben zu kommen.
Julian Sands und die skurrilen Charaktere – eine Kombination die passt
Kritik: Die Neuauflage des bekannten Stoffes durch den italienischen Grusel-Meister Dario Argento wurde mit Spannung erwartet. Er schaffte es auch, dem bekannten Stoff eine ganz eigene Ausrichtung zu geben. So ist das von Julian Sands verkörperte Phantom weder verunstaltet noch trägt es eine Maske. Die Dramaturgie, Bildfolge und Farbkomposition, die Argento wählt, lassen die Welt des 19 Jahrhunderts glaubwürdig erscheinen, da der langsame Erzählstil einen unheimlichen Sog entwickelt. So vermittelt er gekonnt die bizarre Welt der Geschichte.
Bei der Besetzung bewies er auch ein gutes Gespür. Julian Sands, der sich durch seine Rollen in Filmen wie „Warlock-Satans Sohn“ oder „Boxing Helena“ auf skurrile Charaktere spezialisiert hat, hinterlässt auch als von Ratten aufgezogenes Phantom einen hervorragenden, verstört-geheimnisvollen Eindruck. Asia Argento, die zum zweiten Mal nach „The Stendhal Syndrom“ aus dem Jahr 1996 in einem Film ihres Vaters zu sehen war, erwies sich für die Rolle der Christine als absolute Idealbesetzung. Sie spielt ihre Rolle anmutig und elegant und versprüht währenddessen trotzdem eine liebenswerte Naivität, sodass sie dem Zuschauer in dieser Welt voller Kriminellen, Pädophilen und sonstiger Verrückten eine Menge Identifikationspotenzial bietet. Die Nebendarsteller komplettieren das bizarre Puzzle von Argentos morbiden Universum, wobei dort vor allem Nadia Rinaldi als dicke arrogante Opernsängerin und Istvan Bubik als verrückter Rattenfänger Ignace einen bleibenden Eindruck hinterlassen.
Hinter der Kamera sorgt das Kamera-Urgestein Ronnie Taylor (Oscar für „Ghandi“) im Alter von damals 74 Jahren für die ungewöhnliche Bilderflut. Für den exzellenten Soundtrack konnte Argento Ennio Morricone gewinnen, der sich beispielsweise auch für die legendären Soundtracks von „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Es war einmal in Amerika“ verantwortlich zeichnete.
Leider enthält auch diese Adaption von “Das Phantom der Oper” einige Logiklücken, was man aber von den Filmen Dario Argentos mittlerweile gewohnt sein dürfte. Der Film ist auch von vielen Zuschauern kritisch gesehen worden, da er, trotz eines relativ hohen Gewaltlevels, nicht Genre üblich als spannender Gruselfilm funktioniert. Viel mehr fällt bei dem Film der Stil und die Ästethik auf, die Dario Argento bei diesem außergewöhnlich inszenierten, abstoßenden und zeitgleich faszinierenden Film zeigt. Für diesen künstlerisch extrem hochwertigen Film, vergebe ich trotz vorhandener Schwächen
4 von 5 Punkten
Bild: Leider schafft es die DVD nicht durchgehend, die surreale Bilderflut Argentos vernünftig umzusetzen. Die Detailschärfe ist leider oft nicht vorhanden und das durchgehende Bildrauschen mindert das Schauvergnügen doch an einigen Stellen. Die etwas verwaschenen, künstlichen Farben hingegen stützen die Inszenierung Argentos.
3 von 5 Punkten
Ton: Der 5.1 DTS-Ton im Deutschen kann voll überzeugen und bringt gerade den Morricone-Soundtrack jederzeit gut zur Geltung. Leider ist der englische Ton nur in einem dumpfen 2.0 Surround vorhanden und kann nicht überzeugen.
4 von 5 Punkten
Extras: Leider ist hier nur ein Kinotrailer sowie drei andere Sunfilm-Trailer enthalten. Das ist doch bedauerlicherweise sehr wenig.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Bildquelle: ThePostman2407,YouTube
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 05.12.2011
Review: Das Phantom der Oper (DVD)