Inhalt: Butch Cassidy (Sam Shepard, „Brothers“) hat, nach seinem vorgetäuschten Tod 1908, dem Leben als Bandit abgeschworen und führt 1927 unter dem Namen James Blackthorn ein Leben als Viehzüchter in Bolivien. Sein einziger Kontakt in die Staaten ist sein Neffe, dem er regelmäßig Briefe schreibt. Er träumt davon, seinen Lebensabend in der alten Heimat zu verbringen und hebt deshalb seine ganzen Ersparnisse von der Bank ab. Kaum dass sich das gealterte Raubein aber auf den Weg in Richtung Heimat macht, wird er in der Wüste von dem Ingenieur Eduardo (Eduardo Noriega, Jacinto in „Das Rückgrat des Teufels“) überfallen.
Es kommt zu einem Schusswechsel, bei dem Butchs Pferd mitsamt seinen Ersparnissen flüchtet. Jetzt müssen sich die beiden Männer zusammenraufen, um in der unwirtlichen Wüstezu überleben. So erfährt Butch von 50.000 US-Dollar, die Eduardo einem Minenbesitzer gestohlen und dann versteckt hat. Für seine Hilfe, die Beute in Sicherheit zu bringen, bietet Eduardo Butch die Hälfte des Betrags. Der Oldie willigt ein und hat daraufhin eine Gruppe schießwütiger Pistoleros auf den Fersen. Auch sein alter Widersacher Mackinley (Stephen Rea, Finch aus „V wie Vendetta“) nimmt wieder seine Witterung auf und sorgt endgültig dafür, dass der Vorruhestand für Butch Cassidy beendet ist.
Kritik: Im Jahr 1969 spielten Paul Newman und Robert Redford die Titelhelden in „Butch Cassidy and the Sundance Kid“. In dem damaligen Film starben die beiden Antihelden im Kugelhagel. Der Epos erhielt vier Oscars und zählt bis heute zu den großen Westernklassikern. Über 40 Jahre später stellt Mateo Gil (Drehbuch zu „Vanilla Sky“) die Frage, was passiert wäre, wenn Butch Cassidy nicht erschossen worden wäre und in Würde hätte altern dürfen. Herausgekommen ist ein schön gefilmter Western der alten Schule, der einige tolle Denkansätze bietet. Er verneigt sich vor dem Original, reflektiert den Helden aber kritisch. Allein schon die Änderung des Namens von Butch lässt eine weise Distanz zu seinem alten Verbrecher-Dasein entstehen. Allerdings krankt „Blackthorn“ an einer etwas überkonstruierten Handlung. So stören speziell im letzten Drittel einige hektisch eingeführte und nicht richtig ausgearbeitete Charaktere und auch die Rückblenden auf Butchs „aktive“ Zeit wirken eher zusammenhangslos und blass.
Sam Shepard glänzt als Wildwest-Legende
Das „Blackthorn“ nicht ins Belanglose abdriftet, ist vor allem dem überragend guten Sam Shepard zuzuschreiben. Der amerikanische Charaktermime verkörpert Butch Cassidy mit Verve und Präsenz. Ein Blick in das Gesicht Shepards reicht, um den rauen Wildwest-Alltag spüren und fast schmecken zu können. Anders als beispielsweise Jeff Bridges in „True Grit“ hält seine Figur aber keinerlei Ironie für das Publikum bereit. Sein Butch Cassidy ist ein wehmütiger und gezeichneter alter Mann, der auf der Suche nach sich selbst ist und nicht mehr mit seiner kriminellen Vergangenheit zu tun haben möchte. Es steht außer Frage, dass Shepard diesen Film entscheidend verbessert hat.
Eduardo Noriegas als sein zwielichtiger Wegbegleiter Eduardo gibt sich zwar erkennbare Mühe, mit Sam Shepard auf Augenhöhe zu agieren, scheitert aber deutlich an dieser Herkules-Aufgabe, da seine Figur im Drehbuch zu eindimensional angelegt wurde. Stephen Rea als alkoholkranker Detektiv Mackinleybekommt zu wenig Spielraum, um seine Figur richtig zu entwickeln. Trotzdem gehört seine einzige gemeinsame Szene mit Sam Shepard zum Stärksten, was dieser Film zu bieten hat. Nikolaj Coster-Waldau (Jaime Lannistair aus „Game of Thrones“) spielt Butch Cassidy in den Rückblenden. Er bleibt im Vergleich zu Sam Shepard aber blass.
„Blackthorn“ lebt von Sam Shepard. So verzeiht der Zuschauer auch die vorhandenen Schwächen in Handlungs- und Charakterentwicklung. Dank der herausragenden Leistung des Routiniers und den tollen Landschaftsaufnahmen wird der Film sehenswert.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Der Bildtransfer ist auf hohem Niveau gelungen. Die Landschaftsaufnahmen sind absolut scharf, die Nachtaufnahmen sehr detailreich. Leider wirken die Farben bei Nahaufnahmen unter der grellen Wüstensonne nicht immer natürlich, da sie zu weich gezeichnet wurden.
4 von 5 Punkten
Ton: Der englische und der deutsche Ton liegen in DTS-HD MA 5.1 -Sound vor. Bei diesem ruhigen Film ohne viele Effekte ist der Surround-Ton immer auf einem guten Niveau. Die Dialogwiedergabe ist fehlerfrei.
4 von 5 Punkten
Extras: Die Extras sind mit einem ordentlichen Making Of und einigen Trailern nicht mehr als Standardware.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Bildquelle: Ascot Elite,YouTube
Blackthorn
Originaltitel: | Blackthorn |
Regie: | Mateo Gil |
Darsteller: | Sam Shepard, Eduardo Noriegas, Stephen Rea |
Genre: | Western |
Produktionsland/-jahr: | Spanien, 2012 |
Verleih: | Ascot Elite |
Länge: | 98 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Offizielle Homepage zum Film: | "Blackthorn" Homepage |