Review: Das Hochzeitsvideo (Kino)

Inhalt: Pia Schultz (Lisa Bitter) und Sebastian von Stieglitz (Marian Kindermann) kennen sich erst seit ein paar Monaten, aber für die beiden steht fest, sie sind verliebt und „wer nicht in den ersten sechs Monaten heiratet, der sollte es lieber ganz lassen“. So kommt es, dass in den Tagen vor der Hochzeit, auch wenn alles perfekt organisiert scheint, es dann doch sehr chaotisch wird. Zu allem Überfluss ist Daniel (Stefan Ruppe), ein guter Freund von Sebastian, immer mit seiner Kamera dabei. Er hat die Aufgabe zugewiesen bekommen, die hektischen Tage vor der Hochzeit und natürlich den besonderen Tag selbst zu filmen. Zum Leidwesen des Brautpaars und der Gäste nimmt er seine Aufgabe überaus ernst und steckt seine Kamera auch in Dinge, die besser nicht festgehalten worden wären. So kommt es, dass kein Geheimnis und keine Peinlichkeit unentdeckt bleiben.

Das Zusammentreffen von Pias freigeistiger Familie und Sebastians biederem „von-und-zu-Clan“, Alkohol-Eskapaden beim Junggesellen-Abschied, Pannen und ein Ex-Freund, der sich als Pornodarsteller „Carlos die Keule“ herausstellt sprengen nicht nur die Toleranzgrenzen der spießigen Stieglitz-Eltern, sondern auch die der frisch Verliebten. Plötzlich erscheint nicht mehr alles so rosarot und kaum einer möchte bei seinen Emotionen noch gefilmt werden. So kommt es, dass „Mach doch mal die Kamera aus!“ wohl der meist gesagte Satz des „Hochzeitsvideos“ ist.

Dokumentarischer Filmstil und frische Schauspielgruppe beleben den Film

Kritik: Das Hochzeitsvideo von Regisseur Sönke Wortmann („Deutschland ein Sommermärchen“) zeichnet sich durch seine realistische Aufmachung aus. Der Film wird fast nur aus der Perspektive der beiden Hochzeitsfilmer (Daniel und später auch Despair, Pias Schwester) erzählt, sodass der Zuschauer immer das Gefühl hat, Mitten im Geschehen zu sein. Einige Stellen, wie die kurze Einführung in den Beginn von Pias und Sebastians Liebesgeschichte, sind sogar nur mit einer iPhone Kamera gefilmt und unbearbeitet übernommen wurden. Die meisten Szenen sind jedoch von Kameraprofis gedreht worden, um die Qualität der Bilder hoch zu halten. Nur die typischen Anfängerfehler, wie lange Einstellungen, harte Schwenks und Zooms wurden im Hochzeitsvideo übernommen.

Der Film befasst sich nicht mit einem brandneuen Thema und greift viele Klischees auf, die wohl jeder im Zusammenhang mit einer Hochzeit wenn nicht selbst erlebt, dann zumindest schon einmal gehört hat. Arm heiratet reich, spießbürgerlich trifft auf alternative Lebenseinstellung, Stripper, die am Junggesellen-Abend mehr geben, als nur zu tanzen, eine Braut, die sich nicht traut. All das wäre witzig, aber nicht leinwandreif, wenn Wortmann sich nicht den Aspekt der authentischen Drehweise überlegt hätte. Direkt dabei zu sein, wenn die delikaten Geheimnisse des Brautpaars und der Gäste aufgedeckt werden, erzeugt einen besonderen Witz. Die Zuschauer fiebern in den heiklen und emotionalen Szenen mit.

Die Schauspieler des Films sind allesamt Neulinge auf der Kinoleinwand. Die Truppe wurde aus deutschen Theaterhäusern zusammen gestellt. Die Unerfahrenheit sieht man der zusammengewürfelten Gruppe jedoch nicht an. Viel mehr versprühen sie alle eine Gelassenheit und spritzige Neulust, die sowohl zum Film als auch den Protagonisten sehr gut passt.

Das Hochzeitsvideo ist ein lustiger und ehrlicher Film, der den Zuschauer mehrfach daran zweifeln lässt, ob er sich den Heiratsstress, irgendwann einmal antun möchte. Dank des realistischen Filmstils und der jungen und dynamischen Schauspielcrew kann der Film, wenn er auch thematisch keine neuen Themen aufgreift, unterhalten.

Punkte 3 von 5

Ab dem 10.05.2012 könnt ihr “Das Hochzeitsvideo” im Kino sehen. Vorab präsentieren wir schon einmal den offiziellen Trailer zum Film.

Bildquelle: YouTube, ConstantinFilm

Das Hochzeitsvideo