Inhalt: Der Fischer Jafaar (Sasson Gabay „Die Band von nebenan“) lebt mit seiner Frau Fatima (Baya Belal „Die Frau die singt“) im Grenzgebiet des Gazastreifens auf palästinensischem Boden. Auf seinem Dach sind zwei israelische Soldaten stationiert und sein Haus ist baufällig. Als wenn das nicht schon genug wäre, fängt er auch noch die kleinsten Fische des ganzen Dorfs und verdient kaum Geld. Hochverschuldet und vom Pech gebeutelt glaubt Jafaar, dass es nicht mehr schlimmer werden kann, bis ihm ein großes, quiekendes Hängebauchschwein in sein Fischernetz geht.
Jafaar, dessen Religion es ihm verbietet, Schweine zu essen oder sie auch nur auf den Boden Palästinas zu lassen, versucht auf verschiedenen Wegen seinen Fang loszuwerden. Doch niemand will das Schwein auch nur geschenkt haben. Erst als er hört, dass die jüdische Gemeinde auf der anderen Seite des Grenzzauns Schweine züchtet, findet er in Yelena (Myriam Tekaia) zumindest einen Abnehmer für das Sperma seines Schweins. Abrupt bessert sich Jafaars finanzielle Lage auf und auch sein anfangs so verstörtest Verhältnis zu dem Schwein bessert sich. Doch sein leichtfertiger Umgang mit dem „dreckigen Tier“ hat schwere Folgen. Als die Islamisten erfahren, dass er ein Schwein hält, nehmen Sie ihn fest und wollen ihn zu einem Selbstmordattentat zwingen…
Eine Komödie mit einem wahren und traurigen Kern
Kritik: Das Schwein von Gaza ist das Regiedebüt von Sylvain Estebal. Der Franzose war bisher als Autor und Journalist tätig. Die Idee einen Film über die Nachbarschaft von Israelis und Palästinensern zu drehen, hatte er nach einem Fotoprojekt im Westjordanland. Schon damals versuchte er beiden Seiten aufzuzeigen wie ähnlich sie sich sind. Auch in „Das Schwein von Gaza“ ist es nicht Estebals Absicht eine Kultur oder ein Land besser dastehen zu lassen als das andere, sondern die Möglichkeit eines Miteinanders aufzuführen.
Als Botschafter der beiden Seite dient in der Komödie Estebals das Schwein. Zunächst ist es die einzige Gemeinsamkeit, die beide Religionen und Lager einander zusprechen, denn beide verabscheuen Schweine. Doch im Laufe des Films nimmt das Schwein eine immer tragendere Rolle ein. Dank des Schweins lernen Yelena und Jafaar sich immer besser kennen und schätzen. Sie nähern einander an und symbolisieren damit den Wunsch, den Estebal an den ganzen israelisch-palästinensischen-Konflikt richtet.
Die Schauspieler des Films kommen aus verschiedenen Ländern und gehören unterschiedlichen Religionen an. Damit sich aber keiner angegriffen oder in eine Schublade geschoben fühlt, hat Estebal so gut es ging auf Klischees verzichtet. Deswegen ist zum Beispiel das Bild des vollbärtigen Islamisten in „Das Schwein von Gaza“ nicht zu finden. Sasson Gabay, der den palästinensischen Jafaar spielt, ist selbst sogar Israeli. Der Film dürfte für jeden einzelnen der Schauspieler eine persönliche Herausforderung gewesen sein. Umso schöner ist es zu sehen, dass die einzelnen Filmrollen sehr gut ausgespielt und umgesetzt wurden. Besonders hervorzuheben ist die Leistung von Gabay, der viele Szene alleine mit dem Schwein (das übrigens von einem Hängebauchschwein namens Charlotte, also einer Sau gespielt wird) illustrieren muss.
„Das Schwein von Gaza“ setzt auf intelligenten Humor. Trotz des tragischen Hintergrunds erweckt der Film beim Zuschauer nicht das sonst so häufig verspürte Unverständnis oder die Traurigkeit, die der Konflikt im Nahen Osten mit sich bringt. Am Ende fragt man sich, wenn wir doch alle gleich sind, oder um es mit Fatimas Worten zu sagen: „Jedes Schwein ist gleich – genau wie Männer auch.“, warum ist dann der Traum von einem gemeinsamen Land so schwer?
Der Kinostart in Deutschland ist der 02.08.2012.
5 von 5 Punkten
Quelle: YouTube, DasSchweinVonGaza
Originaltitel: | Le cochon de Gaza |
Regie: | Sylvain Estebal |
englische Sprecher: | Sasson Gabay, Baya Belal, Myriam Tekaia |
Genre: | Komödie |
Produktionsland/-jahr: | Frankreich, Deutschland 2011 |
Verleih: | Alamode Film |
Länge: | 98 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |
Offizielle Homepage zum Film: | Das Schwein von Gaza |
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