Revie: Hasta la Vista! (Kino)

Inhalt: Jozef (Tom Audenart), Lars (Gilles De Schrijver) und Philip (Robrecht Vanden Thoren) sind die engsten Freunde und philosophieren tag ein, tag aus über Frauen und Wein. Dabei hatte aber noch keiner der Drei, obwohl sie schon weit über 20 sind, jemals Sex. Das Vorhaben, ihre Unschuld zu verlieren, gestaltet sich schwierig: Jozef ist beinahe blind, Philip vom Hals abwärts gelähmt und Lars durch einen weit fortgeschrittenen Tumor an den Rollstuhl gefesselt. Philip scheint die Lösung gefunden zu haben, als er seinen Freunden die Visitenkarte eines Bordells aus Spanien, das speziell auf die Bedürfnisse von Behinderten abgestimmt ist, zeigt. Nun heißt es nur noch, wie sollen die Jungs nach Spanien kommen, wenn die übervorsichtigen Eltern ihren Kindern selbst eine betreute Wein-Tour verbieten? Heimlich organisieren sie sich einen Fahrer namens Claude, der sich schon bald als stämmige Frau (Isabelle de Hertogh) herausstellt. Nach einem sehr holprigen Start beginnt für die Freunde ein unvergesslicher Roadtrip von der belgischen Provinz an die spanische Küste und zur Erfüllung ihrer Wünsche.

Kritik: Im Herbst 2011 war diese Tragikomödie von Geoffrey Enthoven die Kinoüberraschung Belgiens. Auf den Filmfestivals in Montréal, San Jose und Valladolid wurde der Film mit Preisen überschüttet. Die Umsetzung dieses Tabu-Themas (die Sexualität von Behinderten) ist schlicht und ergreifend grandios geworden. Basierend auf den Erfahrungen des querschnittsgelähmten Briten Asta Philpot, der mit der thematisch gleichgelagerten Dokumentation „ForOneNightOnly“ für Aufsehen sorgte, entstand hier eine einfühlsam erzählte Geschichte über Freundschaft, Freiheit und Zusammenhalt in schwierigen Situationen, die nicht zu Klamauk verkommt. Vor allem die Kombination der drei jungen Männer, die sich von ihren Behinderungen nicht unterkriegen lassen, sich aber gegenseitig mit ihren Schwächen necken, zeugt von tiefer Zuneigung und Toleranz. Dazu werden auf ihrer Strecke, bei der von Kilometer zu Kilometer ihr Selbstvertrauen wächst, wunderschöne Aufnahmen von Küste und Weinstöcken gezeigt, die das Thema weiter auflockern. Das eigentliche Ziel der Jungs, das spanische Bordell, rückt schon bald für den Zuschauer und die Charaktere in den Hintergrund.

Die drei Kämpfer und die sehr kräftige Übermutter

Besonders hervorragend wurden auch die Hauptdarsteller des Films gewählt, von denen keiner im wahren Leben mit einer Behinderung zu kämpfen hat. Robrecht Vanden Thoren leistet als launischer Philip enormes. Er verkörpert die Lähmung glaubwürdig und zeigt trotz der körperlichen Einschränkung eine starke Präsenz. Gilles De Schrijver als todkranker Lars, der sich nicht unterkriegen lässt und Tom Audenart als etwas schüchterner, aber lebensfroher Jozef stellt seine Einschränkung auch glaubhaft dar. Ergänzt wird das Trio von Isabelle de Hertogh, die als etwas schroffe aber herzensgute Betreuerin Claude zu gefallen weiß.

„Hasta la Vista!“ hat sehr viele Lacher, ohne jemals albern oder zotig zu werden. „Hasta la Vista!“ rührt fast zu Tränen, ohne dabei rührselig zu sein. „Hasta la Vista!“ ist eine atemberaubend gute Tragikomödie, die sich unbeschwert mit einem komplizierten Thema auseinandersetzt. Von der Qualität des Films, kann er locker mit dem französischen Kinohit „Ziemlich beste Freunde“ mithalten. Es wäre wünschenswert, wenn „Hasta la Vista!“ eine ähnliche Würdigung erfährt. Ab dem 12.07.2012 ist dieses Filmjuwel aus Belgien auch in den deutschen Kinos zu sehen.

5 von 5 Punkten

Quelle: TrailerJoy, YouTube

Hasta la Vista!