Im Jahr 2016 brennt die Sonne auf die Erde und verwandelt sie in eine Wüste. Die meisten Menschen sind tot und die jenigen die überlebt haben, können nur noch vermummt auf die Straße, da sie sonst schwere Verbrennungen erleiden würden. Zu diesen Überlebenden zählt auch Marie (Hannah Herzsprung, Susanne Albrecht aus „Der Baader Meinhof Komplex“), die mit ihrem Freund Phillip (Lars Eidinger, „Video Nasty“) und ihrer kleinen Schwester Leonie (Lisa Vicari, Suse aus „Hanni und Nanni“) in die Berge unterwegs ist, wo es angenehmere Temperaturen und eine Wasserquelle geben soll. An einer Tankstelle nehmen sie zur Unterstützung noch den hilfreichen aber zwielichtigen Tom (Stipe Erceg, Jones aus „Unknown Identity“) mit. Die ohnehin angespannte Situation verschlimmert sich, als die Vier in einen Hinterhalt gelockt werden. Es beginnt ein gnadenloser Kampf um Leben und Tod.
Nach seinem Abschluss an der Hochschule für Fernsehen und Film München wollte Tim Fehlbaum unbedingt seine Vision von „Hell“, die er bereits seit Jahren gepflegt hatte, in die Tat umsetzen. Der Produzent Thomas Wöbke („Anatomie“) war schnell von Fehlbaums Idee begeistert und übernahm sogar die Stelle des Co-Autors. Darüber hinaus konnte Regie-Superstar Roland Emmerich („The Day After Tomorrow“) als Executive Producer für „Hell“ gewonnen werden. Der Low-Budget-Film gehörte zu den positiven Überraschungen des Kinojahres 2011. Nach einem etwas behäbigen Start wird der Film dann bald den hohen Ansprüchen gerecht. Wie mit einfacher Beleuchtung und einer Mischung von Gelb- und Brauntönen hier die Weltuntergangsstimmung regelrecht greifbar gemacht wird, ist beeindruckend. So akzeptiert der Zuschauer das Ausgangsszenario und leidet bald mit Marie und ihren Weggefährten.
Eine weitere Steigerung erfährt der Film im zweiten Teil, als die Gruppe einen Feind trifft, der noch unberechenbarer als die Sonne ist: Menschen im Überlebenskampf. Die Spannung wird teilweise unerträglich und der Handlungsverlauf lässt den Zuschauer mehr als einmal an den Wes Craven-Klassiker „The Hills Have Eyes“ aus dem Jahr 1977 denken. Da es Fehlbaum aber gelingt, die Genre-Klischees nie zu erfüllen, sondern gekonnt mit ihnen zu spielen, erhält der Film eine augenzwinkernde Note.
Hannah Herzsprung – Der neue deutsche Superstar?
Ein weiterer Trumpf des Films sind seine Schauspieler. Um Leben in die toteWelt zu bringen, braucht es echte Charakterdarsteller. Die 30-jährige Hannah Herzsprung gehört auf jeden Fall in diese Kategorie. Ihr intensives Spiel trägt den Zuschauer durch die Handlung. Dabei vollzieht sie eine glaubhafte Wandlung von der zurückhaltenden Schutzbedürftigen zur toughen Heldin. Nachdem sie bereits zuvor in Filmen wie „Vier Minuten und „Weißensee“ mehr als überzeugend spielte, stehen ihr jetzt alle Tore für eine große internationale Karriere offen. Jungschauspielerin Lisa Vicari beeindruckt mit ungewöhnlicher Abgeklärtheit und hat eine enorme Leinwandpräsenz. Lars Eidinger als selbstgefälliger Phillip fällt dagegen etwas ab, was aber auch mit seiner flachen Figurenzeichnung im Drehbuch zu tun hat. Stipe Erceg verkörpert den geheimnisvollen Tom wunderbar ambivalent, sodass allein durch die Ungewissheit über seine Motive weitere Spannung entsteht. Abgerundet wird die Besetzung von der deutschen Kino-Institution Angela Winkler (Agnes Matzerath aus „Die Blechtrommel“). Sie spielt die Bäuerin und Übermutter Elisabeth gewohnt hervorragend und schafft es als einzige Darstellerin, auf Augenhöhe mit Hannah Herzsprung zu agieren.
„Hell – Die Sonne wird euch verbrennen“ ist der wohl beste Debütanten-Film der letzten Jahre. Tim Fehlbaum bewies hier großen Mut, ein in Deutschland totes Genre wiederzubeleben, nachdem in letzter Zeit gefühlt ausschließlich Romantik-Komödien und Dramen gedreht wurden. Mit diesem Film würdigt Fehlbaum Craven, hat aber selbst eine Fülle an innovativen Ideen, für die er unter anderem den Förderpreis Deutscher Film Regie gewann. Die Filmbewertungsstelle verlieh diesem tollen Weltuntergangsszenario vollkommen zurecht das Prädikat „Besonders wertvoll“.
4,5 von 5 Punkten
Bild: Die regelmäßig überbelichteten Aufnahmen sind ein Stilmittel des Films. Da die postapokalyptische Stimmung des Films von der Blu-Ray perfekt transportiert wird, gibt es hier keinen Kritikpunkt. Die dunklen Aufnahmen sind zu jeder Zeit scharf und detailreich.
5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche Ton liegt in DTS-HD MA 5.1-Sound vor. In den Actionszenen und beim Soundtrack wird der Surround sehr gut eingesetzt. Leider wirkt die Tonabmischung bei den Dialogen etwas stumpf.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein Making Of, zwei Features zu Besetzung und Geschichte, sowie einige Trailer bieten soliden Standard bei den Bonusmaterialien.
3 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: Paramount Pictures, Youtube
Hell - Die Sonne wird euch verbennen
Originaltitel: | Hell - Die Sonne wird euch verbennen |
Regie: | Tim Fehlbaum |
Darsteller: | Hannah Herzsprung, Stipe, Erceg, Angela Winkler |
Genre: | Thriller |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2011 |
Verleih: | Paramount Pictures |
Länge: | 89 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Offizielle Homepage zum Film: | "Hell" Homepage |