Im Jahr 2008 wurde die Sängerin und Songwriterin Katy Perry aus Santa Barbara in Kalifornien scheinbar über Nacht zum Weltstar. Dieser Film zeigt nun den beschwerlichen Weg, den Katheryn Elisabeth Hudson, so Perrys bürgerlicher Name, von der Sängerin im Kirchenchor und Tochter sehr religiöser Eltern bis hin zum glänzenden Bühnenstar auf sich nehmen musste. Daneben dreht es sich die Dokumentation um ihre spektakuläre „Part of me“-Welttournee und alle Randerscheinungen die für die Sängerin und ihr Team in dieser Zeit auftraten. Dabei geht es thematisch sowohl um übermäßigem Fastfood-Genuss und erfolgreiche Singles, als auch um Perrys zu dieser Zeit gescheiterte Ehe mit dem Komiker Russel Brand („Männertrip“).
Dan Cutforth und Jane Lipsitz, die 2011 das Porträt „Justin Bieber – Never Say Never“ über den bekannten YouTube-Star gedreht hatten, inszenierten auch jetzt den Blick hinter die Kulissen der schrillen Pop-Diva, der zwar unterhaltsam geraten ist, aber beim „neutralen“ Zuschauer das ein oder andere Kopfschütteln hervorrufen dürfte. Zunächst einmal: Für Fans von Katy Perry ist der Film ein absoluter Volltreffer. Es gibt reichlich Musik der Künstlerin, die einzigartige Möglichkeit, die Ereignisse backstage zu verfolgen und eine Menge privates, was durch Interviews mit Freunden und Familie sowie Archivmaterial aufgearbeitet wird. So erfahren die nicht so Katy Perry-affinen Zuschauer (zu denen ich mich zähle), das sie schon zahlreiche Jahre im Geschäft mit selbst verfassten Liedern verbracht hatte und ihr Erfolg nicht wirklich über Nacht gekommen ist. Darüber hinaus ist die Bühnenshow so spektakulär inszeniert, das selbst Leute, die ihre Musik nicht täglich hören, Gefallen an den Beiträgen finden dürften.
Katy Perry – Ein offenes Buch
Auch sonst finden sich keine dramaturgischen Lücken in dem Musiktagebuch, was hier zu 93 Minuten Filmmaterial verarbeitet wurde. Die bewegte Lebensgeschichte der irgendwo zwischen sympathisch und verrückt einzuordnenden Hauptfigur gibt mehr als genug her, worüber berichtet werden kann. Hieraus resultiert aber auch ein Kritikpunkt: Das Privatleben von Perry wird derart breitgetreten, dass es teilweise schon verstörend und der Film voyeuristisch wird. Wenn eine nervlich am Boden liegende und wegen ihrer gescheiterten Ehe in Tränen aufgelöste Perry von einer laufenden Kamera in der Künstlergarderobe für Minuten gefilmt wird, oder sie als Kind von ihrem Vater fast zu Selbstvertrauen genötigt wird, möchte sich der ein oder andere Zuschauer in Scham abwenden. Es ist äußerst lobenswert, dass Perry ihre Fans an ihrem Leben teilhaben lassen möchte. Jedoch wenn sie das ganze Material aus dem Film abgesegnet hat, kann sie sich eine gewisse exhibizionistische Ader nicht absprechen lassen.
Daneben wird den meisten Zuschauern nach einiger Zeit die „American Dream“-Attitüde, mit der ihre Geschichte erzählt wird, sauer aufstoßen. Gleich zu Beginn kommen einige junge Leute zu Wort, die durch den Erfolg der ebenso „andersartigen“ Künstlerin, die immer an sich geglaubt hat, auch selbst mehr Vertrauen in sich bekommen haben. Diese positiven Erlebnisse, die Fans durch ihre Musik haben, mögen durchaus vorkommen. Wenn die „Wer an sich glaubt, kann alles schaffen“-Phrase aber mit einer derartig offensichtlichen Holzhammermethode verbreitet und in jede Nische des Films herein gequetscht wird, ist dieses Stilmittel leider vollends misslungen.
Trotzdem ist es Dan Cutforth und Jane Lipsitz gelungen, „Katy Perry: Part of me“ so interessant zu inszenieren, dass bei einigen die Meinung über die bunt-schrille Künstlerin mit der Vorliebe für Fantasy durchaus ins Positive schwanken dürfte. Diejenigen, die schon vorher Fan waren, werden nach allen Regeln bedient und dürften begeistert sein. Das dieses Porträt längst nicht immer geschmackssicher ist, fällt in diesem Fall unter den Tisch.
Ab dem 13.12.2012 ist der Film auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3 von 5 Punkten
Bild: Die Qualität ist so schwankend, wie es von einem solchen Tagebuch zu erwarten ist. Farben, Schwarzwert, Schärfe sind bei den Backstage-Aufnahmen eher durchwachsen. Die Bühnenauftritte und Interviews haben dagegen ein durchgehend gutes Bild.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der englische DTS-HD Master Audio 5.1-Sound ist aufgrund des Ausgangsmaterials ebenso passabel gelungen, spricht aber zumindest bei den Bühnenauftritten die Anlage gut an.
3 von 5 Punkten
Extras: Die Dokumentation wird ergänzt von Live-Videos zu „Last Friday Night“ und Waking up in Vegas“, zwei Kurz-Featurettes „Grandmother: Thinking of you“ und „The Grammy’s You’ll Never Take Away From Me“ sowie ein mehrteiliges„California Dreams Tour: Behind the Scenes“ bieten einen ordentlichen Mehrwert.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Paramount Home Entertaiment, YouTube
Originaltitel: | Katy Perry: Part of Me |
Regie: | Dan Cutforth, Jane Lipsitz |
Darsteller: | Katy Perry, Adam Marcello, Casey Hopper |
Genre: | Musikfilm, Dokumentation |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2012 |
Verleih: | Paramount Home Entertainment |
Länge: | 93 Minuten |
FSK: | ab 0 Jahren |
Offizielle Homepage zum Film: | Der Internetauftritt von "Katy Perry: Part of Me" |
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Schöne, objektive Review! Dankeschön! :-)
Gerne. Danke fürs Lesen :-)