Inhalt: Ein weltweite Epidemie führt dazu, dass Menschen nach einer Panikattacke ihren Geruchssinn verlieren. Als kurze Zeit später auch der Geschmackssinn verschwindet, wird die Krankheit langsam bedrohlich. Genau zu dieser Zeit lernen sich in Glasgow die Forscherin Susan (Eva Green, „007 – Casino Royale“) und der Chefkoch Michael (Ewan McGregor, „Haywire“) kennen.
Beide haben längst den Glauben an die große Liebe verloren und entwickeln eher unfreiwillig Gefühle für den jeweils anderen. Währenddessen lernt die ganze Weltbevölkerung, ohne Geruch und Geschmack zu leben. Ein Wutausbruch und der darauffolgende Verlust des Gehörsinns sorgt dann aber endgültig für Panik und chaotische Zustände auf den Straßen. Susan und Michael verlieren sich im Zuge dieser Krankheitswelle aus den Augen. Und schon droht eine weitere Stufe der Krankheit.
Kritik: Der Engländer David Mackenzie, der schon mit anspruchsvollen und leicht skurrilen Werken wie „Young Adam – Dunkle Leidenschaft“, „Asylum“ und „Hallam Foe: This is my Story“ unter anderem bei den BAFTA-Awards und auf der Berlinale gewinnen konnte, wagte sich hier an ein Drehbuch des Dänen Kim Aakeson, der unter anderem auch das Skript zu dem deutsch-norwegischen „Gnade“ (Hier geht es zum Interview mit Regisseur Matthias Glasner und Hauptdarsteller Jürgen Vogel) verfasst hatte. Einen Film über den Verlust von Sinnen zu drehen erscheint zunächst absurd, weil kaum etwas die Sinne so anspricht wie das Kino.
Diesen Film dann auch noch „Perfect Sense“ zu nennen, wirkt sogar noch absurder oder zumindest über die Maße zynisch. Dennoch ist der Film bis auf minimale Ausnahmen mehr als gelungen. Gleich zu Beginn lässt MacKenzie die Zuschauer durch äußerst wackelige Kameraaufnahmen merken, dass etwas nicht stimmt. Mit eindrucksvollen einzelnen Bildern und der melancholischen Erzählerin gelingt es dem Regisseur dann schnell, den Zuschauer in seine düstere Zukunftswelt zu entführen.
Sinnlosigkeit mal anders
Spätestens zu dem Zeitpunkt, als der Gehörsinn der Menschen zu verschwinden beginnt, wird „Perfect Sense“ endgültig zum Erlebnis. Es entwickelt sich eine Parabel, die aus der Abwesenheit von Farben ihren Glanz zieht und weit über eine einfache Liebesgeschichte hinausgeht, was auch an den grandiosen Hauptdarstellern liegt. Mackenzie lässt immer eine gewisse Distanz zwischen dem Zuschauer und Michael und Susan, die er beide nicht als sympathische Helden inszeniert.
Diese Figuren mit einer solchen emotionalen Tiefe zu entwickeln, dass sie den Zuschauer derart fesseln, ist die Arbeit von großartigen Charaktermimen. Ewan MacGregor und Eva Green präsentieren sich sinnlich, leidenschaftlich und verletzlich. Der Zuschauer möchte mit den beiden den ganzen Weg bis zum unvermeidlichen Ende erleben. Das diese Gala für beide ohne Krönung durch einen Filmpreis blieb, muss doch sehr überraschen. Ewan Bremner („Trainspotting“) als Michaels Arbeitskollege und Connie Nielsen („Gladiator“) als Susans Schwester Jenny ergänzen die Hauptdarsteller hervorragend.
„Perfect Sense“ ist ein Film, der sich dem Vergleich mit anderen Werken komplett entzieht. Es ist ein Apokalypse-Film, bei dem keiner so wirklich die Apokalypse verhindern möchte. Es ist ein Liebesfilm, bei dem sich niemand verlieben möchte. Der Film bleibt stets etwas distanziert und beschneidet sich durch die Handlung selbst an Stilmitteln.
Wenn dann aber das letzte Bild verklungen ist, sieht der Zuschauer, wie jedes Mosaiksteinchen ineinander passt. Selbst der Titel „Perfect Sense“ stellt sich zu diesem Zeitpunkt als die optimale Wahl heraus. Insgesamt ist „Perfect Sense“ ein ausgesprochen ruhiger und unkonventioneller Film, der aber weniger bei den Action- und Thriller-Fans für Begeisterung sorgen wird, als es bei den Cineasten der Fall sein wird. So oder so muss David Mackenzie zu diesem beeindruckenden Ergebnis gratuliert werden.
Seit dem 26.10.2012 ist der Film in der „Große Kinomomente“-Edition erhältlich.
4,5 von 5 Punkten
Bild: Da der Film mit digitaler Kamera aufgezeichnet wurde, kommt es zu einem erwartet zweischneidigen Ergebnis. Die hellen Szenen sind in Schärfe und Detailzeichnung nahezu perfekt und bieten ein sehr plastische Bild. Bei den dunklen Aufnahmen müssen in allen Punkten Abstriche gemacht werden und ein deutliches Bildrauschen tritt auf. Die kühlen Farben passen sehr gut zur Stimmung des Films.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der englische und deutsche DTS-HD Master Audio 5.1-Ton können in vollem Maße überzeugen. Die Dialoge sind immer verständlich. Die Hintergrundgeräusche und der starke Score wurden überzeugend und dynamisch abgemischt. Bei den wenigen Effekten kommt der Bass gut zum Einsatz und die Anlage wird komplett angesprochen.
4 von 5 Punkten
Extras: Der deutlich schwächste Aspekt der Blu-ray sind die Extras. Neben dem gewohnten Booklet kann nur noch ein 15-minütiges Interview mit David Mackenzie und der Trailer positiv genannt werden. Ein drei-minütiges Red Carpet-Intervew mit Eva Greensowie das Making of „A Modern Love Story“ (beides in SD) hinterlassen einen dürftigen Eindruck. Speziell das Making of, bei dem McGregor telefonisch und Drehbuchautor Aakeson per Webcam spricht wirkt äußerst improvisiert.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: VIP Magazin, Senator Film, YouTube
Originaltitel: | Perfect Sense |
Regie: | David Mackenzie |
Darsteller: | Ewan McGregor, Eva Green, Lauren Tempany |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2011 |
Verleih: | Senator Film |
Länge: | 95 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Offizielle Homepage zum Film: | Der Internetauftritt von "Perfect Sense" |
Die „Best of Cinema“-Reihe, die jeden ersten Dienstag des Monats die Wiederaufführung eines Klassikers verantwortet,…
Inhalt: Eigentlich möchte Jackie (Katy O’Brian) nur zu einem Bodybuilder-Wettbewerb nach Las Vegas. Übernachtungen im…
Inhalt: Eigentlich hatte sich Ex-Elite-Soldat Roy Pulver (Frank Grillo, „Stephanie – Das Böse in ihr“)…
Inhalt: Mitten in den 70er-Jahren fährt ein Messervertreter (Jim Cummings) durch die Einöde Arizonas, um…
Inhalt: Seit Jahrzehnten treibt der Serienmörder Longlegs (Nicolas Cage, „Dream Scenario“) in den USA sein…
Inhalt: In den 50er-Jahren ist Suburbicon die nahezu ideale Vorstadt-Siedlung für Familien. Auch Gardner Lodge…