Inhalt: Die späten 70er Jahre in den Vororten von Oslo: Der junge Nikolaj (Amund Hoeg) hört zum ersten Mal die Sex Pistols – eine Band, die sein Leben verändert. Der 14-jährige wird von seinen antiautoritären Eltern in einer liebevollen Familiengemeinschaft großgezogen und steht bis zu dem tödlichen Unfall seiner Mutter (Sonja Richter) eigentlich auch mehr auf Iggy Pop. Doch durch den tragischen Verlust verliert Magnus (Sven Nordin), Nikolajs Vater, den Bezug zur Realität. Er vernachlässigt nicht nur sich selbst, sondern auch seine beiden Söhne. Nikolaj, der keine Zeit hat seine Trauer zu verarbeiten, weil er sich um seinen trauernden Vater kümmern muss, sucht Zuflucht in der Musik. Gemeinsam mit seinem Freund Tor verwandelt er sich zum Punk. Mit grünen Haaren, selbst gestochenen Piercings und schwarzer Schminke fliehen sie in die Punk-Szene, gründen die Band „Dirt“ und finden alles was normal ist, nur noch scheiße. Der rebellische Junge trinkt, kokst und bewirft den Schuldirektor mit einer Bierflasche.
Doch selbst davon lässt sich Vater Magnus nicht beirren. Er geht sogar so weit, dass er sich von der Rebellion seines Sohnes anstecken lässt und als Drummer der Dirts mit auf die Bühne geht. Sodass Nikolaj, angestachelt von Wut, Trauer und dem Wunsch wahrgenommen zu werden, mit dem Motorrad seines Vaters auf die Glastür des Schulgebäudes zurast.
Gute Schauspieler und wenig Abwechslung vom Wesentlichen
Kritik: Jens Lien („Anderland“) zeigte schon mit seinen letzten Filmen, dass er das Potenzial hat, mit den Großen der Kinowelt mitzuhalten. In Sons of Norway stellt der Regisseur erneut die skandinavische Lebensweise vor, dieses Mal mit einer Coming-of-Age Geschichte. Der Film ist ein andersartiges Porträt von Familie und Punk-Rock. Lien kontrastiert und polarisiert mit seinem neusten Werk, es steht zwischen Tragödie und Komödie, Punk und Hippie-Leben, Zerstörung und Neubeginn. Anhand der Vater-Sohn-Beziehung von Nikolaj und Magnus, liefert „Sons of Norway“ aufregende, mitreißende und traurige Momente zweier Generationen und Lebensformen.
Der Film beschränkt sich auf die relevanten Charaktere, wodurch die Hauptfiguren und die Story noch mehr Spielzeit haben und sich besser entfalten können. Die Schauspieler sind für ihre außergewöhnlichen Rollen sehr gut und bewusst ausgewählt worden. Der junge Asmung Hoeg spielt mit seinem noch etwas kindlichen, fast weiblichen Aussehen einen grandiosen Nikolaj. Er vermittelt dem Zuschauer genau den richtigen Zwiespalt zwischen konstruktiv und destruktiv, den Nikolaj in der Phase nach dem Tod seiner Mutter durchlebt. Sven Nordin mimt den Bananen liebenden Hippie überzeugend und witzig, aber auch die Kehrseite des fröhlichen und lockeren Magnus bringt er überzeugend rüber. Auch die wenigen Nebendarsteller sind gut gewählt. Besonders erwähnenswert ist noch die Leistung von Tony Veitsle Skarpsno, der als Nikolajs bester Freund Tor jeden Schritt der Rebellion seines Freundes mitmacht.
Eine große Rolle spielt auch die musikalische Untermalung des Films. Neben punkigen Songs internationaler Größen, werden auch Effekte mit Synthesizern eingespielt, die sowohl die Handlung vorantreiben, als auch für eine fremdartige Stimmung sorgen.
Sons of Norway ist anders, witzig, traurig, aufregend und schwierig – genau wie das Heranwachsen selbst. Jens Lien schafft es mit Hilfe einer komplizierten Vater-Sohn-Beziehung mehrere sozialrealistische Themen zu bebildern und zu unterhalten.
Kinostart in Deutschland ist der 05.07.2012
3,5 von 5 Punkten
Sons of Norway
Originaltitel: | Sønner av Norge |
Regie: | Jens Lien |
Darsteller: | Sven Nordin, Sonja Richter, Trond Nilssen, Asmund Hoeg |
Genre: | Tragikomödie |
Produktionsland/-jahr: | Norwegen, 2011 |
Verleih: | Alamode Film |
Länge: | 88 Minuten |
Homepage: | Sons of Norway |
Bildquelle: YouTube, SonsOfNorwayDerFilm