„Absturzbericht: Es sieht schlecht aus. Einsame Insel, ein völlig desozialisierter Macho, der andere stottert. IQ eventuell nicht messbar, das Mädchen vollkommen irre.” Mit diesen Worten erklärt Lena Schneider (Josefine Preuß, ist in vielen deutschen Serien, wie „Im Namen des Gesetzes“ zusehen) ihre Situation kurz nach einem Flugzeugabsturz fest.

Die Zicke Lena und der Macho Cem geraten immer wieder aneinander. Bildquelle: Constantin Film
Die 19-jährige wurde von ihrer alternativen Mutter zu einem Partyurlaub nach Thailand überredet und ist nach einem Flugzeugabsturz im indischen Ozean gemeinsam mit dem Macho Cem (Elyas M’Barek „What a Man“), der streng gläubigen Muslima Yagmur (Pega Ferydoni „Zweiohrküken“) und dem stotternden Griechen Costa auf einer einsamen Insel gelandet. Fernab von der Zivilisation, ohne Strom oder andere Annehmlichkeiten, müssen die vier eine Einheit bilden, um brenzlige Situationen, wie das Treffen auf exotische Tiere oder gefährliche Ureinwohner und die Nahrungsbeschaffung zu meistern. Doch als ob die vier Jugendlichen nicht so schon genug Probleme hätten, sind sie sich zunächst auch noch sehr unsympathisch. Die feministische Lena glaubt, die Situation alleine meistern zu können und ist vor allem dann genervt, wenn sie auf die Hilfe des großkotzigen Machos Cem angewiesen ist.

Mutter Doris fühlt sich noch lange nicht alt. Bildquelle: Constantin Film
Während die vier sich durch den Dschungel schlagen, treffen Lenas Mutter Doris (Anna Stieblich „Der ganz große Traum“) und Metin Öztürk (Atnan Maral), der Vater von Jagmur und Cem in dem thailändischen Urlaubshotel, von dem aus sie ihre Kinder suchen, aufeinander. Der überkorrekte Polizeibeamte und die lässige Alt-68er-Mutter stellen schnell fest, dass sie das perfekte Beispiel für „Gegensätze ziehen sich an“ sind und vergessen die Sorgen um ihre Kinder schnell.
Scharfe Dialoge retten den Film
Der Film Türkisch für Anfänger ist der erste Film zur gleichnamigen ARD-Serie. Die Grundidee, die Charaktere, die Schauspieler und auch der Konflikt zwischen den Lebensidealen der deutsch-türkischen Patchwork-Familie wurden von der Fernsehserie übernommen. Die Story, wie die Familie Öztürk-Schneider zueinander findet, wird im Film aber anders erzählt. Die Entscheidung, die Serie der ARD nicht weiterzuerzählen, sondern eine Neuauflage des Zusammenfindens der beiden Familien zu drehen, traf Regisseur und Drehbuchautor Bora Dagtekin (Doctor’s Diary), weil die Serie zur Sendezeit schon ihren passenden Abschluss fand. Die Tatsache, dass das Serienfinale schon 2008 ausgestrahlt wurde, erforderte für die Verantwortlichen, sich auf eine neue Zielgruppe einzulassen. Leider ist genau das der Punkt, an dem Fans der Serie „Türkisch für Anfänger“ vom Film enttäuscht werden. Der Film vermittelt schon mit seinem offiziellen Filmplakat einen Teenie-Komödien Flair wie bei „American Pie“ oder „Superbad“, der auch im Film erhalten blieb. Den Zuschauern wird viel nackte Haut und jugendliches Turteln geboten. Beibehalten hat Bora Dagtekin aber seinen hervorragenden Sinn für schlagfertige Dialoge. Der witzige und spitze Schlagabtausch, der vor allem zwischen der Zicke Lena und dem Macho Cem ausgetragen wird, ist gewohnt schnell und gelungen. Auch die altbekannten Klischees über die Unterschiede des türkischen und deutschen Naturells, finden ihren Platz im Film. Allerdings werden sie nicht breitgetreten, sondern amüsant ausgespielt. Leider überschreitet Dagtek dabei manchmal den schmalen Grad zwischen witzig und rassistisch. An Stellen wie zu Beginn des Films, an der Lena sagt, als sie die Türkin Yagmur im benachbarten Auto entdeckt, “Oh Gott, ist die etwa verschleiert? Fahr schnell weiter, bevor sie den Zünder drückt!”, weiß der Zuschauer nicht so recht, ob er lachen oder schlucken soll.
Josefine Preuß schafft es auch im Film ihre zynisch und politisch unkorrekte Lena überzeugend auszuspielen. Auch ihr Kollege Elyas M’Barek hat in den Jahren ohne „Türkisch für Anfänger“ nicht an Talent eingebüßt. Leider wird sein schauspielerisches Können von den Machern des Films in den Hintergrund und sein gut gebauter Körper in den Vordergrund gerückt. Am meisten überzeugen konnte allerdings Anna Stieblich in ihrer Rolle als junggebliebene Mutter Doris. Sie sonnt sich im Justin Bieber Badeanzug am Strand, glaubt in dem 20-jährigen Ivan den perfekten Urlaubsflirt gefunden zu haben und tanzt auf eine Partyboot.
Leider kann „Türkisch für Anfänger- der Film“ nicht an sein Serienniveau anknüpfen. Einige Szenen wirken überzogen und können nur durch die schlagfertigen Dialoge wieder ausgebügelt werden. Außerdem scheint es, als wenn die Macher des Films auf die altbewährte Methode „Sex sells“ gesetzt haben, um einen Flop des Films zu vermeiden. Schade ist, dass Kinogänger, die die Serie zum Film nicht gesehen haben, wahrscheinlich mehr Freude an dem Kinofilm haben werden, als alte Fans.
Den Trailer zum Film findet ihr hier.
2,5 von 5 Punkten
Kinopremiere in Hürth

Die Hauptdarsteller Elyas M’Barek und Josefine Preuß als Stars bei der Premiere Vorstellung. Bildquelle: Constantin Film
Vor dem offiziellen Start (15.03.2012) des Kinofilms „Türkisch für Anfänger“ sind der Regisseur Bora Dagtekin und die beiden Hauptdarsteller Josefine Preuß und Elyas M’Barek mit ihrem Film durch Deutschland getourt.
Anne Czech war bei der Premiere in Hürth für Leinwandreporter.de dabei. Dort wurde zunächst der Film gezeigt und danach kamen die drei Stars des Films in den Kinosaal, um von den Dreharbeiten zu erzählen. Besonders bemerkenswert war die Präsenz der Schauspielerin Josefine Preuß. Trotz einer Größe von gerade mal 1,55m ist sie in dem großen Kinosaal nicht untergegangen. Josefine Preuß und ihr Kollege M’Barek haben es sich nehmen lassen das Publikum trotz des straffen Zeitplans zu unterhalten. Die Zuschauer konnten ihren Stars ansehen, dass sie großen Spaß an den Dreharbeiten zu „Türkisch für Anfänger“ hatten. Elyas M’Barek hat sogar Cems Rapsong „Nutten am Strand“ aus dem Film live präsentiert. Während des Rappens hat er improvisiert und die anrüchigen Stellen in jugendfreie Reime umgewandelt.
Nach der kleinen Showeinlage haben die Schauspieler noch bereitwillig Autogramme verteilt und für Fotos posiert. Schön zu sehen, dass auch die Filmstars ganz normale, sympathische Leute sind und die Nähe zu ihren Fans suchen.
Hier könnt ihr euch einen Kurzfilm zur Premiere von Türkisch Für Anfänger in Bremen ansehen.
Bildquelle: Youtube, Constantin Film
Türkisch Für Anfänger - Der Film
Originaltitel: | Türkisch Für Anfänger - Der Film |
Regie: | Bora Dagtekin |
Darsteller: | osefine Preuß, Elyas M'Barek, Anna Stieblich |
Genre: | Komödie |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2011 |
Verleih: | Constantin Film |
Länge: | 110 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |
Offizielle Homepage zum Film: | Türkisch Für Anfänger |