Inhalt: Mitten im wunderschönen bayrischen Idyll Hollerbach ereignet sich ein unerwarteter Todesfall. Daisy (von Hannelore Elsner überzeugend gespielt, selbst als verwesende Leiche) stürzt ein massives Kreuz auf den Kopf, während sie andächtig zu Gott betet. Denn ihr Schwiegersohn, der nach Daisys Aussage gerade seine „Laugenstange in ihre Tochter“ steckt, erzeugt zu heftige Stöße in der gemeinsamen Wand, sodass das Kruzifix herabstürzt. Nun muss Daisy bestattet werden und weil Hollerbach ohnehin gerade vor die Hunde zu gehen droht, denkt sich Schwiegersohn Georg (Christian Ulmen, bekannt als „Herr Lehmann“), die ungeliebte Schwiegermutter solle einfach zur Heiligen Daisy erhoben werden.
So würden auch wieder genügend Touristen nach Hollerbach kommen. Zusammen mit dem skrupellosen Dorfpolizisten Hartl (Simon Schwarz, Inkasso Heinzi im österreichischen „Tatort“), dem vergeistigten Dorflehrer Pellhammer (Maximilian Schafroth) und weiteren Gestalten plant er, der katholischen Kirche zwei sogenannte Wunder unterzujubeln, die beweisen sollen, dass Daisy schnellstmöglich heilig gesprochen werden müsse. Eine weinende Madonna und eine noch im Tod herumgeisternde Daisy sollen es richten.
Kritik: Neben einem altbekannten Element der klassischen Verwechslungskomödie, bei der ein Abgesandter der katholischen Kirche zeitweise von seinem lüsternen Zwillingsbruder gespielt wird, hat auch der fiktive Papst Innozenz XIV. (Nikolaus Paryla) den ganzen Film über seinen Auftritt. Diese Rolle ist im Übrigen in Ansätzen am tatsächlichen Papst Benedikt XVI. angelegt. Dabei bilden die Papstszenen den Erzählrahmen des Films, der mit dem Papstbesuch in Hollerbach beginnt und dann als Rückblende erzählt wird. Ein geschickter Spannungsaufbau, der dem Zuschauer Lust auf die Auflösung des Films bereitet. Ob das Spiel von Georg und seinen Kumpanen am Ende aufgeht und welche Überraschung sich in der Lebensgeschichte des Papstes finden lässt, erfährt der Zuschauer erst, als Georg dem Heiligen Vater seine Geschichte bei einem Teller Spaghetti Bolognese zu Ende erzählt hat.
Wer sich mit den stereotypen Darstellungsweisen von Dorfbewohnern bereits auseinander gesetzt hat, der wird in den Einwohnern von Hollerbach die lieben und gutmütigen, am Ende aber doch naiven Dörfler erkennen können, die es überall zu geben scheint. Sie machen den Film sympathisch und erzeugen Nähe zu den Rollen, nicht zuletzt durch das Aufeinandertreffen von Ur-Bayern und zugezogenen, schwäbelnden Nachbarn.
Mit einem Augenzwinkern persifliert der Film nebenbei das bigotte Verhältnis der katholischen Kirche zur Sexualität, einerseits durch Daisy, die letztlich durch den Verkehr ihres Schwiegersohns erschlagen wird, andererseits durch den falschen Pater, dessen Zwilling als der Damenwelt äußerst zugewandt gezeichnet wird. Auch Daisys verstoßene Tochter Evi (Lisa Maria Potthoff), die einst einen Pornofilm gedreht hat und nun kein gern gesehener Gast in der Heimat ist, zeigt die Konfrontation zwischen reaktionärer Sexualmoral und modernen Formen des Liebemachens.
Zu Beginn stehen bei „Wer’s glaubt wird selig“ die Lacher im Vordergrund, im letzten Drittel droht der Spaß jedoch in einer zu langen Actionszene unterzugehen. Es fragt sich, wieso in dieser frischen, pointenreichen Komödie plötzlich explodierende Autos vonnöten sind.
Größtenteils sind die Charaktere gut gelungen, sie wirken authentisch und glaubhaft. Auch die Figur des kleinkriminellen Dorfpolizisten regt das Zwerchfell an. Einzig die Doppelrolle des katholischen Paters und seines frauenjagenden Zwillingsbruders ist altbekannt und wirkt zu stark ausgereizt.
Fahri Yardim („Männerherzen“), der den Pater und seinen weltlichen Zwillingsbruder verkörpert, schafft es gekonnt, beide diametral entgegengesetzten Rollen lebhaft und authentisch zu verkörpern, auch wenn die in der Figur angelegte Schusseligkeit des Katholiken etwas zu sehr überdehnt ist. Sehr sympathisch wirkt Christian Ulmen in seiner Rolle. Der Zuschauer nimmt ihm ab, dass er mit der arrangierten Heiligsprechung nur das Beste für Hollerbach und seine Frau bewirken will und sich dafür aufs Äußerste einsetzt. Nikolaus Paryla schließlich, der Papst, wirkt volksnah und kein bisschen belehrend, so wie sein Alter Ego, Joseph Ratzinger, teilweise wahrgenommen wird.
Trotz kleinerer Punktabzüge ist “Wer’s glaubt wird selig” durchaus sehenswert und kurzweilig, eine gelungene deutsche Komödie. Sie startet am 16. August 2012 in den Kinos.
4 von 5 Punkten
Regie: | Marcus H. Rosenmüller |
Darsteller: | Christian Ulmen, Hannelore Elsner, Simon Schwarz, Maximilian Schafroth |
Genre: | Komödie |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2012 |
Verleih: | Constantin Film |
Länge: | 105 Minuten |
Offizielle Homepage: | Homepage von "Wer's glaubt wird selig" |
Kinostart: | 16. August 2012 |
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