Er ist eine der größten lebenden Legenden des Showgeschäfts und eines der beliebtesten Kinder Hollywoods: Der 76-jährige, nur 1,65 m große, gebürtige New Yorker Woody Allen. Nun hat sich der Oscar-nominierte Dokumentarfilmer Robert B. Weide zwei Jahre lang Zeit genommen und hat den als sehr schüchtern bekannten Autor und Filmemacher begleitet, um mit ihm auf ein halbes Jahrhundert des Filmemachens zurückzublicken. Millionen von Woody Allen-Fans erhalten auch persönliche Einblicke über ihren Star, wobei er sehr offen über sein Leben als Autor, Regisseur, Komiker, Musiker und Schaupieler berichtet und dabei mit seinem weltberühmten Charme und Witz glänzt. Weide durchläuft mit Allen alle seine Stationen von der frühesten Kindheit in Brooklyn, über erste Stand-Up Auftritte im Greenwich Village, bis hin zu seinem Cannes-Triumph 2011 mit „Midnight to Paris“.
Speziell der private Woody Allen dürfte hier die Fanherzen höher schlagen lasse. Bilder von ihm im Elternhaus, von seiner damaligen Schule oder auch bei der Arbeit im Schnittraum bieten Einblicke, die vorher so kaum jemand genießen durfte. Um diese Eindrücke noch zu unterfüttern, kommen seine Schwester Letty Aronson, langjährige Weggefährten wie seine Manager Jack Rollins und Charles H. Joffe und Freunde wie Talkmaster Dick Cavett und Regisseur Martin Scorsese zu Wort und berichten unter anderem von Zeiten, wo der scheue, junge Allen richtig auf die Bühne gedrengt werden musste. Von den für Allen wenig zufrieden stellenden Erfahrungen bei „What’s New Pussycat“ 1965, die zu seiner Entscheidung führten, seine Bücher nur noch selbst zu inszenieren, seinen Klassikern „Bananas“, „Annie Hall“ und „Manhattan“ und seinem größten Flop „Stardust Memories“ sowie neuen Werken wie „Scoop“ und „Match Point“ berichten reihenweise Filmschaffende, die bis heute von der Zusammenarbeit begeistert sind.
Dabei bekommt Robert B. Weide unter anderem Josh Brolin, Scarlett Johansson, John Cusack, Martin Landau, Julie Kavner, sowie die für Allen-Filme Oscar-prämierten Diane Keaton („Annie Hall“), Dianne West („Hannah und ihre Schwestern“, „Bullets over Broadway“), Mira Sorvino („Geliebte Aphrodite“) und Penelope Cruz („Vicky, Christina, Barcelona“) vor die Kamera und lässt sie entschlüsseln, was aus Allan Stewart Konigsberg, so Allens bürgerlicher Name, einen der bedeutendsten Künstler unserer Zeit machte. Dieses Stelldichein absoluter Weltstars sorgt aber nie dafür, dass der Star dieser Biographie in den Hintergrund gerät.
Wem Weide das Gelingen seines Werkes zu verdanken hat, weiß der Dokumentarfilmer zu gut: „Er hat nie eine Bitte abgelehnt oder eine Frage unbeantwortet gelassen.“ So erzählt Allen offen von seiner Jazz-Leidenschaft und der bis heute gebliebenen Abneigung gegen öffentliche Auftritte. So ist es auch zu erklären, dass er bei seinen vier Oscar-Auszeichnungen (1978 „Annie Hall“ für „Bester Regisseur und „Bestes Drehbuch“, sowie 1986 „Hannah und ihre Schwestern“ und 2012 „Midnight in Paris“ für „Bestes Drehbuch“) den Preis niemals persönlich entgegen nahm.
„Woody Allen: A Documentary“ ist ein Denkmal für eine der wichtigsten Personen, die die Filmwelt je erlebt hat. Weide würdigt den Autor, den Regisseur, den Musiker, den Schaupieler, den Komiker und den Menschen Woody Allen. Ihm ist ein Film gelungen, der wohl allen Woody Allen-Fans gerecht wird und dem Autor gegebenenfalls sogar noch einige neue Anhänger bescheeren wird. Ab dem 05.07.2012 ist die Dokumantation im deutschen Kino zu sehen.
Gesamt 4 von 5 Punkten
Bildquelle: NFP Kino, YouTube
Woody Allen: A Documentary
Originaltitel: | Woody Allen: A Documentary |
Regie: | Robert B. Weide |
Darsteller: | Woody Allen, Diane Keaton, Martin Scorsese, Scarlett Johansson |
Genre: | Dokumentation |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2012 |
Verleih: | NFP |