Der junge Schauspieler Teddy Atkins (Josh Hutcherson, „Red Dawn“) will Kuba kennen lernen und dort eine Schauspielschule besuchen. Der deutlich ältere Taxifahrer Angelito (Vladimir Cruz) nimmt ihn in Havanna in Empfang und soll während seines Aufenthalts auf ihn aufpassen. Schon am ersten Abend führt er ihn in die Gepflogenheiten des unkonventionellen Nachtlebens der Stadt ein.
Als Schauspieler hat Benicio del Toro (Oscar für „Traffic – Die Macht des Kartells“) bereits fast alles gewonnen, was für einen Schauspieler an Preisen einzuheimsen ist. Als Regisseur ist er bislang noch ein unbeschriebenes Blatt. Sein Beitrag hier macht aber Hoffnung, dass er auch in diesem Fach sehr talentiert ist. Stimmungsvoll und mit einem ordentlichen Maß an Humor, erzählt er die Geschichte des unbedarften, jungen Touristen, der sich erst einmal an die Gepflogenheiten gewöhnen muss. Gerade Teddys verzweifelten Versuche, betrunken bei den einheimischen Damen zu landen, sind sehr amüsant. Dabei lässt es del Toro aber auch nicht am nötigen Ernst vermissen und behandelt auch Themen wie die Hohe Prostitutionsrate, die in Kuba vorherrscht. Insgesamt ist „El Yuma“ wirklich stimmig und sehenswert.
Der serbische Regisseur Emir Kusturica (der sich selbst spielt) kommt nach Havanna, um einen Filmpreis entgegen zu nehmen. Das anschließende Gala-Dinner möchte er canceln, weswegen er mit seinem Chauffeur (Alexander Abreu) lieber durch die Bars zieht. Die beiden schließen schnell Freundschaft und bald findet Kusturica heraus, dass sein Fahrer ein virtuoser Trompeter ist.
In der Episode von Pablo Trapero geht es hauptsächlich um Ruhm und Selbstfindung. Während der (wunderbar selbstironische) dauerbetrunkene Emir Kusturica zu Beginn noch alle seine Wasserträger missachtet, findet er in einer Nacht voller Rum und fantastischer Musik zu sich selbst. Der Teil ist zwar nicht besonders tiefschürfend, aber sehr unterhaltsam. Kubanisches Flair wird dabei auch gut vermittelt, ohne wirklich neues zu zeigen.
Der Musikproduzent Leonardo (Daniel Brühl, „Inglorious Basterds“) möchte Cecilia (Melvis Santa Estevez) mit nach Spanien nehmen und ihr einen Vertrag geben. Cecilia lebt in Havanna mit ihrem Freund Jose (Leo Benitez), dem aktuell kriselnden Star des einheimischen Baseball-Teams, der nicht nach Spanien will. Nun muss sich Cecilia entscheiden: Folgt sie ihrer Leidenschaft und der Schwärmerei für Leonardo oder bleibt sie in ihrer Heimat bei Jose.
Der spanische Regisseur Julio Medem („Eine Nacht in Rom“) erzählt hier die Liebesgeschichte einer schönen Latina, die ein Leben wählen muss. Nach den eher amüsanten ersten zwei Beiträgen ein etwas ernsterer, der sich aber noch weniger mit Kuba an sich auseinandersetzt. Handwerklich und dramaturgisch gut inszeniert, bleibt der Beitrag doch im Gesamtbild verzichtbar.
Elia Suleiman (er selbst) ist gerade in Kuba angekommen, um sich mit dem Präsidenten zu treffen. In der Wartezeit erkundet er die Stadt auf langen Spaziergängen und lauscht im TV den Reden von Fidel Castro. So sehr er sich bemüht, kommt er sich von Minute zu Minute mehr als Fremder vor.
Elia Suleiman selbst inszenierte diese sehr künstlerische Episode, in der kaum gesprochen wird. Die toll gefilmten Bilder, die erneut nur positiv besetzt sind, werden in Erinnerung bleiben. Seine Distanz und Ruhe beinhaltet dabei eine nachhaltige Eleganz.
Während einer Tanznacht kommen sich zwei junge Frauen näher. Sie verstehen sich gut, sie tanzen innig und landen schließlich im gleichen Bett. Als die Eltern des einen Mädchens (Cristela de la Caridad Herrera) am nächsten morgen ins Zimmer kommen und ihre Tochter und die andere junge Frau fast nackt und umarmt sehen, sind sie schockiert. Ein exorzistisches Ritual soll Abhilfe schaffen.
Wem die Episode von Suleiman schon zu künstlerisch war, der sollte um Gaspar Noé („Enter the Void“) einen großen Bogen machen. In der ganzen Episode wird kein (!) Wort gesprochen. Wie in seinen sonstigen Werken spielen auch hier seine hypnotischen Aufnahmen die Hauptrolle, die die meiste Zeit von einer Trommel unterstützt werden.
Mirtha (Mirtha Ibarra) ist eine erfolgreiche Psychologin und tritt einmal die Woche im Fernsehen auf. Da das Geld nicht reicht, um ihren alkoholkranken Mann (Jorge Perrugoria) und ihre zwei Töchter (von denen wir eine schon kennen) zu versorgen, backt und verkauft sie aufwändige Torten. Gerade als ein besonders großer Job kommt, fällt der Strom aus und fast alles läuft schief. Außerdem trifft eine Tochter noch eine lebensverändernde Entscheidung.
Juan Carlos Tabio ist der einzige Kubaner unter den Regisseuren und er erzählt den vielleicht besten Teil des Filmes. Seine Geschichte ist kaum geschönt und zeigt den Überlebenskampf einer verzweifelten Mutter, die gleich mehrere Jobs annehmen muss. Dabei behält Tabio aber immer einen charmanten Grundton mit leichtem Augenzwinkern bei.
Marta (Nathalia Amore) lebt in ärmlichen Verhältnissen in einem verkommenen Apartment im ersten Stockwerk eines Mehrfamilienhauses. Ihr ganzer Stolz ist die große Statue der Jungfrau Maria, die in ihrem Wohnzimmer steht. Nachdem sie im Traum eine Offenbarung hatte, trommelt sie alles zusammen was helfen kann: Sie möchte einen Brunnen in ihrer Wohnung und die Einweihung noch am gleichen Tag feiern. Niemand aus dem Haus möchte Martas religiösen Vorstellungen widersprechen und so ziehen alle an einem Strang.
Laurent Cantet („Die Klasse“) bildet mit „Der Brunnen“ den Abschluss der Reihe. Seine Geschichte ist ganz amüsant und beinhaltet wie einige Vorgänger viele Flüche, Tänze und Gesang. Gute Schauspieler und einige stimmige Atmosphäre lassen auch diesen Teil zu gelungener Unterhaltung werden.
Schon „Paris je t’aime“ war ein ziemlicher Postkarten-Film, der wie ein zweistündiger Reiseführer funktionierte. „7 Tage Havanna“ soll konsumiert werden und ein sympathisches Bild von Havanna zeigen. Ein wirkliches Porträt der Region bietet der Film nicht. Hier gibt es schöne Frauen, alte Autos, urtümliche Gebäude und viel Alkohol, Gesang und Tanz. Es weckt tatsächlich ein gewisses Interesse an Kuba, welches wir wie ein schweigender Elia Suleiman beobachten wollen, da wir hier nicht besonders viel über Land und Leute gelernt haben.
3 von 5 Punkten
Quelle: Alamode Film, YouTube
Originaltitel: | 7 días en La Habana |
Regie: | Laurent Cantet ( "La Fuente") Benicio Del Toro ("El Yuma") Julio Medem ("La Tentación de Cecilia") Gaspar Noé ("Ritual") Elia Suleiman ("Diary of a Beginner") Juan Carlos Tabío ("Dulce amargo") Pablo Trapero ("Jam Session") |
Darsteller: | Daniel Brühl, Josh Hutcherson, Emir Kustarica |
Genre: | Episodenfilm |
Produktionsland/-jahr: | Kuba,2012 |
Verleih: | Alamode Film |
Länge: | 129 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Kinostart: | 11.07.2013 |
Homepage: | Der Internetauftritt-Auftritt von "7 Tage in Havanna" |
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