Inhalt: Jeder in der High Society New Yorks kennt den Millionär Jay Gatsby (Robert Redford, „Der Pferdeflüsterer“). Doch obwohl er regelmäßig bombastische Feste auf seinem ausladenden Grundstück feiert, hat ihn kaum jemand je zu Gesicht bekommen, was zu den wildesten Gerüchten um seine Person führt. Denn Jay Gatsby hält sich stets unsichtbar für seine Gäste im Hintergrund und wartet darauf, auf einer dieser Feiern seine Jugendliebe Daisy Buchanan (Mia Farrow, „Rosemaries Baby“) wiederzusehen. Über seinen neu hinzugezogenen Nachbarn Nick Carraway (Sam Waterston, „Law & Order“), der sich als Daisys Cousin entpuppt, hofft der zurückgezogen lebende Millionär, seinen Traum von einem Wiedersehen endlich verwirklichen zu können. Tatsächlich kommt es zu der erträumten Wiedervereinigung, doch entwickelt sich diese nicht wie geplant und führt zu folgenschweren Entscheidungen.
Kritik: Der 1921 in East Sussex geborene Regisseur Jack Clayton wählte für sein siebtes Werk die Verfilmung des atmosphärischen Romans „Der große Gatsby“ von F. Scott Fitzgerald aus dem Jahr 1925. Die Karriere Claytons begann 1944 mit dem Dokumentarfilm „Naples is a Battlefield“. Sein erstes Spielfilm-Werk, der sozialkritische Titel „Der Weg nach Oben“ (1959), bescherte ihm eine Oscar-Nominierung als „Bester Regisseur“ und gilt als Paradewerk der realismusbetonten British New Wave. Seine Wandelbarkeit bewies er 1961 mit dem Horrorklassiker „Schloss des Schreckens“, der mit einem National Board of Review-Award ausgezeichnet wurde. 1974 führte er Regie für den als schwer verfilmbar geltenden Roman „Der große Gatsby“, das Drehbuch schrieb Francis Ford Coppola („Der Pate“, „Apocalypse Now“). Im Zentrum dieses Prestigeprojekts steht vor allem die opulente Inszenierung, die mit jeweils einem Oscar für das „Beste Kostümdesign“ und die „Beste Filmmusik“ ausgezeichnet wurde.
Fitzgeralds Buchvorlage als Prüfstein für Drehbuch und Regie
Die Schwierigkeit, eine Romanvorlage wie F. Scott Fitzgeralds „Der große Gatsby“ zu verfilmen, zeigt sich in zwei Aspekten: der überzeugenden Vermittlung von Lebensgefühl und Opulenz des Amerika der 1920er Jahre zum einen und der fragilen Tiefe der Charaktere und deren Beziehungen zum anderen. Die Verfilmung von Jack Clayton kann hier als Teilerfolg bezeichnet werden. Die Atmosphäre der „Roaring Twenties“ mit ihrer High Society wird außerordentlich gut eingefangen, was sich vor allem in der grandiosen Kostümierung und Requisitenwahl niederschlägt. Überzeugend präsentiert sich auch die musikalische Gestaltung, von der pompösen und stimmungsvollen Bandmusik auf Gatsbys Festen bis hin zur unterschwelligen Feinheit in den zahlreichen Blickkontakt-Szenen zwischen Jay und Daisy.
Die Nuancen der Charaktere lässt Jack Claytons Version jedoch sehr vermissen und macht sie zu schwachen Kopien ihrer literarischen Vorlagen: Jay Gatsby ist smart und lediglich etwas eigenartig – die geheimnisvolle Aura, die ihn umgibt, wird kaum deutlich. Robert Redford setzt den oberflächlich gezeichneten Charakter zwar gut und überzeugend um, jedoch fehlen die eigentlichen Charakterzüge des zurückgezogenen Millionärs. Auch Mia Farrow präsentiert sich in ihrer Rolle als Daisy Buchanan zufriedenstellend, doch hier treten ebenso die eigentlichen Wesenszüge Daisys, vor allem ihr hoch neurotischer Charakter, kaum hervor.
Die Geschichte um Jay Gatsby und Daisy Buchanan vor dem Hintergrund der High Society der 1920er-Jahre bietet eine perfekte Grundlage für eine mitreißende Verfilmung um die Gefühle zweier Menschen, die sich im Grunde zueinander hingezogen fühlen, deren Liebe jedoch in einer Tragödie endet. Claytons „Der große Gatsby“ versäumt es leider, dem Zuschauer diese Gefühle zu vermitteln. So dümpelt der 143-minütige Film größtenteils vor sich hin und verschenkt in vielen Szenen Potenzial. Selbst das erste Wiedersehen zwischen Daisy und Gatsby, auf das dieser seit Jahren hingefiebert hat, wirkt im Großen und Ganzen belanglos. So bleibt hier für den Zuschauer die Zufriedenheit, ein Gefühl für ein außergewöhnliches Jahrzehnt sowohl auf optischer als auch musikalischer Ebene bekommen zu haben, das jedoch mit größeren Schwächen in Bezug auf die Charaktergestaltung einhergeht.
„Der große Gatsby“ ist ab dem 02.05.2013 auf Blu-ray erhältlich.
3 von 5 Punkten
Bild: Die Bildqualität schwankt sehr stark und präsentiert sich mit teilweise überraschend scharfen Szenen, größtenteils aber leider mit mittlerem bis starkem Bildrauschen und Flackern. Trotz des 40 Jahre alten Ausgangsmaterials wäre hier eindeutig mehr möglich gewesen.
2,5 von 5 Punkten
Ton: Der Ton wird in Dolby Digital Mono präsentiert. Dies stört erstaunlich wenig – nur die Verständlichkeit bei Dialogen mit Personen, die sich im hinteren Bildteil befinden, ist merklich erschwert.
3 von 5 Punkten
Extras: Auf der Blu-ray befinden sich keine Extras.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 2,5 von 5 Punkten
Der Film ist aktuell im Programm von Arthaus+ zu sehen.
Quelle:Agelesstrailers,YouTube
Der große Gatsby
Originaltitel: | The Great Gatsby |
Regie: | Jack Clayton |
Darsteller: | Robert Redford, Mia Farrow, Bruce Dern |
Genre: | Drana |
Produktionsland/-jahr: | USA, 1974 |
Verleih: | Paramount Pictures Home Entertainment |
Länge: | 143 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |