Inhalt: Der FBI-Agent Will Graham (William Petersen, „CSI – Den Tätern auf der Spur“) kann wie kein zweiter die Ereignisse eines Verbrechens vor dem inneren Auge rekonstruieren. So hat er vor Jahren den genialen Psychologen, brutalen Serienmörder und Kannibalen Dr. Hannibal Lecter (Brian Cox, „…denn zum Küssen sind sie da“) gefasst, wäre dabei aber fast getötet worden. Inzwischen hat er seinen Dienst quittiert und lebt mit seiner Familie in einem schönen Strandhaus. Als dann aber sein alter Chef Jack Crawford (Dennis Farina, „Schnappt Shorty“) vor seiner Tür steht und ihn um Hilfe bittet, kann Will nicht ablehnen: Ein neuer Serienkiller, der von den Medien „die Zahnfee“ genannt wird und scheinbar in Kontakt zu Lecter steht, schlachtet in Vollmond-Nächten komplette Familien ab. Schon bald ist Will wieder mitten in den Ermittlungen und rückt so auch ins Fadenkreuz der Zahnfee.
Kritik: Im Jahr 1991 schrieb Jonathan Demme Filmgeschichte, als er mit „Das Schweigen der Lämmer“ einen der spannendsten und einflussreichsten Psychothriller der Geschichte drehte. Das Duell einer jungen FBI-Agentin (Jodie Foster) und eines kannibalischen Psychologen (Anthony Hopkins) brachte nicht nur den beiden Schauspielern einen Oscar ein, sondern schaffte auch schnell den Sprung zum modernen Klassiker. Dabei war der Film der zweite Teil einer Buchreihe von Thomas Harris. Der erste Teil „Manhunter – Roter Drache“ (auch unter dem Titel „Blutmond“ bekannt) wurde von Star-Regisseur Michael Mann („Heat“) bereits im Jahr 1986 verfilmt, bekam aber nicht annähernd die Anerkennung wie Demmes Fortsetzung. Der Film wurde im Jahr 2002 unter dem Titel „Roter Drache“ mit Edward Norton, Anthony Hopkins und Ralph Fiennes in den Hauptrollen sogar noch einmal neu aufgelegt. Dabei hat Michael Manns Version selbst genug Klasse, um auch nach 27 Jahren noch zu gefallen. So ist es auch dankenswert, das dieser hochspannende und vor allem ästhetisch beeindruckende Film nach dieser langen Zeit einen Neuanstrich bekommen hat und so vielleicht noch einmal ein neues Publikum erreicht.
Hochglanz, Synthesizer und Duelle
Im Gegensatz zum massentauglichen Remake von Brett Ratner setzt Mann voll auf die Effektivität des schon im Roman so großartigen Dreieck-Katz- und Maus-Spiels zwischen Graham, Lecter und der Zahnfee. Optisch könnten „Manhunter“ und „Das Schweigen der Lämmer“ kaum unterschiedlicher sein. Michael Mann setzt voll auf blau schimmernde Töne, die zum unterkühlten Stil der brutalen Killer passen. Mit diesen Tönen prägte Mann eine ganze Epoche und schaffte auch für sich eine visuelle Handschrift, die in fast allen seiner späteren Filmen zu finden ist.
Auch schauspielerisch ist „Manhunter“ auf Top-Niveau. William Petersen, der nie ganz den Sprung in die erste Reihe schaffte und in späteren Jahren in „CSI“ eine beständige aber nicht wirklich fordernde Rolle ergattern konnte, spielt hier unglaublich gut. Seine Leistung als psychisch nicht mehr wirklich stabiler Agent ist unglaublich fesselnd und intensiv. Tom Noonan („Hell on Wheels“) ist als Psychopath Francis Dollarhyde sehr präsent und zeitgleich beängstigend. Brian Cox bekam wesentlich weniger Platz als sein Nachfolger, Hannibal Lecter zu spielen. Er legt die Figur etwas ruhiger an, vermittelt aber schon mit dem psychotischen Glimmen in den Augen, was hinter dem intellektuellen Vorhang des Psychopathen abläuft. Feste Hollywood-Größen wie Dennis Farina, Joan Allen („Das Bourne Vermächtnis“) und Stephen Lang („Avatar“) sind ebenfalls mit guten Leistungen in diesem Psychothriller zu bewundern.
Warum „Manhunter – Roter Drache“ so viel weniger Anerkennung bekam als sein Nachfolger? Äußerst fraglich. Zwar erreicht Michael Manns Film nicht zu 100% die Intensität und das Knistern, was zwischen Jodie Foster und Anthony Hopkins schon greifbar war. Dennoch ist hier ein optisch bärenstarker, fesselnder Thriller mit überzeugenden Schauspielern zu bewundern, der nicht nur für Hardcore-Fans des Genres immer noch uneingeschränkt empfehlenswert ist.
Der Film ist seit dem 17.10.2013 auf Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Kinofassung: Obwohl man dem Film und der Blu-ray das Alter ansieht und die (gefilterten) Farben teilweise etwas zu dunkel und unsauber sind, wird hier schon eine deutliche Steigerung zur DVD geboten. Die Aufnahmen sind scharf und haben bis auf kleine Ausnahmen eine gute Darstellung von Details. Schwarzwert und Kontraste sind sehr gut eingestellt. Das leichte Filmkorn passt zu den stylischen Bildern.
Der Director’s Cut (nur in englischer Sprache) wurde nicht gesehen, liegt aber nur in SD vor.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Die englische Tonspur hat eine starke DTS-HD MA 5.1 Überarbeitung bekommen, die mit gut abgemischten Dialogen, recht dynamischen Hintergrundgeräuschen und einer guten Wiedergabe des fantastischen Synthie-Scores punktet. Die deutsche Spur liegt nur in DTS-HD MA 2.0 vor und verliert in allen Bereichen gegen die englische Fassung. Die Dialoge sind gut verständlich, klingen aber relativ dumpf. Es werden auch ansonsten eigentlich nur die vorderen Boxen angesprochen, was doch recht enttäuschend ist.
2,5 von 5 Punkten
Extras: Neben dem Director’s Cut in der OmU-Fassung mit alternativem Audio-Kommentar von Michael Mann liegen in SD noch ein starkes Featurette „Inside Manhunter“ (17 Minuten), ein Featurette „The Manhunter Look“ mit Kameramann Dante Spinotti im Fokus (10 Minuten) sowie einige Trailer vor.
4,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Der Film ist aktuell im Programm von Arthaus+ zu sehen.
Quelle: MovieclipsClassicTrailers, YouTube
Originaltitel: | Manhunter |
Regie: | Michael Mann |
Darsteller: | William Petersen, Kim Greist, Joan Allen, Tom Noonan, Brian Cox, Dennis Farina |
Genre: | Psychothriller |
Produktionsland/-jahr: | USA, 1986 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: | 120 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Offizielle Homepage zur Blu-ray: | Der Internetauftritt von "Manhunter" |
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