Inhalt: Die jungen Sibirier Kolyma (Arnas Fedaravicius) und Gagarin (Vilius Tumalavicius) wachsen wie Brüder in einem verlassenen Winkel der Sowjet-Union auf, wo man nur mit kriminellen Handlungen eine Chance aufs Überleben hat, was sich auch ihr Clan, die Urkis, zu eigen gemacht hat. Der Stadt-Patriarch Großvater Kuzya (John Malkovich, „R.E.D. 2“) sorgt dafür, dass alles in den von ihm vorgesehenen Bahnen verläuft. Gemäß einer lange andauernden Tradition werden auch Kolyma und Gagarin zu „ehrenhaften Verbrechern“ erzogen.Alles läuft gut, bis Gagarin für sieben Jahre ins Gefängnis muss und als vereinsamter, vollkommen veränderter Mann zurückkehrt. Seine einziges Ziel ist es, schnelles Geld zu verdienen. So kommt es, das er und Kolyma sich irgendwann als Feinde gegenüberstehen.
Kritik: In dem Roman „Sibirische Erziehung“ von 2009 erzählte Nicolai Lilin seine eigene Lebensgeschichte. Der italienische Star-Regisseur Gabriele Salvatores („Denti“) hat dieses Buch 2012 zu einem Mafia-Drama umgesetzt. Diese Ausgangslage hört sich vielversprechend an, löst diese Hoffnungen aber nur zum Teil ein. Der Zuschauer bekommt vor allem am Anfang beeindruckend atmosphärische Bilder der kargen Landschaften Litauens und aus den Behausungen der Hauptakteure zu sehen. Auch handlungstechnisch sind die ersten Minuten, in denen wir den jungen Kindern beim Aufwachsen zwischen Mord, Diebstahl und Hoffnungslosigkeit zusehen, wirklich stark. Leider beschränkt sich Salvatores im späteren Verlauf zu sehr auf die Protagonisten und ihre Probleme, sodass der Film eher wie ein etwas sprödes Jugend-Drama wirkt.
Malkovich, Stormare und die Jungspunde
Auch wenn das Cover etwas anderes vermuten lässt: Der Fokus liegt hier ganz klar auf den jungen Hauptdarstellern Arnas Fedaravicius und Vilius Tumalavicius, die auch in den etwas langatmigeren Stellen wirklich lebendige und ansprechende Leistungen zeigen. Ebenfalls sehr nachhaltig macht Eleanor Tomlinson („Jack and the Giants“) auf sich aufmerksam, die hier als etwas zurückgebliebene Xenya mit frischem und unkonventionellem Spiel gefällt. Das es immer eine gute Idee ist, John Malkovich als knorrigen Bösewicht zu besetzen, dürfte wohl auch der letzte in „Con Air“ eingesehen haben. Auch hier kann er als ehrenhafter Mafiosi absolut gefallen. Ebenso souverän und nicht weniger unterhaltsam ist der Auftritt des schwedischen Hollywood-Exports Peter Stormare als abgedrehter Tätowierer, der Kolyma mit verfaultem Gebiss und bekanntem Charme in seine Kunst einführt.
Auch wenn „Sibirische Erziehung“ zu viel Leerlauf hat, um sein volles Potenzial zu entfalten, reichen starke Schauspielleistungen und teils herausragende Bilder aus, um den Film von Gabriele Salvatores über den Durchschnitt zu heben. Dabei sollte aber beachtet werden, dass es hier wirklich mehr um das Leben und Heranwachsen in dem Umfeld geht, als um die Strukturen der Mafia. Wer sich auf das Werk einlässt und (trotz der nur 104 Minuten Spielzeit) etwas Geduld mitbringt, wird mit einem ungewöhnlichen Werk belohnt.
Der Film ist ab dem 03.12.2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
3 von 5 Punkten
Bild: Es wird ein sehr schön sauberes und scharfes Bild geliefert, das trotz vielen dunklen Aufnahmen über eine überzeugende Detaildarstellung verfügt. Die Farben sind satt und lebendig. Der Schwarzwert und die Kontraste lassen kaum Kritik zu. Bildfehler oder ähnliches sind nicht auszumachen.
4 von 5 Punkten
Ton: Die deutsche und die englische Tonspur liegen in DTS-HD MA 5.1 vor. Die Dialoge klingen natürlich und sind immer gut zu verstehen, was bei diesem Film die Hauptsache ist. Der schöne osteuropäische Score und die atmosphärischen Hintergrundgeräusche sorgen für einen angenehmen räumlichen Sound.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein kleines Promo-Making of (7 Minuten) bleibt neben einigen Trailern der einzige Bonus auf der Blu-ray.
1,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Ascot Elite, YouTube
Sibirische Erziehung
Originaltitel: | Siberian Education |
Regie: | Gabriele Salvatores |
Darsteller: | John Malkovich, Peter Stormare, Eleanor Tomlinson |
Genre: | Gangster-Drama |
Produktionsland/-jahr: | Italien/Litauen, 2013 |
Verleih: | Ascot Elite |
Länge: | 104 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |