Inhalt: Schon seit frühester Kindheit sind Brit (Ashley Benson, „Pretty Little Liars“), Faith (Selena Gomez, „Plötzlich Star“), Candy (Vanessa Hudgens, „High School Musical“) und Cotty (Rachel Korine, „Mister Lonely“) unzertrennliche Freundinnen. Sie sind gelangweilt von ihrem Alltag und träumen von einem Ausflug zum Spring Break nach Florida. Um diesen Traum auch finanzieren zu können, begehen drei von ihnen kurzerhand einen Raubüberfall. Diese überschrittene Grenze euphorisiert die jungen Frauen regelrecht. In Florida stürmen sie von einer exzessiven Party zu nächsten, bis bei einer Drogenparty die Polizei vor der Tür steht. Auf einmal sitzen die vier weit weg von der Heimat im Gefängnis. Der Rapper, Waffennarr und Drogendealer Alien (James Franco, „Die fantastische Welt von Oz“) entpuppt sich als Retter in der Not: Er bezahlt die Kaution und lädt das Quartett in sein Haus ein. Die Mädchen sind sofort fasziniert von dem Lebensstil des wohlhabenden Taugenichts und gehen mit ihm eine gefährliche Bindung ein. Sie geraten in eine teuflische Spirale von Drogen und Gewalt und entfernen sich immer mehr von ehemals geltenden Moralvorstellungen.
Kritik: Im Alter von 19 Jahren schrieb Harmony Korine das Drehbuch zu dem erschütternden Jugend-Drama „Kids“. Auch als Regisseur machte er sich mit eigenwilligen Filmen wie „Gummo“ und „Mister Lonely“ einen Namen in der Independent-Szene. Seit „Mister Lonely“ aus dem Jahr 2007 folgten aber fast nur Kurzfilme. Jetzt meldet er sich mit einer Mischung von Party-/Jugend-Film und Thriller auf der großen Leinwand zurück und räumte dafür in Venedig direkt die Nominierung für den „Goldenen Löwen“ ab. Bei all den Vorschusslorbeeren kommt der Beginn des Filmes dann eher ernüchternd daher. Eine Bande unsympathischer Mädchen erzählt viel über Freiheit und Party, begeht einen Überfall und rennt, kaum nennenswert bekleidet, von einem Exzess zum nächsten. Alles wirkt wie ein uninspirierter Gegenentwurf zu „Fear and loathing in Las Vegas“, der sich vor allem auf den inflationären Einsatz nackter Haut verlässt.
Girlie-Image abzugeben – Gerne auch mit dem Holzhammer
Selena Gomez und Vanessa Hudgens dürften die Vorzeige-Stars der Disney-Studios sein. Jetzt scheinen beide genug von diesem Image zu haben und ließen sich hier als Partyluder ablichten, wobei Gomez als religiöse Faith (Was ein Wortspiel, Mr. Korine!) noch die Rolle der Vernünftigen in der Clique beibehält. Vanessa Hudgens bekommt da als Kokain-schnupfende, recht skrupellose Candy wesentlich mehr Gelegenheit, sich als böses Mädchen zu positionieren. Ashley Benson und Korines Ehefrau Rachel spielen ebenfalls eher „Bad Girls“. Da die Figuren in keinster Weise liebenswert sind und die Darstellerinnen ihnen nicht allzu viel Interessantes abgewinnen können, hat der Film ein Problem: Der Zuschauer sucht vergeblich nach Identifikationspotenzial. Erst als James Franco in der Rolle des kriminellen Alien auftaucht, beginnt „Spring Breakers“, etwas Substanz zu bekommen. Franco, der mit Silbergebiss und Rastas bis zur Unkenntlichkeit verändert wurde, spielt einen Fiesling, wie er auch in einem Tarantino-Film nicht besser hätte sein können. Alien ist unfassbar selbstgefällig, charismatisch, materiell bestimmt, hat eine große Klappe und ist trotzdem der einzige menschliche Fixpunkt in der Geschichte.
Die Anwesenheit von James Franco, scheint nicht nur die jungen Damen in der Geschichte zu begeistern, da auch Korine plötzlich stilistisch aufblüht. Neben zahlreichen schrägen Dialogen glänzt er mit fantastisch geschnittenen Sequenzen, die von dem starken Soundtrack von Cliff Martinez („Drive“) untermauert werden. Besonders eine grotesk anmutende Szene, in der Alien den schwer bewaffneten Damen an seinem Piano „Everytime“ von Britney Spears vorspielt, was dann von Bildern eines brutalen Überfalls konterkariert wird, bleibt in Erinnerung. Zu diesem Zeitpunkt ist auch die Geschichte etwas spannender geworden, da der „Breaking Bad“-Gedanke rund um die Party-Clique eine gewisse Faszination verströmt.
Dennoch schleichen sich auch in die späteren Sequenzen immer wieder Längen ein. Der rabiate Versuch der Schauspielerinnen, im Erwachsenen-Metier durchzustarten, kann nur als begrenzter Erfolg gewertet werden, auch wenn Hudgens und Gomez hier Rollen spielen, die von ihren Disney-Alter Egos kaum weiter entfernt sein könnten. Das ganze Gehabe der Schauspielerinnen wirkt zu bemüht, um sie wirklich ernst zu nehmen. Auch Harmony Korines stylische Inszenierung ist nur manchmal geglückt, da neben zweifelsfrei großartigen Momente und dem herrlich aufspielenden James Franco viel zu viele Belanglosigkeiten ausgetauscht werden, die „Spring Breakers“ trotz schlanker 92 Minuten Laufzeit relativ träge wirken lassen. Was Korine aber keinesfalls abgesprochen kann: Diese Milieu-Studie ist weit von den normalen Sehgewohnheiten des Kinogängers entfernt, wodurch er viele Leute auf seine eigene Art überzeugen dürfte.
3 von 5 Punkten
Quelle: WildBunchGermany, YouTube
Originaltitel: | Spring Breakers |
Regie: | Harmony Korine |
Darsteller: | James Franco, Selena Gomez, Vanessa Hudgens |
Genre: | Krimi-Komödie |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2012 |
Verleih: | Wild Bunch Germany |
Länge: | 92 Minuten |
FSK: | ab 18 Jahren |
Kinostart: | 21.03.2013 |
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