Inhalt: Chesapeake Bay ist eine zierliche, schöne Hafenstadt im Bundesstaat Maine, die direkt am Atlantik liegt. Das Meer bietet eine Arbeits- und Nahrungsgrundlage für die zahlreichen Fächer, der Rest von den Bewohnern verdient sein Geld mit dem florierenden Tourismus. Doch am 04.07.2009 ereignete sich eine Tragödie von unvorstellbarem Ausmaß, die bis heute von der Regierung unter Verschluss gehalten wurde.
Die junge Journalistin Donna Thompson (Kether Donahue, „Pitch Perfect“), die damals dabei war, um von der Feier des Dorfes zu berichten, hielt das Schweigen nicht mehr aus und hat alles Bildmaterial gesammelt, was sie zu den Ereignissen des Tages finden konnte. Die Biologen Sam (Christopher Denham) und Jaqueline (Nansi Aluka), die schon Wochen vor dem Unabhängigkeitstag 2009 eine toxikologische Verunreinigung des Wassers entdeckt hatten, die aber niemand ernst genommen.
Wenige Tage später wurden die beiden mit angeblichen Haibissen tot aufgefunden. Doch das was auf Chesapeake Bay zukommt, ist viel bedrohlicher als ein Hai: Durch die Steroide im entsorgten Hühnerkot der städtischen Industrie sind Parasiten im Wasser um ein Vielfaches ihrer Größe gewachsen. Die Menschen sind dankbare Wirte für den Hunger der kleinen Lebewesen, die wie eine tödliche Seuche über die Gewässer der Stadt herfallen.
Kritik: Ein Found Footage-Film, der mit dem Slogan „Von den Machern von „Paranormal Activity I-IV“ beworben mit, verspricht einfach gemachten Horror, der hauptsächlich auf schnelle Schockeffekte setzt und als Gruselunterhaltung für zwischendurch gut funktioniert. Der Name Barry Levinson auf dem Regiestuhl ließ aber schon vorab aufhorchen. Was macht der Mann, der „Bugsy“, „Wag the Dog“, „Good Morning, Vietnam“ und (sogar Oscar-gekrönt) „Rain Men“ inszeniert hat und sich dabei immer auf seine souveräne Handschrift verlassen konnte, bei einem derartig experimentellen Genre wie dem Found Footage-Film? Die Antwort: Ein kleines, aber ultra-fieses Werk, das ebenso verstört, wie es nachdenklich stimmt. Vollkommen unerwartet befindet sich der Zuschauer bald in einem der beklemmendsten Filme des Jahres, der noch weit über die knackigen 84 Minuten Spielzeit hinaus wirkt.
Dynamischer Technikeinsatz im erschreckend realen Ökothrill
Levinson gelingt es auch vortrefflich, die häufig etwas monoton wirkende Handkamera zu variieren und so Tempo in den Film zu bringen. In einer Welt, wo viele ihren Tagesablauf mit Videokameras , Handys oder Überwachungskameras wie im Polizeiauto aufnehmen, können diese Medien spielend miteinander kombiniert werden – nicht aber ohne das sich Levinson auch noch kritisch mit dem Konsumverhalten der Leute auseinander setzt. Mit „Whistleblower“ Donna, die all die zurückgehaltenen Regierungsdokumente veröffentlicht, bekommt „The Bay“ eine unglaublich aktuelle politische Note. Natürlich ist aber der allzu sorglose Umgang mit der Umwelt das Thema Nummer 1 in dem Film, der aber nie mit erhobenem Zeigefinger daher kommt. Der Handlungsablauf, in dem verunreinigtes Tierfutter für gravierende Änderungen im ökologischen System sorgt, könnte wohl so tatsächlich passieren.
Neben all diesen Realitätsbezügen funktioniert „The Bay“ aber auch als Horrorthriller mit ungeheurem Spannungsbogen, der vor allem mit angedeutetem Schrecken an den Nerven kratzt und erst in der Schlussphase wirklich blutig wird. Wie so häufig in den Genre-Filmen, haben es die Schauspieler, die möglichst alltäglich spielen sollen, schwer, besondere Eindrücke zu hinterlassen. Dennoch gelingt es Kether Donahue, eine sympathische und einfühlsame Erzählerin zu spielen, mit der der Zuschauer mitleidet. Kristen Connelly, die im vergangenen Jahr beim Sensationsfilm „The Cabin in the Woods“ die Hauptrolle spielte, scheint sich auf positive Low Budget-Überraschungen zu spezialisieren. Hier gehört sie als junge Mutter Stephanie zu den auffälligsten Darstellern im Film.
Barry Levinson ist mit „The Bay – Nach Angst kommt Panik“ der eindrucksvolle Beweis gelungen, dass er auch im Alter von 71 Jahren noch zu den großen Filmschaffenden gehört. Der Film schleicht sich auf den leisen Sohlen einer Pseudo-Dokumentation an, um zu schocken, zu unterhalten und aufzurütteln. Dabei werden gleich eine ganze Reihe hörenswerter Botschaften unaufdringlich und intelligent vermittelt. Das die preiswerte Produktion betreffend der Schauspieler und Dialoge kleine Schwächen zeigt, ändert nichts daran, dass hier viel mehr als „nur“ ein Horrorfilm zu sehen ist. „The Bay“ ist ein unterschätztes Glanzstück in der Found Footage-Welt, das gerade aus dem vorgegaukelten Tatsachenbericht seinen Reiz zieht. Noch ein kleiner Tipp am Rande: Die Fischgerichte der Woche sollten vor Genuss dieses Films gegessen werden. Danach könnte dem ein oder anderen der Appetit auf Meerestiere vergangen sein.
Der Film ist ab dem 26.07.2013 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4,5 von 5 Punkten
Bild: Wie aus der Welt der Handkameras hinlänglich bekannt, kann auch „The Bay“ natürlich keine Topwerte in der HD-Welt für sich beanspruchen. Hier und da ist tatsächlich eine schön anzusehende, mit toller Tiefenschärfe versehene Panoramaaufnahme zu finden. Solche Sequenzen erwarten den Zuschauer natürlich nicht, wenn er die Erzählerin hinter der Skype-Kamera beobachtet, oder „restaurierte“ Bilder einer „gefundenen“ Heimkamera ausgestrahlt werden. Im Rahmen der Möglichkeiten ist der Transfer aber vollkommen in Ordnung.
3 von 5 Punkten
Ton: Auch wenn in der deutschen und englischen Fassung DTS-HD MA 5.1 drauf steht, ist nur Found Footage-typischer, relativ dumpfer Ton zu finden. Dabei versteht der Zuschauer aber alles, worauf es ankommt und hier und da gibt es sogar einen Sound-gesteuerten Schockeffekt.
2,5 von 5 Punkten
Extras: In dem hochinteressanten Featurette „Into the Unknown“ (12 Minuten) erklärt Barry Levinson seine Herangehensweise an den Film, der teilweise auf einer Dokumentation basiert. Auch der Audiokommentar von Barry Levinson ist durchaus hörenswert. Ein paar Trailer runden die Bonusmaterialien ab.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: PureOnline, YouTube
Originaltitel: | The Bay |
Regie: | Barry Levinson |
Darsteller: | Kristen Connolly, Kether Donohue, Will Rogers |
Genre: | Horrorthriller |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2012 |
Verleih: | Koch Media Home Entertainment |
Länge: | 98 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Offizielle Facebook-Page zum Film: | Der Internetauftritt von "The Bay" |
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