Inhalt: „The Floating Castle“ erzählt eine wahre Geschichte: Im Japan des Jahres 1590 plant der Feldherr Hideyoshi (Masachika Ichimura) die Vereinigung des gesamten Landes unter seiner Herrschaft. Eine Bastion nach der anderen fällt, doch Hideyoshi erlebt eine Überraschung: Die kleine Festung Oshi des Hojo-Clans legt angesichts der riesigen Armee von 20.000 Mann, die vor den Toren wartet, nicht wie erwartet die Waffen nieder, sondern sagt dem größenwahnsinnigen Feldherr mit nur 500 Samurai den Kampf an. Der exzentrische Prinz Nagachika (Mansai Nomura) will die Lage der „schwimmenden Festung“ zwischen Mooren und Seen strategisch nutzen, um die Übermacht zu bekämpfen.
Kritik: Gleich zwei Regisseure arbeiteten an der Umsetzung des jedem Japaner bekannten Geschichtsstoffs: Isshin Inudo und Shinji Higuchi. Die Karriere Inudos (geboren 1960) begann mit dem Dreh von Werbefilmen, es folgten mehrere Kurzbeiträge. Sein erster Spielfilm „Nanimokamo hyakukaimo iwaretakoto“ aus dem Jahr 1993 wurde auf dem Sundance Film Festival gezeigt und brachte dem Regisseur erste internationale Aufmerksamkeit. Sein kommerziell erfolgreichstes Werk entstand 2005 mit dem Drama „Touch“, das in Japan zu den 25 erfolgreichsten Filmen des Jahres zählte, jedoch über sein Entstehungsland hinaus kaum Beachtung fand. Shinji Higuchi (geboren 1965) ist vor allem als Storyboard Artist für Anime bekannt und arbeitete unter anderem am Storyboard von „The End of Evangelion“ (1997) und als Special Effects Director an der „Gamera“-Trilogie (1995-1999). „The Floating Castle“ ist sein viertes Realfilm-Werk als Regisseur.
142 Minuten zwischen Slapstick, Action und Drama
Bilder und Text auf dem Blu-ray-Case lassen Lust auf ein ordentliches Historien-Epos aufkommen: Sepiaton-Bilder von Schlachtenszenen und entschlossenen Samurai in großartigen Kostümen gehen Hand in Hand mit der Genrebeschreibung „Action/Historienfilm“, einer Spieldauer von 142 Minuten und dem Hinweis darauf, dass es sich um den „japanischen Nummer 1 Kinohit“ handele. Und beginnt der Film noch mit einem bombastischen Score, der den Wohnzimmersessel erbeben und geräuschempfindliche Nachbarn den Besenstiel zur Hand nehmen lässt, und einem in vollem Galopp reitenden Samurai in großartiger Staffage, macht sich kurz darauf Verwirrung und Ernüchterung breit:
Der als „Prinz Naga“ vorgestellte slapstickhaft-tollpatschige Charakter entpuppt sich nicht etwa als Comic Relief, sondern als Anführer der 500 Samurai, die sich gegen Hideyoshis 20.000-Mann-Armee stellen wollen. Tatsächlich folgen einige Szenen, die den Zuschauer irgendwo zwischen Verwunderung und Verärgerung zurücklassen, wie beispielsweise eine Art Rap auf einem Reisfeld oder eine Szene, in der der Prinz versucht, die Gegner zum Tanzen zu bewegen, und alle Soldaten tatsächlich seine Choreografie mitmachen. Solchen merkwürdigen Minuten stehen wiederum Schlachtenszenen gegenüber, die durchaus handwerklich überzeugen und mitreißen.
Problematisch zeigt sich durch den fast durchgängig klamaukigen Unterton jedoch jegliche Implantation von „Drama“: So bleibt der Zuschauer beispielsweise völlig unberührt, wenn der chaplineske Anführer Nagachika durch einen Schuss verwundet wird und auf dem Sterbebett liegt oder Prinzessin Kaihime gegen ihren Willen zur Geliebten des Regenten gemacht werden soll. Beeindruckend präsentieren sich wiederum die Kulissen und Kostüme von „The Floating Castle“, wohingegen die computergenerierten Effekte wirken wie in einem drittklassigen Monsterfilm. Die Riege der Darsteller zeigt sich insgesamt durchaus ordentlich besetzt.
Schade, mit „The Floating Castle“ hätte Inudo und Higuchi ein auch international erfolgreicher Film gelingen können. Hierzu fehlt es jedoch angesichts des spannenden historischen Themas eindeutig an Stringenz und Ernsthaftigkeit. Der Zuschauer fragt sich, was dieses 142-Minuten-„Epos“ nun sein soll: Komödie, Actionfilm oder Drama. Leider funktioniert kein Genre wirklich und auch Effektfans werden mit dem Film nicht angesprochen, sodass immerhin die Freude an hochwertigen Kulissen und Kostümen sowie dem ein oder anderen Lacher bleibt. Wer sich auf eine wenig anspruchsvolle Historienkomödie einstellt und über die Schwachpunkte hinwegsieht, kann mit „The Floating Castle“ insgesamt noch einen unterhaltsamen Filmabend erleben.
„The Floating Castle – Festung der Samurai“ ist seit dem 27.08.2013 auf Blu-ray erhältlich.
3 von 5 Punkten
Bild: Das Bild zeigt sich größtenteils ordentlich, aber nicht überragend. Schwankend ist die Qualität vor allem bei den Schärfe- und Kontrastwerten bei Nahaufnahmen, während Panoramen sich im sehr guten Bereich bewegen. Leichtes Bildrauschen stört den Filmgenuss nur selten.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der Raumklang des DTS-HD Master Audio 5.1 ist überzeugend und beeindruckt vor allem in den Schlachtenszenen, in denen an sattem Bass nicht gespart wird. Auch die Dialogverständlichkeit ist einwandfrei. Die deutsche Tonspur enttäuscht jedoch mit schwach besetzten Synchronsprechern.
4 von 5 Punkten
Extras: Nur ein paar Trailer sind vorhanden, ansonsten verfügt die Blu-ray von „The Floating Castle“ über keine weiteren Extras.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3 von 5 Punkten
Quelle: Pandastorm Pictures, YouTube
The Floating Castle - Festung der Samurai
Originaltitel: | Nobô no shiro |
Regie: | Shinji Higuchi, Isshin Inudô |
Darsteller: | Mana Ashida, Takayuki Yamada, Isao Natsuyagi |
Genre: | Historien-Drama |
Produktionsland/-jahr: | Japan,2012 |
Verleih: | Pandastorm Pictures |
Länge: | 142 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |