Inhalt: Wir haben den 13.07.2014. Im Estádio do Maracanã läuft das WM-Finale zwischen Deutschland und Argentinien. In einem hochspannenden Spiel stand es nach 90 Minuten 0:0, weswegen der größte Titel des Fußballs erst in der Verlängerung entschieden werden sollte. Das deutsche Team setzt alles gegen die beinharten Südamerikaner und wird in der 113. Minute belohnt: Nach Zuspiel von Toni Kroos geht André Schürrle über die linke Angriffsseite und flankt den Ball in den Strafraum. In der Mitte steht der spät eingewechselte Mario Götze, nimmt den Ball mit der Brust an und versenkt ihn mit einem Linksschuss. Das Spiel war entschieden und Deutschland war zum ersten Mal seit 1990 wieder Fußball-Weltmeister. Ganz Deutschland war im Fußballrausch und feierte ausgelassen bis tief in die Nacht. Über eine Millionen Menschen bereiteten dem Team nach der Heimkehr in Berlin einen mehr als standesgemäßen Empfang.
Kritik: Das war ein nicht ausrechenbares Ende der Dokumentation von den DFB-Mitarbeitern Martin Christ, Jens Gronheid und Uli Voigt, die die deutsche Mannschaft von den ersten Vorbereitungen in Südtirol bis zur großen Party am Brandenburger Tor filmisch begleitet haben. Für die meisten Zuschauer wird es wohl darum gehen, die tolle Zeit im Sommer dieses Jahres noch einmal aufleben zu lassen. Genau das liefert „Die Mannschaft“ auch. Von den Sorgen der Vorbereitung, über die Berührungspunkte mit der brasilianischen Kultur bis hin zu den sieben Spielen und Anekdoten wie dem jetzt schon legendären „Eistonnen“-Interview von Per Mertesacker wird alles in 88 Minuten Spielzeit abgehandelt. Doch irgendwie reicht es dann doch nicht ganz zum großen Wurf, der bei der Heim-WM 2006 mit Sönke Worthmanns „Ein Sommermärchen“ zweifellos gelungen war. Hier wirkt alles mehr wie ein längeres Werbevideo des DFB: Auf Hochglanz polierte Bilder, beste Stimmung und nur strahlende Gesichter weit und breit. Irgendwo fehlen dem Film die Ecken und Kanten.
Nicht alles sitzt – Spaß macht es trotzdem
Auch handwerklich gibt es nicht nur Treffer zu bestaunen. Dabei werden die hektisch geschnittenen Sequenzen vor den Spielen etwas nervig, während die pathetischen Zeitlupen-Szenen wohl selbst Michael Bay blass werden lassen würden. Jeder, der unbedingt schon einmal die Waden der Nationalspieler beim Spinning, Mario Götze und Toni Kroos beim Tischtennis, Miro Klose beim Boule oder einfach das Meer an den brasilianischen Stränden in Slow Motion sehen wollte, wird hier bestens bedient. Aber ansonsten macht das Ganze einfach Laune. Es gibt nette Einblicke in die Kabine, man ist mittendrin bei der feiernden Mannschaft nach dem Final-Sieg und die Zuschauer erfahren von einigen kleinen abergläubischen Ritualen der Spieler. Ein wirkliches Highlight ist aber der Beweis, dass der ominöse Stolperfreistoß von Thomas Müller im Algerien-Spiel tatsächlich geplant war. Es dürfte aber nicht überraschen, dass ein von DFB-Mitarbeitern produzierter Film keine bahnbrechenden Internas über die Mannschaft verrät.
Insgesamt ist „Die Mannschaft“ eine schöne Gelegenheit, die Erfolge des Sommers noch einmal aus einem neuen Blickwinkel auf sich wirken zu lassen. Es hat mit Sicherheit schon bessere Fußball-Dokumentationen gegeben. Dennoch werden hier nicht nur Fans der Sportart unterhalten und dürfen ein Revival von „Ein Hoch auf uns“ von Andreas Bourani in den eigenen Ohrwurm-Charts feiern.
3 von 5 Punkten
Quelle: Constantin Film, YouTube, Leinwandreporter TV
Die Mannschaft
Originaltitel: | Die Mannschaft |
Regie: | Martin Christ, Jens Gronheid und Uli Voigt |
Darsteller: | Die DFB-Elf |
Genre: | Dokumentation |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland/Brasilien, 2014 |
Verleih: | Constantin Film |
Länge: | 88 Minuten |
FSK: | ab 0 Jahren |
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