Das verlängerte Wochenende an Christi Himmelfahrt ist für viele Science Fiction-Fans ein fest eingeplanter Termin, da dann die FedCon vor der Tür steht. So war es auch dieses Jahr, als das Maritim-Hotel am Düsseldorfer Flughafen zwischen dem 28.05. und 01.06. zum Schauplatz der 23. Auflage des Groß-Events wurde. Bereits seit 1996 findet die Convention regelmäßig in Nordrhein-Westfalen statt und lockt inzwischen etwa 6.000 Fans mit Workshops, Vorträgen, Ausstellungen, Verkaufsständen und vor allem Stargästen rund um das Thema Science Fiction an. Viele kommen in schrillen und aufwendigen Kostümen (oft für einige 1000 Euro angefertigt), um hier alte Bekannte sowie große Idole zu treffen und einfach einmal unter Gleichgesinnten abzuschalten. Für die Besucher ist diese Veranstaltung somit oft eine Art Ersatz-Urlaub (schon aus finanziellen Gesichtspunkten): Hier bekommen sie die einmalige Möglichkeit, die großen Stars der Branche zu treffen, diese lassen sich einen solchen Convention-Auftritt aber oft vergleichbar zum einem Drehtag vergüten.
Das ist aber schon fast nebensächlich, wenn die zumeist gut gelaunten Schauspieler mit dem Publikum auf Tuchfühlung gehen und für Autogramme und Fotos zur Verfügung stehen. So konnten erstmals weltweit die drei Hauptdarsteller der langlebigen „Stargate“-Serie, Richard Dean Anderson, Amanda Tapping und Michael Shanks für einen gemeinsamen Auftritt gebucht werden. Die „Deep Space Nine“-Fans hatten unter anderem wegen der Anwesenheit von Nana Visitor, Nicole de Boer und Alexander Siddig gleich mehrfach Grund zu Freude. Auch Nichelle Nichols, die auf der ersten „Enterprise“ Lieutenant Uhura spielte, kam mit 81 Jahren zur FedCon. Ein Routinier wie David Warner („Das Omen“, „Tron“, „Titanic“) dürfte wohl nicht nur Szene-Fans ein Begriff sein. So füllten sich schon bald die Hallen mit erwartungsfrohen Gästen während für die Journalisten eine Pressekonferenz mit den Donnerstag morgen bereits anwesenden Schauspielern sowie der Event-Moderatorin Nessi stattfand. Hier entpuppten sich Richard Dean Anderson und Nichelle Nichols als Ziel der meisten Fragen, die sie gut aufegelegt, amüsant und informativ beantworteten. Wer hätte beispielsweise gewusst, dass Nichelle Nichols den großen Martin Luther King persönlich kannte? Auch andere Schauspieler wie Natasha Henstridge, Bai Ling, Amanda Tapping und Nana Visitor zeigten sich schon früh äußerst auskunftsfreudig. Nach einer Stunde posierten die Schauspieler dann noch für ein Gruppenfoto und verabschiedeten sich aufs Event.
Bühnenprogramm mit vielen Höhepunkten und kleinen Durchhängern
Ab dem Nachmittag des ersten Tages gab es dann auf der Bühne des Hauptsaales die ersten Vorträge zu bewundern: Steve Sansweet stellte hier unter Beweis, dass er zwar der Inhaber der größten „Star Wars“-Sammlung der Welt ist, dafür nicht der geborene Entertainer ist. „Star Trek“-Schauspieler Barry Jenner und „Stargate“-Nebendarsteller Jay Acovone sorgten mit launigen Vorträgen für Stimmung und berichteten aus erster Hand von hinter den Kulissen. Neben einer sympathisch-nervösen Natsha Henstridge und „Rampensau“ Anderson gehörte die unterhaltsamste Stunde des ersten Abends Nicole de Boer, die sich zur Unterstützung Garrett Wang mit auf die Bühne geholt hat. Die beiden verstanden es, mit Charme, Esprit und Schlagfertigkeit eine wirklich unterhaltsame Bühnenshow zu liefern, bei der sie sich als durchaus begabte Stimmenimitatoren erwiesen. Über das Wochenende konnte das Publikum dann noch von ihnen aus erster Hand schmerzhafte Anekdoten erfahren, wie es beispielsweise ist, bei einem nicht gewerkschaftlich unterstützten kanadischen Horrorfilm fast in die Luft gesprengt zu werden (Nicole de Boer in „Prom Night 4“) oder auf einer Convention von einem betrunkenen, weiblichen, britischen, einbeinigen Fan geschlagen zu werden (dieses Vergnügen hatte Wang). Außerdem erntete de Boer viel Beifall für ihr Outing als „Cumberbitch“ (Fans von „Sherlock“-Darsteller Benedict Cumberbatch).
Den vielleicht breitesten Erfahrungsschatz brachte David Warner ein, der quer durch seine seit 50 Jahren wachsende Filmografie Geschichten auspackte und trotz der Arbeit mit Star-Regisseuren wie Sam Peckinpah und James Cameron besonders stolz (wer will es ihm als Briten verübeln) von seinen Dreharbeiten bei „Dr. Who“ im vergangenen Jahr berichtete. Nichelle Nichols überraschte die Fans mit einer erstaunlich voluminösen Gesangseinlage, die wohl den Höhepunkt ihres Vortrages bot. Fast schon denkwürdig wurde die Stunde mit Alexander Siddig. Der aus dem Sudan stammende Schauspieler scherzte, interagierte mit den Fans, offenbarte Matthew McConaughey, der mit Siddig „Die Herrschaft des Feuers“ gedreht hat, als selbsternannten Method Actor – vergaß dabei aber nicht, auch ernste Themen anzusprechen. Während der Geschichten über seine komplizierte Kindheit als Immigrant konnte man im gut gefüllten Saal eine Stecknadel fallen hören. Am Freitag-Abend gab es gleich zwei Highlights für Fans: Shannen Doherty und Holly Marie Combs, bekannt als Piper und Prue aus der Kult-Serie „Charmed“ und im realen Leben beste Freunde, gaben sich gemeinsam auf der Bühne die Ehre. Die beiden immer noch spektakulär gut aussehenden Damen beantworteten alle Fragen der Fans und Doherty hätte beinahe noch eine besonders junge Zuschauerin adoptiert, von der sie vorab mit Schokolade bestochen worden war.
Vor dem absoluten Höhepunkt, dem Panel der drei „Stargate“-Protagonisten gab es dann leider den Tiefpunkt des Wochenendes: Wegen der großen Nachfrage wurde der Saal komplett geräumt und nach und nach wurden die Inhaber von Wochenend-Karten wieder eingelassen. Die Besitzer einer Tageskarte durften sich den Auftritt von Anderson, Tapping und Shanks nach einer kurzen persönlichen Begrüßung nur per Video-Übertragung ansehen. Nach reichlich Gedränge und Chaos wurden die „Chosen ones“, wie Anderson das Live-Publikum nannte, dann aber mehr als entschädigt. So wurde das (Premieren-)Panel des Trios kurzerhand auf 90 Minuten verlängert. In dieser Zeit konnten die Zuschauer einen guten Eindruck gewinnen, wie wild es am Set der Serie zugegangen sein muss. So übernahm Tapping die Rolle der charmanten Mutter, Shanks gab den stoischen Schweiger und Anderson entschied sich, seinen Auftritt mit (gewollt) senilen Episoden zu verfeinern. Dadurch wurde diese Frage und Antwort-Runde den hohen Erwartungen in jeder Sekunde gerecht und dürfte den Anwesenden wohl noch einige Zeit im Gedächtnis bleiben.
Aber natürlich ging es auch außerhalb des Saales ordentlich zur Sache. Workshops zu außerirdischen Sprachen und Schriften, sowie zum Bau von Waffen gehörten hier ebenso zu Publikums-Magneten wie die stets gut besuchten Foto-Termine und Autogrammstunden. Neben den teilweise wirklich atemberaubenden Kostümen von Besuchern und Fan-Gruppen, beeindruckten einige Aussteller mit selbst gebauten „Star Wars“- und „Dr.Who“-Robotern und mehr.
Nun ist die FedCon wieder vorbei: Es bleiben vier Tage voller sympathisch-verrückter Eindrücke, die trotz kleiner Wermutstropfen schon wieder Vorfreude auf das nächste Jahr machen.