Inhalt: In nicht allzu ferner Zukunft arbeitet Theodore (Joaquin Phoenix, “The Master“) in einer Agentur, die für Kunden persönliche Briefe verfasst. Diese Briefe sind inzwischen zu einer echten Rarität geworden. Der einfühlsame, stille Theodore verkommt seit der Scheidung von seiner Frau Catherine(Rooney Mara, “Side Effects“) immer mehr zu einsamen Sonderling. Nur seine alte Freundin Amy (Amy Adams, “Man of Steel“) und ihr Mann Charles (Matt Letscher) sind ihm als Kontakte zur Außenwelt geblieben.
Doch dann ändert sich einiges für den Technik-Freak, als er sich das erste intelligente Operating System OS 1 für Zuhause zulegt. Nach den ersten Grundeinstellungen meldet sich eine Stimme, die sich als Samantha (im Original Scarlett Johansson, in der deutschen Fassung Luise Helm) vorstellt. Sie ist charmant, clever, witzig und hilft Theodore, seine Mails und Termine zu ordnen. Da sich Samantha immer weiter entwickelt, bedeutet sie ihrem Besitzer bald mehr als eigentlich geplant. Die beiden verlieben sich ineinander.
Kritik: Der ehemalige Musikvideo-Regisseur und „Jackass“-Autor Spike Jonze ist immer mal wieder für filmische Überraschungen aus dem Independent-Bereich gut. So ist der bizarre „Being John Malkovich“ aus dem Jahr 1999 längst zum Kultfilm geworden. Mit diesem Science-Fiction-Romantik-Drama hier ist ihm aber der große Wurf gelungen. Bei fünf Oscar-Nominierungen konnte Jonze selbst einen Preis für sein Drehbuch einstreichen, den er sich vollkommen verdient hat.
Dabei ist die Idee denkbar einfach: Er hat aktuelle technische Entwicklungen, wie das (zugegebenermaßen mäßige) Sprachsteuerungsprogramm Siri einfach ein Level höher geschraubt und seine Welt frei nach Albert Einsteins „Mir graut es vor dem Tag, wo der technische Fortschritt die menschliche Kommunikation überholt“ angelegt. Dabei nimmt er die Figuren aber jederzeit ernst. Es ist erschreckend schlüssig, weshalb sich der stille Eigenbrödler Theodore in die perfekte Frau aus seinem Computer verliebt. Jonze erzählt eine melancholische, einfühlsame, aber auch ausgesprochen originelle Geschichte, die ebenso gut als Liebesdrama wie als Gesellschaftssatire funktioniert.
Der Star ist die Stimme
Leider war es mir bislang nur möglich, die deutsche Synchronfassung zu sehen, in der Luise Helm als Samantha einen großartigen Job macht. Sie gibt der Figur emotionale Tiefe und einen eigenen Charakter, was für die Glaubwürdigkeit der skurrilen Liebesgeschichte natürlich unersetzlich ist. Der Aspekt Scarlett Johansson fällt natürlich so ganz aus „Her“. Sie hätte beinahe eine Golden Globe-Nominierung bekommen, obwohl sie nicht einmal im Film zu sehen ist. Aber auch der körperlich anwesende Star des Filmes Joaquin Phoenix liefert eine der besten Vorstellungen seiner Laufbahn. Er spielt einen sonderbar liebenswerten Kerl, über den man ebenso oft den Kopf schüttelt, wie man ihn irgendwo versteht.
Auch immer wieder faszinierend ist Amy Adams, die ja neben „Her“ auch noch in „American Hustle“ mitgewirkt hatte und bei der Oscar-Verleihung doppelt die Daumen drücken durfte. Gegensätzlicher könnten ihre Figuren aus den Filmen aber kaum sein. Hier spielt sie die graue Maus, die immer ein offenes Ohr für Theodore hat, schon fast rührend. Einen Berührungspunkt zu ihrem Glamour-Auftritt in „American Hustle“ findet man auch nach langem suchen nicht. Wenn es einer Schauspielerin gelingt, beide Rollen nahezu perfekt auszufüllen, gehört sie zu den ganz großen ihrer Zunft.
Rooney Mara beweist, das sie nicht viel Spielzeit benötigt, um aus ihrer Catherine einen runden Charakter zu formen. Olivia Wilde („Rush“) hat noch eine sehenswerte Nebenrolle als aufdringliches Blind-Date. Dazu hat die talentierte Portia Doubleday („Carrie“) noch einen kleinen Part in einer wunderbar verstörenden Szene, die ich hier nicht vorwegnehmen möchte.
Trotz 126 Minuten Spielzeit gelingt es Spike Jonze problemlos, mit „Her“ eine durchgehend interessante und faszinierende Geschichte. Diese Welt, in der die meisten Menschen nur noch über einen Knopf im Ohr mit ihrem Computer sprechen, scheint gar nicht mal so fern. Man darf hoffen, dass die Zukunftsvision nicht so radikal eintritt, wie sie hier vorausgesagt wird und einfach das bleibt, was es ist: Ein fantastischer Film.
4,5 von 5 Punkten
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Quelle: Warner Bros. YouTube
Originaltitel: | Her |
Regie: | Spike Jonze |
Darsteller: | Joaquin Phoenix, Amy Adams, Scarlett Johansson, Olivia Wilde |
Genre: | SciFi-Romanze |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2013 |
Verleih: | Warner Bros. Pictures |
Länge: | 126 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Kinostart: | 27.03.2014 |
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