Inhalt: Als Schiffskoch hat Mikkel (Pilou Asbæk) einen Job gefunden, der ihm Spaß macht. Er ist gerade mit der MV Rozen im indischen Ozean unterwegs, als der Frachter von Piraten überfallen wird und alle Crew-Mitglieder in Gefangenschaft geraten. Die Verbrecher verlangen ein astronomisches Lösegeld und setzen so die Reederei unter Druck. Der Chef des Unternehmens Peter Ludvigsen (Søren Malling) lässt sich auf einem psychisch harten Verhandlungsmarathon ein, der im von dem britischen Experten Connor Julian (Gary Skjoldmose) empfohlen wird. Dabei muss er irgendwie einen Mittelweg zwischen seinen Emotionen, der Verantwortung für die Entführten und den diplomatischen Vorschriften finden.
Kritik: Tobias Lindholm gehört zu den größten Talenten in der dänischen Filmlandschaft. So steuerte er auch das Drehbuch zum preisgekrönten und sogar Oscar-nominierten Drama „Die Jagd“ bei. Im Jahr 2012 befasste er sich mit dem sehr aktuellen Thema der Piraterie, verfasste ein Drehbuch und führte zum zweiten Mal in seiner jungen Laufbahn Regie. Für die Kritiker, die ihm jetzt vorwerfen, in ein dank dem thematisch sehr ähnlichen „Captain Philips“ gemachtes Bett zu steigen: „Kapringen“ (so der Originaltitel) ist deutlich früher entstanden. Der Film ist nicht reißerisch und deutlich ruhiger als der schwer erträgliche deutsche Untertitel „Todesangst – In der Gewalt von Piraten“ suggeriert. In einem halb dokumentarischen aber sehr eindringlichen Erzählstil schildert der Regisseur die Geschehnisse und teilt die Handlung geschickt in zwei Erzählstränge, bei denen er mit Peter und Mikkel jeweils eine Hauptfigur wählt.
Fesselnd erzählter, sehr authentischer Film zeigt skandinavisches Gespür für gutes Kino
Die oft mit Handkamera gefilmten Bilder sind hier ein gelungenes Stilmittel, da so noch mehr Nähe zu den Figuren geschaffen wird. Die Angst und Verzweiflung der Gefangenen, aber auch der besorgten Freunde und Kollegen, wird so noch spürbarer. Eine ganz große Qualität von Lindholms Drehbuch ist auch die Entscheidung, die Piraten nicht einfach als Bösewichter darzustellen, sondern auch ihnen positive Szenen zu erlauben. Gerade ein Moment, in dem die Piraten in einer fortgeschrittenen Phase der Gefangenschaft mit den Geiseln Lieder singen, gehört zu den stärksten Sequenzen des Filmes. Ein weiterer Pluspunkt sind die gut gespielten, sehr authentischen Charaktere.
Pilou Asbæk, der schon in Lindholms erstem Film „R“ die Hauptrolle gespielt hat, liefert hier als gutmütiger, aber immer stärker abstumpfender und verzweifelnder Mikkel eine grandiose Performance. Auch Søren Malling, der den sehr engagierten, aber nach einiger Zeit etwas überforderten Firmenchef Peter spielt, hinterlässt ein wirklich guten Eindruck. Der irakisch-stämmige Dar Salim, der zuletzt im deutschen Fernsehen bei der kontrovers diskutierten „Tatort“-Episode „Brüder“ als Anführer eines Mafia-Clans glänzen konnte, spielt hier als rechte Hand von Peter einen guten Part. Darüber hinaus gefällt der Debütant Abdihakin Asgar als Omar, dem Verhandlungsführer der Piraten.
„Hijacking: Todesangst – In der Gewalt von Piraten“ ist trotz des sperrigen deutschen Titels ein kleiner, aber beeindruckend guter Film, der die volle Kraft der Thematik in der authentischen und fesselnden Geschichte ausnutzt. Wieder einmal ein überraschender und restlos sehenswerter Beitrag aus Skandinavien.
Der Film seit dem 25.03.2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Für den dokumentarischen Look wird bewusst auf eine etwas blassere Farbdarstellung gesetzt. Die Schärfe und Detaildarstellung ist wirklich gut, ohne aber das durch die Beleuchtung zu sehr der Eindruck eines Filmsets vermittelt wird. Kontraste und Schwarzwert sind ordentlich, ohne optimiert zu sein. Dem Stil des Filmes entsprechend wird hier insgesamt aber ein ideales Ergebnis gezeigt.
4 von 5 Punkten
Ton: Neben der deutschen liegt auch noch eine dänische DTS-HD MA 5.1-Fassung vor. Die Dialoge sind immer gut verständlich und wirken sehr natürlich, was bei diesem Film die Hauptsache ist. Aber auch die Hintergrundgeräusche werden sehr gut und atmosphärisch präsentiert. Gerade auf dem Schiff sorgt die räumlich gelungene Abmischung für die richtige (sprich beklemmende) Stimmung.
4 von 5 Punkten
Extras: Bis auf ein paar Trailer gibt es keine Bonusmaterialien.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Ascot Elite, YouTube
Hijacking: Todesangst – In der Gewalt von Piraten
Originaltitel: | Kapringen |
Regie: | Tobias Lindholm |
Darsteller: | Pilou Asbæk, Søren Malling, Dar Salim |
Genre: | Thriller |
Produktionsland/-jahr: | Dänemark, 2012 |
Verleih: | Ascot Elite |
Länge: | 103 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |