John Nugent arbeitet seit etwa 20 Jahren in den Special Effect Departments bei großen Hollywood-Produktionen. So hat er schon an „Matrix“, der „Herr der Ringe“-Trilogie, „Terminator 3“ und zahlreichen anderen Big Budget-Filmen mitgewirkt. Aktuell arbeitet er an der deutschen Fantasy-Verfilmung „Mara und der Feuerbringer“, die im Herbst in die deutschen Kinos kommt. Im Rahmen der „HobbitCon“ in Bonn hat er uns einige Fragen beantwortet.
LWR: Du warst Teil zahlreicher großer Hollywood-Produktionen wie The Matrix, Narnia und natürlich Der Herr der Ringe. Wie ist es zu deinem Engagement bei dem deutschen Film „Mara und der Feuerbringer“ gekommen?
John Nugent: In der Vergangenheit habe ich natürlich auch an einigen Produktionen mit weniger Budget gearbeitet. Ich hatte schon länger nach einer Chance gesucht, in Europa zu arbeiten, habe auch einige Freunde, die hier schon an Projekten beteiligt waren und die Zeit hier echt genossen haben. Dann habe ich mich mit den Leuten vom Film über das Fantasy-Genre und meinen Hintergrund in Visual FX unterhalten. Es schien so, als ob wir gut zusammenpassen. Als ich dann noch hörte, dass in München gedreht wird, war das natürlich perfekt. Es war für eine große Chance, mich räumlich zu verändern, eine Gruppe neuer Leute kennen zu lernen und Europa zu selben Zeit zu genießen.
LWR: Wie war die Arbeit mit dem deutschen Team? Ist der Unterschied zum Arbeitsablauf in den USA sehr groß?
John Nugent: Es war tatsächlich deutlich anders. Auch die Art, wie hier die Finanzen verwaltet und eingesetzt werden, ist sehr unterschiedlich zu dem, was ich gewohnt bin. Ich hatte eine ziemlich große Lernkurve zu bewältigen, um herauszufinden, wie es hierzulande getan wird. Wir haben dann das Beste beider Welten zusammengebracht.
LWR: Viele Leute wissen gar nicht, was ein Special Effects Supervisor so alles tut. Was hast du bei „Mara und der Feuerbringer“ gemacht?
John Nugent: In der Vor-Produktion bereiten wir den Dreh vor. Falls es komplexe computergenerierte Kreaturen gibt, gehen wir dafür in die Design-Phase und testen einiges. Während des Drehs sind wir mit der Crew unterwegs, um sicherzugehen, dass die vorbereiteten Visual Effects, die Green Screens und die Daten, die wir sammeln, wirklich funktionieren. Wenn der Dreh vorbei ist und die digitalen Daten zurückkommen, arbeiten wir am Material. Danach sind wir weiter gegangen zum tatsächlichen Look der Kreaturen in den echten und digitalen Sets, wo wir sehr eng mit Tommy (Anm. der Red. Regisseur Tommy Krappweis) zusammengearbeiten. Speziell bei diesem Film hatten wir viel Look-Entwicklung zu leisten, Bei einem animierten Auto weißt du, wenn es fertig ist, weil es wie bekannt aussieht. Bei Fantasy ist das anders, sprich es gab kaum Entsprechung in der Realität, wie etwas auszusehen hat. Wir designen sozusagen immer weiter und verbessern immer wieder Figuren wie zum Beispiel den „Feuerbringer“. Da haben wir viel Interpretations-Spielraum.
LWR: Wenn ich im April 2015 ins Kino gehe. Warum sollte ich ein Ticket für „Mara und der Feuerbringer“ kaufen? Was kann ich erwarten?
John Nugent: Das ist für mich natürlich schwieriger als für jemanden der Deutsch spricht. Ich habe eine klare Idee davon, was die Storyline ist und dass das Ganze für Fantasy sehr innovativ, humorvoll und ungewöhnlich ist. Was aber genau gesagt wird und vor allem die Info zwischen den Zeilen fehlt mir leider. Ich hoffe auf jeden Fall, dass ihr über die Qualität der Designs, Sets und CG-Kreaturen überrascht sein werdet. Wie ich gehört habe, ist es ziemlich cool, beeindruckend und überraschend für einen deutschen Film. Ihr werdet schon sehen.
LWR: Jetzt geht es ein wenig Off-Topic. Ich würde mit dir gerne über die legendäre Szene in der Hotel-Lobby aus „Matrix“ sprechen. Wie habt ihr das hinbekommen?
John Nugent: Ob du es glaubst oder nicht gibt, es nur wenige digitale Effekte in der Sequenz. Es wurde hauptsächlich mit Draht-Bewegungen gearbeitet. Es wurde in sehr hoher Geschwindigkeit gedreht und die Schauspieler haben an den Drähten tolle Stunts gezeigt. Es wurde kaum Compositing oder CGI verwendet. Es ist zu sehen, was wirklich gefilmt wurde. Abgesehen von einigen Drähten und ein wenig Säuberung war das Ganze für uns recht einfach.
LWR: Das habe ich nicht erwartet. Du hast einen beeindruckenden Lebenslauf: „Der Herr der Ringe“, „Terminator 3“, „Matrix“ und vieles mehr. Was war das Verrückteste, was du jemals für einen Film tun solltest?
John Nugent: Oh, Mann. Da gab es einige. „Herr der Ringe“ war mehr als verrückt, wenn es um das reine Arbeitsaufkommen und den Drehplan geht. Sie haben drei Filme zur gleichen Zeit gedreht. Es war schwer am Ball zu bleiben, weil sie von Film zu Film gehüpft sind, abhängig vom Drehort. Das war schon sehr verwirrend. Aber DAS Verrückteste? Da muss ich noch drüber nachdenken.