Inhalt: Schon seit einiger Zeit hat die 18 Jahre alte Pursy (Scarlett Johansson, “Match Point“) nichts mehr von ihrer Mutter Lorraine gehört, als sie fast beiläufig von ihrem Tod erfährt. Sofort kehrt sie heim nach New Orleans, wo sie feststellt, dass sie die Beerdigung verpasst hat. Dafür erbt sie ein Haus – aber nur zu einem Drittel. Lorraines enge Freunde Bobby (John Travolta, „Savages“), ein ehemaliger Literatur-Professor und Lawson (Gabriel Macht, „Suits“), dessen damaliger Assistent, sollen mit ihr in dem Haus leben, das sich als ziemliche Bruchbude herausstellt. Die Schulabbrecherin macht sich zur Aufgabe, die beiden Trinker und selbsternannten Philosophen aus der unfreiwilligen WG zu verdrängen, was sich als ziemlich schwer herausstellt. Nach einigen Streitigkeiten entdeckt Pursy sogar einige Gemeinsamkeiten mit den beiden Sonderlingen.
Kritik: Im Jahr 2004 führte die Regisseurin Shainee Gabel das einzige Mal bei einem Spielfilm Regie. Für diese Tragikomödie hatte sie das (halb autobiografische) Buch „Off Magazine Street“ von Ronald Everett Capps in ein Drehbuch umgewandelt und auf die Leinwand gebracht. Neben den Screenings in einigen ausgewählten Kinos bekam der Film auf zahlreichen Festivals gute Besprechungen, die er sich absolut verdient. Die ebenso tragische, wie amüsante Geschichte lebt von der schwülen Romantik der Stadt New Orleans. Das Lebensgefühl der Gegend schwitzt der Film dabei aus jeder Pore. Stellenweise wird es dabei schon zu ruhig und entspannt, weswegen der Film immer mal wieder vor sich hinzudriften scheint. Das ist schade, da dieses einfühlsam inszenierte Charakterstück ansonsten so viele Stärken bietet.
Jazz, Drinks und Travolta
Ganz besonders auffällig ist die starke Musik von „Lovesong für Bobby Long“, die dem Film mit ihren Jazz- und Folk-Tönen eine besondere Note verleiht. Teilweise werden die Lieder von John Travolta selbst dargeboten, was dieser überraschend gut löst. Auch ansonsten gehört Bobby Long zum besten, was der oft etwas eindimensionale Travolta in seiner langen Laufbahn gezeigt hat. Hier geht er in der Rolle des heruntergekommenen, ständig philosophierenden Bobby perfekt auf, sodass jeder Zuschauer bald eine passende Mischung aus Mitleid, Abscheu und Sympathie für den ehemaligen Professor entwickelt.
Da kann auch die gute Scarlett Johansson nicht mithalten, die sich kurz vor diesem Film mit „Lost in Translation“ in die Herzen der Kinogänger gespielt hatte. Auch hier spielt sie als frühreife Einzelgängerin einen vielseitigen Part. Allerdings wirkt ihre Darstellung an einigen Stellen noch etwas plump. Trotzdem konnte sie sich eine Golden Globe-Nominierung abholen. Als dritter im Bunde überrascht Gabriel Macht mit einer sehr subtilen und abwechslungsreichen Darbietung. Etwas enttäuschend ist die geringe Spielzeit der tollen Deborah Kara Unger, („The Game“) die hier als Lawsons Teilzeit-Freundin zu sehen ist.
Aufgrund des streckenweise mageren Tempos schafft Shainee Gabel mit dieser künstlerisch angehauchten, melancholischen Komödie nicht der großen Wurf. Mit schönen Bildern, toller Musik und überzeugenden Schauspielern macht die sympathische Außenseitergeschichte „Lovesong für Bobby Long“ auch nach zehn Jahren immer noch genug Freude, um sie bedenkenlos ein weiteres Mal zu genießen.
Der Film ist seit dem 07.02.2014 auf Blu-ray und in der „Alles Liebe“-Edition auf DVD erhältlich.
3,5 von 5 Punkten
Bild: Es wurde sehr viel Arbeit in eine schöne Restaurierung des Bildes gesteckt. Die Aufnahmen sind durchgängig scharf und verfügen über eine gute Darstellung von Details. Die Farben wurden häufig etwas gelbstichig gewählt, was gut zur Schwüle in New Orleans passt. Ansonsten sind die Farben aber satt und kräftig, was auch für den fast optimalen Schwarzwert gilt. Die Kontraste sind auf gutem Level eingestellt worden. Einzig ein leichtes Bildrauschen sorgt für leichte Abzüge.
4 von 5 Punkten
Ton: Es liegt eine englische und eine deutsche DTS-HD MA 5.1-Fassung vor. Beide Versionen nehmen sich qualitativ nicht viel und sind absolut verlustlos. Natürlich hält der eher ruhige Film nicht viele Effekte bereit. Dafür sind die Dialoge vom Center aus immer gut verständlich und klingen natürlich. Der herrliche Jazz-/Folk-Soundtrack wird räumlich über alle Boxen verteilt. Hintergrundgeräusche beispielsweise in der Stammbar oder aus der Natur wurden ebenfalls räumlich und dynamisch abgemischt. Auch hier gewinnt der Film noch einmal deutlich.
4 von 5 Punkten
Extras: Der Film wird mit einer ganzen Reihe ordentlicher Bonusmaterialien ergänzt. Ein Audio-Kommentar mit Regisseurin Shainee Gabel ist durchaus hörenswert. Neben kurzen, soliden Interviews mit Cast & Crew (23 Minuten), liegen noch ein ausführliches Making of (28 Minuten), ein verzichtbares Behind the Scenes (9 Minuten), sowie einige entfernte Szenen (10 Minuten) – allesamt in SD – bei. Eine animierte Bildergalerie und ein paar Trailer runden die Extras ab.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Universum Film, YouTube
Originaltitel: | A Love Song for Bobby Long |
Regie: | Shainee Gabel |
Darsteller: | Scarlett Johansson, John Travolta, Gabriel Macht |
Genre: | Tragikomödie |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2004 |
Verleih: | Universum Film |
Länge: | 119 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |
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