Inhalt: Die Molekular-Biologin Luise (Iris Berben) ist zwar eine Koryphäe in ihrem Job, hat aber deutliche Defizite in der Sozialkompetenz. So ist ihre Mutter Doris (Carmen-Maja Antoni) die einzige Freundin, die ihr noch bleibt. Als sie dann noch nach einer gewalttätigen Auseinandersetzung auf der Arbeit in den Zwangsruhestand versetzt wird, weiß die 60-Jährige nichts mehr mit sich anzufangen. Bei einen Ausflug in den Park zeigt sie sich dann mal von ihrer gnädigen Seite und fährt den von einem Hexenschuss geplagten Galeristen Frans (Edgar Selge) zum Arzt. Doch schon wenige Momente später befindet sie sich vor dem nervlichen Ruin, da der Berufs-Jugendliche Frans sie mit seinen Ansichten über alles Mögliche zur Weißglut bringt. Wie es der Zufall so möchte, laufen sich die beiden in den nächsten Wochen wieder über den Weg. Da sich Luise einen späten Kinderwunsch erfüllen will, benötigt sie einen passenden Samenspender, den sie ausgerechnet in Max (Björn von der Wellen), dem Sohn von Frans findet.
Kritik: Als Produzentin ist Sigrid Hörner („Rammbock“) seit etwa 15 Jahren sehr aktiv im Filmgeschäft. Nun feiert sie mit dieser prominent besetzten Komödie ihr Regie-Debüt. Grundsätzlich erzählt sie hier eine originelle und ungewöhnliche Geschichte, die mit einem Kinderwunsch im gehobenen Alter einen netten Aufhänger hat. Besonders in den ersten 30 Minuten ist der Film, auch dank bissiger Dialoge wirklich witzig. Zwei schön überspitzte Charaktere werden hier gekonnt gegeneinander ausgespielt. Leider scheinen die Macher dann das Vertrauen in das Potenzial der Ausgangsgeschichte zu verlieren. Im weiteren Verlauf werden die Lacher merklich weniger und „Miss Sixty“ wendet sich dem zu, was bei 90 % der deutschen Komödien im Mittelpunkt steht: Einer zunächst unwahrscheinlichen Liebesgeschichte. Hierbei verliert sich der spaßige Anfang und verkommt zu solider Einheits-Kost.
Routiniers in Spiellaune
Im späteren Teil kommen die Stars auch nicht mehr so zur Geltung, die sich zunächst von ihrer besten Seite zeigen. Iris Berben ist als hoch intelligente, nie kompromissbereite Luise hervorragend. Wie sie kettenrauchend mit anderen Leuten aneinander gerät, ist große Unterhaltung. Dazu stimmt die Chemie zwischen ihr und Edgar Selge, die mit merklichem Augenzwinkern zwei komplett unterschiedliche Lebenskonzepte vertreten. Selge macht als mit verschmitztem Grinsen und den fast schon krampfhaften Versuchen seiner Figur, jung zu wirken, ebenso viel Spaß. Sein locker-sympathischer Auftritt trägt vor allem am Anfang den Unterhaltungswert zu großen Teilen mit. Carmen-Maja Antoni hat als Luises Mutter einige ganz tolle Szenen. Vor allem Luises Beichte des Kinderwunsches gerät dank dem gelungenen Spiel der beiden Darstellerinnen zum besten, was dieser Film zu bieten hat. Björn von der Wellen darf sich als Sohn von Frans das ein oder andere Mal fremdschämen und wird zur Identifikationsfigur für das jüngere Publikum. Auch die weiteren Darsteller wie Jördis Richter, die die deutlich jüngere Freundin von Frans spielt und Götz Schubert in der Rolle von Luises ehemaligem Chef Bernhard sorgen für einige Lacher.
Würde man nur die erste Hälfte dieses Filmes betrachten, wäre „Miss Sixty“ eine der ganz großen positiven Überraschungen des bisherigen Kinojahres. Leider geht vieles im arg konventionellen zweiten Teil des Filmes verloren. Die guten Schauspielleistungen und die insgesamt immer noch ordentliche Gag-Dichte reichen dennoch für ein zufriedenstellendes Filmerlebnis.
3 von 5 Punkten
Quelle: Senator Film, YouTube
Originaltitel: | Miss Sixty |
Regie: | Sigrid Hoerner |
Darsteller: | Iris Berben, Edgar Selge, Carmen-Maja Antoni |
Genre: | Komödie |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2014 |
Verleih: | Senator Film |
Länge: | 98 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |
Kinostart: | 24.04.2014 |
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