Inhalt: Ivan Locke (Tom Hardy) ist ein außergewöhnlich begabter Bauingenieur, der glücklich verheiratet ist und sich bestens mit seinen Fußball-begeisterten Söhnen versteht. Nur ein kleiner Seitensprung auf einer beruflichen Reise trübt Ivans blütenweiße Weste. Am Abend des wichtigsten Jobs seines Lebens bekommt er die Nachricht, dass eben jene Frau in London ein Kind von ihm bekommt und die Wehen schon eingesetzt haben. Er setzt sich in seinen Wagen und fährt los. Am Telefon versucht er seinen entgeisterten Untergebenen auf einer Baustelle einzuweisen, seine wartende Familie zu trösten und die Mutter seines dritten Kindes zu beruhigen. Trotz stoischer Ruhe verliert Ivan bald die Kontrolle über die zahlreichen Probleme, die er während der Autofahrt aus dem Weg schaffen musst. Gelingt ihm das nicht, könnte seine ganze Zukunft auf dem Spiel stehen.
Kritik: Erst vor kurzem konnte der eigentlich als Drehbuch-Autor bekannte Steven Knight mit dem für einen Jason Statham-Film überraschend feinsinnigen „Redemption – Stunde der Vergeltung“ ein mehr als passables Regie-Debüt feiern. Hier wagt er sich an ein ausgesprochen experimentelles Film-Projekt: Dieses 85 Minuten kurze Psycho-Drama spielt komplett in einem Auto. Bis auf Tom Hardy sind keine weiteren Schauspieler zu sehen. Dazu besteht im Vergleich zu anderen Ein-Personen-Stücken wie „Buried“ mit Ryan Reynolds keine Lebensgefahr für den Protagonisten. Dass der Film dennoch sehr spannend ist und jederzeit bestens funktioniert, ist durchaus beeindruckend. Von Anfang an lässt uns der Regisseur und Drehbuchautor über die anstehenden Schritte von Locke rätseln. Die in die Neonfarben getauchten, toll gefilmten Bilder von Haris Zambarloukos („Jack Ryan: Shadow Recruit“) entwickeln gemeinsam mit Hardys düsterer, beruhigender Stimme einen seltsamen Sog, dem man sich nicht entziehen kann.
Tom Hardy zerstreut letzte Zweifel an seinen Qualitäten
Einen Film mit nur einem sichtbaren Schauspieler zu drehen, ist für die Macher ein ziemlich großes Risiko. Wenn der Inhalt dann noch mit einem Mann, der im fließenden Verkehr organisatorische Telefonate führt, zusammengefasst werden kann, ist der Sprung vom interessanten Experiment zum absoluten Fiasko ein sehr kleiner. Zum Glück wurde mit Tom Hardy einer der begabtesten Charakter-Darsteller Großbritanniens verpflichtet, der noch weit mehr zu bieten hat, wie er beispielsweise schon in „The Dark Knight Rises“ und „Inception“ gezeigt hat. Sein Ivan Locke ist ein „People Pleaser“, der es allen recht machen will, jetzt aber immer mehr die Kontrolle verliert. Das zu spielen, ist nicht nur aufgrund seiner Dauerpräsenz emotional äußerst anspruchsvoll. Dieses hohe Pensum absolviert Hardy aber scheinbar problemlos.
Natürlich kommt ihm auch das scharfzüngige Drehbuch zu Gute. Nie waren Dialoge über Beton derart unterhaltsam, wie es in diesem Film der Fall ist. Als Regisseur zeigt sich Steven Knight ebenfalls in guter Verfassung, da es ihm bestens gelingt die spannenden Rededuelle am Telefon in Szene zu setzen. So wird „Locke“ trotz einer angenehm zurückgenommenen Inszenierung niemals langweilig oder eintönig.
Ein Mann, sein Auto und die dazugehörige Freisprech-Einrichtung: Viel wird hier nicht benötigt, um die Geschichte zu erzählen. Das genügt aber locker für einen eigenwilligen, dafür sehr faszinierenden Film. Der Gala-Auftritt von Tom Hardy sorgt dafür, dass „No Turning Back – Locke“ zu den ungewöhnlichsten Kino-Entdeckungen des bisherigen Jahres wird.
4 von 5 Punkten
Quelle: StudioCanal YouTube
No Turning Back – Locke
Originaltitel: | No Turning Back – Locke |
Regie: | Steven Knight |
Darsteller: | Tom Hardy |
Genre: | Psycho-Drama |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2014 |
Verleih: | StudioCanal |
Länge: | 85 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Kinostart: | 19.06.2014 |
Homepage: | Der Internet-Auftritt von "No Turning Back - Locke" |