Oscars 2014

"12 Years A Slave" gewann als bester Film (Quelle: Tobis Film)

“12 Years A Slave” gewann als bester Film (Quelle: Tobis Film)

Jetzt sind sie wieder einmal vorbei: Gestern fanden in Los Angeles die 86. Academy Awards statt. Die Auswahl für die Preisrichter war so groß wie lange nicht mehr, was allein schon daran zu erkennen ist, dass Robert Redford, Tom Hanks und Forrest Whittaker trotz starker Leistungen noch nicht einmal nominiert waren. Von der Moderation ging man dieses Jahr auf Nummer sicher. Nachdem im vergangenen Jahr der „Family Guy“-Schöpfer Seth MacFarlane sich mit sexistischen Witzchen blamierte, wählten die Veranstalter mit Talkmasterin Ellen DeGeneres eine sehr solide Lösung. Mit Charme und ordentlichem Timing führte sie souverän durch die Veranstaltung und variierte derben Humor („Entweder „12 Years A Slave“ gewinnt oder wir sind alle Rassisten.“) und Sticheleien gegen Gäste wie Jennifer Lawrence, die nach ihrem Abflug auf der Bühne im vergangenen Jahr dieses Mal auf dem roten Teppich stolperte. Die Zwischenzeit füllte sie mit Pizzen, die sie an die hungrigen Schauspieler verteilte und einem Selfie mit zahlreichen der Stars, das alle Twitter-Rekorde brach und nach eigener Aussagen der Moderatorin das Netzwerk kurzfristig lahmlegte.

Bei der ersten Preisverleihung des Abends gewann wie erwartet Jared Leto als „Bester Nebendarsteller“ für seine atemberaubende Darstellung eines HIV-erkrankten Transvestiten in „Dallas Buyers Club“. In seiner Rede wies er auf die Missstände in der Ukraine und Venezuela hin, was der einzige politische Aspekt dieser insgesamt konventionellen Veranstaltung werden sollte. Für ein Highlight sorgte die Kategorie „Bester animierter Kurzfilm“. Von Matthew McConaughey und der legendären Kim Novak angesagt, ging der Preis an den französischen Beitrag „Mr. Hublot“. Als dann Laurent Witz in gebrochenem Englisch und mit zitternden Händen seine Dankesworte vorträgt, wird vielen Zuschauern die noch immer nicht verflogene Anziehungskraft dieses Preises erst wirklich klar. Danach ging es dann los mit den „Gravity“-Festspielen. Der optisch visionäre Weltraumfilm konnte in beinahe allen technischen Kategorien gewinnen und brachte es am Ende auf sieben Auszeichnungen. Allerdings blieb der Preis für die „Beste Regie“ von Alfonso Cuaron die einzige Hauptkategorie, in der sich „Gravity“ durchsetzen konnte.

Dieser Selfie legte Twitter lahm

Diesesr Selfie legte Twitter lahm

Wie bekannt, wurde die Veranstaltung auch dieses Jahr wieder durch einige musikalische Einlagen „aufgelockert“. Nach dem gut gelaunten „Happy“ von Pharrell Williams (Für „Ich, einfach unverbesserlich 2“ nominiert) und einem etwas hochtrabenden, gesanglich nicht perfekten Akustik-Auftritt von U2 mit dem für „Mandela: Long Walk To Freedom“ nominierten „Ordinary Love“ ging es in den akustischen Schlafwagen. Der gesäuselte „Moon Song“ von Karen O, der als Titelsong von „Her“ nominiert wurde, dürfte ebenso wenige begeistert haben wie die von Pink dargebotene, äußerst eigenwillige Coverversion von „Somewhere over the Rainbow“, die dem 75. Jubiläum vom „Zauberer von Oz“ zugeschrieben wurde. Musikalisch gab es aber auch eine der wenigen Überraschungen des Abends, da sich Kristen Anderson-Lopez und Robert Lopez mit ihrem Lied „Let it go“ zum Animations-Film „Frozen“ gegen die prominente Konkurrenz durchsetzten. „Frozen“ selbst wurde zudem als „Bester Animationsfilm“ prämiert.

"Gravity" gewann gleich sieben Auszeichnungen (Quelle: Warner Bros.)

“Gravity” gewann gleich sieben Auszeichnungen (Quelle: Warner Bros.)

Nicht gänzlich unerwartet wurde „American Hustle“ von David O. Russell zum Verlierer des Abend. Als die hoch gehandelte Jennifer Lawrence in der Nebendarstellerinnen-Kategorie das Kopf an Kopf-Duell gegen Lupita Nyongo’o („12 Years A Slave“) knapp verlor, war für viele schon abzusehen, dass es trotz zehn Nominierungen keine Auszeichnungen geben würde. Dieses wurde dann immer mehr zur Gewissheit, als sich Spike Jonze mit „Her“ für „Bestes Original-Drehbuch“ durchsetzen konnte. Im Rennen um das beste adaptierte Skript holte John Ripley den zweiten großen Preis für „12 Years A Slave“. Bereits einige Zeit davor konnte „Le Grande Belazza“ den Auslands-Oscar nach Italien holen.

In der Schlussphase ließen die Favoriten bei den Hauptdarsteller-Preisen nichts anbrennen. So setzte sich Cate Blanchett wie erwartet für ihre Rolle in „Blue Jasemine“ durch und erwähnte lobend die positive Entwicklungen von Frauen-Figuren in den letzten Jahren. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens ist aktuell Matthew McConaughey, der überraschend die Wandlung vom schmierigen Romantik-Komödien-Darsteller zum vielschichtigen Charaktermimen vollzogen hat. Trotz bärenstarker Konkurrenz setzte er sich verdient durch und nahm für seine Rolle in „Dallas Buyers Club“ den Preis entgegen, den er mit seinem berühmten Texas-Charme in einer etwas ausufernden Rede feierte.

Rayon und Ron haben zunächst nur ihre Krankheit gemeinsam (Quelle: Ascot Elite)

Jared Leto und Matthew McConaughey in ihren Oscar-Rollen (Quelle: Ascot Elite)

Abschließend kam nur noch „Bester Film“, in der es seit Monaten einen spannenden Zweikampf gab. Am Ende gewann hier „12 Years A Slave“ gegen „Gravity“, was die Macher rund um Regisseur Steve McQueen und Produzent und Darsteller Brad Pitt zu den strahlenden Gewinnern des Abends machte. Auch wenn die ganze Veranstaltung etwas langatmig und die Gewinner zumeist vorhersehbar waren: Sollte es im nächsten Jahr wieder eine derartige Ansammlung von großartigen Filmen geben, ist dies ein sehr kleines Opfer. Zumindest wurde mit Ellen DeGeneres eine souveräne und unterhaltsame Moderatorin gefunden, die diesem Großereignis auch gewachsen ist.

 

Hier noch einmal die Gewinner im Überblick:

 

Bester Film: „12 Years A Slave“

Bester Hauptdarsteller Matthew McConaughey („Dallas Buyers Club“)

Beste Hauptdarstellerin: Cate Blanchett („Blue Jasmine“)

Beste Nebendarstellerin: Lupita Nyong’o („12 Years a Slave“)

Bester Nebendarsteller: Jared Leto („Dallas Buyers Club“)

Beste Regie: Alfonso Cuarón („Gravity“)

Bester Song: “Let It Go“ („Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“)

Bestes Originaldrehbuch: Spike Jonze („Her“)

Bestes adaptiertes Drehbuch: John Ridley („12 Years a Slave“)

Bester Animationsfilm: „Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“

Bestes Kostüm: „Der Große Gatsby“

Beste Maske: „Dallas Buyers Club“

Bester Soundtrack: „Gravity“

Bester Animationskurzfilm: „Mr. Hublot“

Bester Dokumentarfilm: „20 Feet from Stardom“

Bester fremdsprachiger Film: „La Grande Bellezza – Die große Schönheit“ (Italien)

Bester Kurzdokumentarfilm: „The Lady Number 6: Music Saved My Life“

Bester Realkurzfilm: „Helium”

Bester Ton: „Gravity”

Bester Tonschnitt: „Gravity”

Beste Visualeffekte: „Gravity”

Beste Kamera: „Gravity”

Bester Schnitt: „Gravity”

Bestes Produktionsdesign: „Der Große Gatsby”

 

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