Inhalt: Vor gut zwei Jahren hat Bill Williamson (Brendan Fletcher) bei seinem verheerenden Amoklauf in einer Kleinstadt über 100 Menschen ermordet. Während die Polizei fieberhaft nach Bill sucht, hat sich um ihn aufgrund eines Internet-Videos, in dem er seine Beweggründe anhand seines Weltbildes offenlegt, ein Fan-Kult gebildet. Nun ist die Zeit für ihn gekommen, ein weiteres radikales Zeichen zu setzen.
Nach einigen willkürlichen Morden, stürmt er eine TV-Station, richtet ein Blutbad an und verschanzt sich mit einigen Geiseln um den Nachrichtensprecher Chip (Lochlyn Munro) im Keller. Während sich vor der Tür das SWAT-Team formiert, offenbart Bill seine Forderungen: Er möchte eine eigene Rede zu den Missständen im Land im Fernsehen ausgestrahlt sehen und ein Interview mit Chip führen. Dabei kennt er keine Rücksicht mit seinem oder anderen Leben.
Kritik: Es gibt wohl kaum Regisseure, die so viel und regelmäßig Gegenwind für ihre Werke zu spüren bekommen, wie es bei Uwe Boll der Fall ist. Das war bei seinen Videospiel-Verfilmungen wie „Alone in the Dark“, „Far Cry“ und „BloodRayne“ durchaus gerechtfertigt. Doch dann war es an der Zeit für den Wermelskirchener, sich neu zu erfinden. Der politisch interessierte Filmemacher wendete sich fortan relevanten und brisanten Themen zu. Die größte Stärke all dieser Werke ist, dass Boll nie ein Blatt vor den Mund nimmt und sich regelmäßig mit unangenehmen Wahrheiten auseinander setzt, was man ihm (schon unabhängig von der handwerklichen Umsetzung) hoch anrechnen muss. Dadurch, dass das einzige Werkzeug im Repertoire von ihm der Hammer zu sein scheint, geht die Güte seiner Werke von grenzwertig („Siegburg“, „Auschwitz“) über ordentlich („Tunnel Rats“, „Assault on Wall Street“) bis sehr beachtlich („Darfur“, „Rampage“).
Boll sucht Gespräch mit dem Publikum
Zu letztgenanntem Film hat Boll nun die Fortsetzung gedreht, die er im Rahmen seiner Kino-Tour am 25.08.2014 im UCI Hürth bei Köln vorgestellt hat. Wenn sich einige, die die Fsk-geprüfte Version gesehen haben, bei der auf einem Schild über die Verhaftung Williamsons berichtet wurde, über die Sinnhaftigkeit dieser Fortsetzung wundern: Richtigerweise wird diese alberne Zensur übergangen, was bedeutet, dass der Protagonist (bislang) mit seinen Taten davon gekommen ist.
Wie Boll berichtete, war einiges an Überzeugungsarbeit nötig, ehe er den aktuell recht erfolgreichen Brendan Fletcher zu einer Rückkehr zu bewegen. Tatsächlich sagte Fletcher zu und beteiligte sich noch an dem Drehbuch für dieses schlank budgetierte Sequel. In rekordverdächtigen sechs Tagen wurde der Film dann abgedreht. Um für eine Sprechrolle dabei zu sein, wurde der terminlich verplante Matt Frewer per Telefonkonferenz ans Set geholt.
Ansonsten bemerkt man hier und da schon das fehlende Geld und die knappe Zeit. In nicht einmal einer Woche so ein Ergebnis auf die Beine zu stellen, ist aber definitiv eine stramme Leistung. Neben der radikalen Action, die vor allem in den stilleren Momenten (beispielsweise wenn Williamson ohne die Untermalung von Source-Musik seine Entführungsopfer einschüchtert) sogar beklemmende Wirkung hat, wird zum politischen Kahlschlag ausgeholt.
NSA-Affäre einschließlich Snowden und Assange, Waffengesetze, Lobby-Arbeit, Korruption, Reality-TV, (nicht ganz unangebracht) Spielbergs „Lincoln“ und selbst Yoga wird durch das explosive Alter Ego des Wutbürgers Boll durch die Mangel gedreht. Natürlich ist die Weltsicht und auch der Handlungsverlauf recht zynisch, was ihn aber nicht weniger treffend werden lässt. Dabei geht dem Film ein wenig die satirische Note ab, die den ersten Teil in einigen Szenen umso effektiver gemacht hatte. Am ehesten kann man da noch den von Boll selbst gespielten Quoten-liebenden Produzenten für die ironischen Momente heranziehen.
Die wenigen Lacher sind eher unfreiwilliger Natur. In dieser Richtung bleibt besonders eine sagenhaft tollpatschige Szene von Nachrichtensprecher Chip in Erinnerung. Zumindest in der deutschen Fassung ist auch die gänzlich missglückte Synchronisation von Uwe Boll ziemlich amüsant. Im Rahmen der an den Film anschließenden Fragerunde gestand er auch ein, dass das Synchronstudio nicht unbedingt zu den Plätzen gehört, wo er Stärken hat. Schauspielerisch bleibt der Film eine One Man-Show des wie aufgezogen spielenden Brendan Fletcher, der hier jede Szene komplett dominiert.
Wenn man nach klassischen Maßstäben geht, ist „Rampage – Capital Punishment“ nicht unbedingt ein guter Film. Das Ziel von Uwe Boll war es aber, mit diesem Film aufzurütteln und zu provozieren. Ein rabiater Actionfilm scheint da erst einmal eine eigenwillige Wahl. Doch dieses Machwerk schwimmt so konsequent gegen den Strom, das es tatsächlich zumindest teilweise Gedanken anregt. Und damit erreicht der so harsch kritisierte Regisseur wesentlich mehr, wie es beispielsweise George Clooney mit seinem pseudointellektuellen „Monuments Men“ gelungen ist. Nicht schlecht für eine knappe Woche Arbeit.
Der Film ist ab dem 26.09.2014 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
Da der Film im Rahmen von Bolls Kinotour gesichtet wurde, sind natürlich keine Aussagen zu Bild, Ton und Extras möglich.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: Movie Maniacs, Splendid Film, YouTube
Originaltitel: | Rampage - Capital Punishment |
Regie: | Uwe Boll |
Darsteller: | Brendan Fletcher, Lochlyn Munro, Uwe Boll |
Genre: | Action |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2014 |
Verleih: | Splendid Film |
Länge: | 93 Minuten |
FSK: | ab 18 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Splendid Film
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