Inhalt: Die letzten Schicksalsschläge waren etwas zu viel für Cheryl (Reese Witherspoon, „Mud – Kein Ausweg“): Nach dem Tod ihrer geliebten Mutter (Laura Dern, „Jurassic Park“) rutschte die Frau in die Drogensucht ab, woran am Ende auch noch ihre Ehe zu Paul (Thomas Sadoski, „John Wick“ ) zerbrach. Ein Neuanfang scheint nicht so einfach möglich, weswegen sich Cheryl entschließt, alleine den Pacific Crest Trail zu wandern. Mit viel Tatendrang und einem (nicht nur emotional) zu schwer beladenen Rucksack macht sie sich auf den fast 2000 Kilometer langen Weg. Schnell muss sie sich selbst eingestehen, dass sie sich die Aufgabe doch etwas einfacher vorgestellt hat. Extreme Temperaturschwankungen, Durst, Hunger und Erschöpfung nagen an ihr. Doch nach einigen Rückschlägen lernt sie einige nette Weggefährten kennen, die ihr helfen. Danach findet Cheryl nicht nur den Sinn in ihrer Reise, sondern auch einen Weg zurück ins Leben.
Drehbuch/Vorlage:Der Film basiert auf den Erfahrungen der echten Cheryl Strayed, deren Memoiren „Wild: From Lost to Found on the Pacific Crest Trail“ zum New York Times-Bestseller wurden. Für die Leinwand adaptierte kein geringerer als Nick Hornby („A Long Way Down“) ihre Vorlage und machte es zu einer berührenden, menschlichen und überraschend humorvollen Geschichte, die die starke Basis dieses Films bildet.
Vallée wird zum festen Preiskandidaten
Regie: Jean-Marc Vallée konnte zuletzt mit dem grandiosen Aids-Drama „Dallas Buyers Club“, das für Matthew McConaughey und Jared Leto je ein Golden Globe und eine Oscar einbrachte, das Publikum begeistern. Auch bei dieser auf wahren Begebenheiten basierenden Geschichte zeigt er wieder all seine inszenatorischen Stärken. Eine tolle Bildsprache, überzeugende Schauspielerführung und ein angenehmes Erzähltempo mit sauberen Schnitten machen diese mit Rückblenden gespickte One Woman-Show aus.
Schauspieler: Reese Witherspoon zeigt in der Rolle der Frau auf einsamem Selbstfindungstrip eine einfühlsame, komplexe und glaubwürdige Darstellung. Mit ihrer besten Leistung seit langer Zeit trägt sie den Film praktisch alleine und wird mit Sicherheit ein heißer Oscar-Kandidat sein. Daneben war es nach längerem wieder einmal schön, Laura Dern in einem erstklassigen Kinofilm zu sehen. Als herzliche, lebensfrohe Mutter gibt sie die Basis für Witherspoons Gala-Auftritt. Daneben sind hauptsächlich Serien-Schauspieler wie Kevin Rankin („Justified“), Charles Baker („Breaking Bad“) und W. Earl Brown („Deadwood“) in „Wild“ zu sehen.
Look: Den Wechsel zwischen Close Ups von Reese Witherspoon und beeindruckenden Naturaufnahmen sollten die Fans von derartig gelagerten Werken kennen. Doch gerade mit den optisch etwas tristeren, immer passend gesetzten Rückblenden sieht der Film sehr gut aus.
Unterhaltungswert/Spannung: Zu großen Teilen schlägt „Der große Trip – Wild“ eher ruhigere Töne an. Wer sich darauf einlässt, bekommt eine schön gefilmte und sehr eindringliche Charakterstudie geboten, die sich keinesfalls hinter Werken wie „Into the Wild“ und „Spuren“ verstecken muss.
Dramatik: Was treibt die Frau an, sich auf dieses Abenteuer zu begeben? Was hat das Leben der ehemaligen Musterschülerin so aus der Bahn geworfen, dass eine extreme Reaktion wie diese unvermeidbar war? Mit solchen Fragen setzt sich der Film sehr intensiv auseinander. Auch wegen der starken Darstellung von Reese Witherspoon ist der Film dabei emotional streckenweise sehr aufwühlend.
Humor: Hornby und Vallée haben beide schon gezeigt, dass auch eine ernste Thematik durchaus mit Witz erzählt werden kann. Wenn Cheryl ihren überdimensionierten Rucksack von einem erfahrenen Hiker neu packen lässt und in einigen anderen Szenen dürfen die Zuschauer herzhaft lachen.
Liebe/Romantik: Hier geht es hauptsächlich um familiäre Liebe, die sogar auch zu Cheryls Ex-Ehemann Paul besteht. Das ist meistens recht herzlich, aber natürlich nicht im klassischen Sinn romantisch.
Erotik: Um die sexuell wilde Vorgeschichte der Figur ansprechend darzustellen, zeigt sich Witherspoon freizügig wie lange nicht mehr. Diese Szenen sind aber geschmackvoll inszeniert und absolut in die Handlung integriert.
Fazit: Jean-Marc Vallée und Nick Hornby erfinden bei dieser emotionalen Reise das Rad zwar nicht neu, unterstreichen aber durchaus, warum „Der große Trip – Wild“ ein Preiskandidat sein wird. Der Film lebt neben den starken Naturaufnahmen natürlich von Reese Witherspoon, die mit ihrer Top-Leistung wohl die meisten Zuschauer mit auf diese Reise nimmt.
4 von 5 Punkten
Quelle: 20th Century Fox, YouTube
Originaltitel: | Wild |
Regie: | Jean-Marc Vallée |
Darsteller: | Reese Witherspoon, Laura Dern, Kevin Rankin, Charles Baker, W. Earl Brown |
Genre: | Drama, Biografie |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2014 |
Kinostart: | 15.01.2015 |
Verleih: | 20th Century Fox |
Länge: | 115 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
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