Inhalt: In der Budapester U-Bahn geht es jeden Tag hoch her. Tausende von Leuten gehen jedem Tag ein und aus. Fast alle von ihnen eint eine Eigenschaft: Der Hass gegen die Kontrolleure. Bulcsú (Sándor Csányi) uns sein Team haben sich inzwischen daran gewöhnt, nicht zu den populären Leuten der Gesellschaft zu gehören. Sie werden von Bossen und Kundschaft beschimpft, beziehen regelmäßig Prügel und haben noch mit ein paar ganz anderen Problemen zu kämpfen. Die Motivation ist dementsprechend eher begrenzt. Ein bisschen mehr Aufregung kommt in ihren Alltag, als ein Fremder beginnt, scheinbar wahllos Leute vor fahrende Züge zu schubsen.
Kritik: Diese ungarische Satire entstand bereits im Jahr 2003 und brachte Regisseur Nimrod Antal, der zuletzt mit dem ungewöhnlichen Musikfilm „Metallica – Through the Never“ auf sich aufmerksam machte, die Auszeichnung für den besten Nachwuchsfilm auf dem Festival in Cannes ein. Schon nach wenigen Minuten verwandelt sich „Kontroll“ in einen ungewöhnlichen Trip. Die ersten Diskussionen zwischen den Kollegen – allesamt eher traurige Gestalten – sorgen für Spaß und haben ein kurioses Ende. Die neongetränkten Farben und die rasanten Schnitte machen den Film schon visuell zu etwas besonderem. Wenn die Protagonisten sich dann mit unwilligen bis unverschämten Fahrgästen zanken dürfen, dreht das Geschehen noch einmal merklich auf. Aber ob es jetzt die vom starken Elektro-Score untermalten Verfolgungsjagden mit Schwarzfahrern, Streitgespräche oder einfach nur Kamerafahrten über die wenig erfreuten Gesichter der „Kundschaft“ sind, ist „Kontroll“ von Anfang bis Ende ebenso originell wie ungewöhnlich.
Nach einiger Zeit ist die Verwunderung nicht mehr besonders groß, warum denn eine junge Dame im Teddybären-Kostüm immer wieder in der U-Bahn hin und her fährt. Sicherlich ist sie sonderbar, aber weit davon entfernt, eine Gefahr für Bulcsú und die anderen zu sein. Der geheimnisvolle Killer bleibt lange eine Randerscheinung und tritt erst zum aufgedrehten, fast verstörenden Finale in den Mittelpunkt.
Bei schriller Optik und hohem Tempo schafft es Antal, zwischen Klamauk, Brutalität und Tragik eine durchaus schlüssige Geschichte zu erzählen. Natürlich verlässt sich der Film voll auf seine schrägen (bis überzeichneten) Charaktere, die in diesem eigenen Kosmos der Budapester U-Bahn leben. Die einen veranstalten gerne Rennen auf den Schienen, die anderen schlafen dafür bei zu heißen Diskussionen ein. Mit diesen Figuren und des ungewöhnlichen Looks entsteht aus so einem alltäglichen Ort wie der U-Bahn ein surreales Universum. Die in Deutschland unbekannten Darsteller zeigen in ihren größtenteils verschrobenen Rollen gelungene Leistungen.
Über zehn Jahre nach seiner ersten Veröffentlichung wird diese Filmperle dem deutschen Publikum noch einmal näher gebracht. Fans von schwarzem Humor werden hier sicherlich auf ihre Kosten kommen. Auch ansonsten ist „Kontroll – Jeder muss bezahlen“ ein durch und durch kreativer Film, der mit schrägen Situationen und Figuren, einer tollen Optik und extrem hohen Tempo das Zeug zum Kultfilm hat.
Der Film ist seit dem 05.11.2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Der Film, bei dem keine einzige Szene außerhalb des Tunnelsystems spielt, sieht eigenwillig, aber ziemlich gut aus. Schärfe und Detaildarstellung sind relativ ordentlich ausgefallen. Die Farben sind im Neonlicht der U-Bahn getränkt, gefallen aber mit kräftigen Tönen. Schwarzwert und Kontraste sind gut eingestellt, sodass das Szenario auch in den reichlich vorhandenen dunklen Szenen nicht verliert. Wirkliche Fehler sind in dem ruhigen Bild nicht zu entdecken gewesen.
4 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche DTS-HD MA 5.1-Ton liefert gut verständliche Dialoge aus dem Center. Effekte, wie sich nähernde Züge werden sauber auf die verschiedenen Boxen verteilt. Auch der temporeiche Score nutzt die räumliche Breite der Anlage gut aus. Die daneben vorhandene ungarische DTS-HD MA 5.1-Spur hat keine hörbaren Qualitätsunterschiede zu der guten deutschen Version.
4 von 5 Punkten
Extras: Ein Making of (16 Minuten) sowie ein paar Storyboards und entfernte Szenen ergänzen die Blu-ray.
2,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: Tiberius Film, YouTube
Kontroll – Jeder muss bezahlen
Originaltitel: | Kontroll |
Regie: | Nimród Antal |
Darsteller: | Sándor Csányi, Eszter Balla, Zoltán Mucsi |
Genre: | Krimi, Komödie |
Produktionsland/-jahr: | Ungarn, 2003 |
Verleih: | Tiberius Film |
Länge: | 105 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 09.11.2015
Review: Kontroll – Jeder muss bezahlen (Blu-ray)