Inhalt: Nach den brutalen Rassenkämpfen in Emerald City endet das Jahrtausend in OZ mit einem kompletten Einschluss. Die Gefängnisleitung um Direktor Glynn (Ernie Hudson, „Das Glück an meiner Seite“) sucht händeringend nach Lösungsmöglichkeiten und findet einige Ansätze. Doch die getroffenen Änderungen scheinen die Schwierigkeiten nur zu verlagern, da weiterhin die Gewalt regiert. In OZ regieren andere Gesetze und wer glaubt, dass es nicht mehr schlimmer werden kann, erliegt einem folgenschweren Irrtum.
Kritik: Als im Jahr 2000 diese vierte Staffel der Serie von Tom Fontana („Borgia“) veröffentlicht wurde, hatte „OZ – Hölle hinter Gittern“ längst eine große Anzahl von Fans. So kam es auch, dass die Folgen-Anzahl in dieser Staffel von 8 auf 16 erhöht wurde. Dieser Sprung gelingt den Machern lange Zeit, ohne das in irgendeiner Weise ein Verlust in der Qualität zu merken wäre. Es ist sogar so, dass „OZ“ in diesem Jahr noch komplexer wird, da viele kleine Geschichten noch konsequenter erzählt werden können.
Die vorher schon ungesunden Beziehungen von Beecher (Lee Tergesen) zu Keller (Christopher Meloni, „Wie ein weißer Vogel im Schneesturm“) und Schillinger (J.K. Simmons, „Whiplash“) werden ebenso bedrohlich weiterentwickelt, wie das Verhältnis zwischen dem unglücklich verliebten Ryan O’Reily (Dean Winters, „30 Rock – Season 7“) zu Dr. Nathan (Lauren Valez, „Rosewood Lane“). Ein Undercover-Polizist (Lance Reddick, „The Guest“) schleicht sich in OZ ein und droht vom System verschluckt zu werden. Außerdem gibt ein neuer Oberwärter (Reg E. Cathy, „Fantastic Four“) dem skrupellosen Adebisi (Adewale Akinnuoye-Agbaje, „The Thing“) zu viele Freiräume, was fatale Folgen hat. Trotz all der Brutalität und emotionalen Kälte lässt „Oz – Hölle hinter Gittern“ immer genug Platz für Themen wie Religion und Familie und lässt nur selten Wertungen über die vorhandenen Taten zu.
Auch das Thema der Todesstrafe wird in dieser Staffel noch eindringlicher behandelt. Erst im Schlussdrittel gibt es in der Staffel doch ein paar vereinzelte Schwächen. Ein paar Nebengeschichten werden zu etwas vereinfachten, teils leicht zynischen Enden geführt. Andere Mini-Plots wie ein sportlicher Wettkampf in OZ wirken eher wie Füllmaterial. In der finalen Folge greifen die Macher daneben zu einem recht manipulativen Stilmittel, welches der ansonsten so authentischen Gefängnis-Welt der Serie nicht ganz gerecht wird. Diese Fehler in der späten Phase werden aber nur so augenfällig, da bis dahin so überragendes Fernsehen geboten wurde.
Ein wichtiger Bestandteil bleibt weiterhin der von Harold Perrineau („30 Days of Night: Dark Days“) stark verkörperte Erzähler, der die verstörenden Ereignisse reflektiert und in einen Kontext einordnet. Allgemein ist „OZ“ darstellerisch weiter auf herausragendem Niveau. In dieser Staffel ragen insbesondere Lee Tergesen als gequälte Seele Beecher, Christopher Meloni als soziopathisch veranlagter Keller und Adewale Akinnuoye-Agbaje als charismatisch-furchteinflößender Adebisi heraus. Auch J.K. Simmons als ebenso harter wie pragmatischer Rechtsradikaler, Dean Winters als intriganter Ryan und Lauren Valez für ihre Darstellung der vom Schicksal gebeutelten Gefängnis-Ärztin liefern trotz eines durchweg weit überdurchschnittliche Cast auffällig gute Leistungen. Von den Neuzugängen der Staffel kann neben Lance Reddick noch Erik King („Dexter Season 2“) überzeugen, der einen zum Tode verurteilten Doppel-Mörder spielt.
In diesem verlängerten vierten Jahr zeigt „Oz – Hölle hinter Gittern“ erneut, warum es inzwischen eine Kult-Serie ist, lässt aber auch wieder erkennen, weswegen die Macher lange Zeit um wirkliche Anerkennung für ihr Machwerk kämpfen mussten. Die Serie ist hart, anspruchsvoll und geht weit über einfache Unterhaltung hinaus, weswegen sie damals ihrer Zeit etwas voraus war. Noch heute erstaunt es, wie konsequent und gnadenlos hier Charaktere aus der Serie entfernt werden, die einem aufgrund der starken Drehbücher gerade ans Herz gewachsen waren. Darüber hinaus schafft es die Gefängnis-Serie aber fast immer, bei all der Gewalt die menschliche Glaubwürdigkeit zu behalten. Allein das ist schon Grund genug, um „Oz – Hölle hinter Gittern“ in einem Atemzug mit anderen HBO-Klassikern wie „Die Sopranos“, „Six Feet Under“ und „The Wire“ zu nennen.
Die Staffel ist seit dem 03.09.2015 auf DVD erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Obwohl das Alter der Serie erkennbar ist, wird eine durchaus zufriedenstellende Optik geboten. Die recht blassen Farben passen zum bedrückenden Geschehen im Gefängnis. Bildschärfe und Detaildarstellung sind ebenso passabel wie Kontraste und Schwarzwert. Wirkliche Bildfehler fallen bei den körnigen Aufnahmen nicht ins Auge.
3 von 5 Punkten
Ton: Wie bei den anderen Staffeln liegen die deutsche und die englische Tonspur in einer sehr brauchbaren Dolby Digital 2.0-Fassung bei. Die Dialoge klingen natürlich und sind immer gut zu verstehen. Hintergrundgeräusche und Score verfügen wieder über einen sauberen Klang und vermitteln die düstere Atmosphäre auch über den Center.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Auf Bonusmaterial wurde wieder verzichtet.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Canal de Mr. Negromante, YouTube
Oz - Hölle hinter Gittern - Staffel 4
Originaltitel: | Oz - Season 4 |
Entwickler: | Tom Fontana |
Darsteller: | Ernie Hudson, J.K. Simmons, Lee Tergesen, Harold Perrineau, Lauren Velez, Seth Gilliam, J.D. Williams |
Genre: | Drama-Serie |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2000 |
Verleih: | Paramount Pictures |
Länge: | 16 Episoden zu je 55 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
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