Review: Carol (Kino)

Das Kino-Plakat von "Carol" (© DCM)

Das Kino-Plakat von “Carol” (© DCM)

Inhalt: Carol (Cate Blanchett, „Cinderella“) steckt gerade mitten in einer hässlichen Trennung von ihrem Mann Harge (Kyle Chandler, „The Wolf of Wall Street“), mit dem sie um das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Rindy (Kennedy K. Heim) kämpft. Therese (Rooney Mara, „Trash“) ist eine leidenschaftliche Fotografin, die in einer Beziehung mit Richard (Jake Lacy) fest steckt, den sie nicht liebt. Ihr Geld verdient sie aktuell als Verkäuferin in einem Spielwarenhandel, was sie auch in keinster Weise ausfüllt.

Als Carol in ihr Geschäft für die Weihnachtseinkäufe geht, verstehen sich die beiden Frauen auf Anhieb. Nachdem Carol ihre Handschuhe im Laden vergessen hat, sorgt Therese dafür, dass sie sie zurück bekommt. Kurz darauf verabreden sich die beiden zum ersten Mal. Schon bald entsteht eine tiefe Zuneigung zwischen den Frauen. Sie entschließen sich, gemeinsam durch Amerika zu fahren, um dem Stress ihres Alltags zu entfliehen. Das sorgt dafür, dass Harge seine Bemühungen verstärkt, seine Noch-Ehefrau von seiner Tochter fernzuhalten. Carol muss eine schwere Entscheidung treffen.

 

Kritik: Todd Haynes weiß es, starke Charaktere mit einer anspruchsvollen Optik zu verbinden. Das traf für Filme wie „Mildred Pierce“ und „Dem Himmel so fern“ ebenso zu, wie für seine extravagante Bob Dylan-Biografie „I’m not there“. Sein neuestes Werk basiert auf dem Patricia Highsmith-Roman „Salz und sein Preis“. Der Film über die Liebe zweier Frauen in den 50er-Jahren begeisterte schon früh in der Festival-Saison und bescherte neben anderen Preisen Rooney Mara den „Best Actress“-Award in Cannes. Bei den vor wenigen Tagen veröffentlichten Golden Globe-Nominierungen war „Carol“ der einzige Film, der gleich fünf Mal vertreten war.

Tatsächlich schlägt Haynes zu Beginn bewusst ruhigere Töne an und lässt der Geschichte ihren Lauf. Ein treffender, sensibler Erzählstil sorgt dafür, dass hier keine zähen Momente entstehen. Es ist ein Porträt der Zeit und von zwei starken weiblichen Charakteren, deren Leben nicht in den gewünschten Bahnen verläuft. Gerade da die gleichgeschlechtliche Liebe in den 50er-Jahren noch nicht wirklich ins Gesellschaftsbild passte, knistert es zwischen Carol und Therese lange Zeit, bis sie der Anziehung erliegen.

Carol und Therese lernen sich kennen (© DCM)

Carol und Therese lernen sich kennen (© DCM)

Visuell ist „Carol“ erwartet stark. Tolle Kostüme und Sets, ein oft körniges Bild und eine optimale Farbwahl fallen sofort ins Auge. Das ist aber alles noch zurückhaltend genug, um zwei tollen Hauptdarstellerinnen Raum zum Spielen zu geben. Cate Blanchett ist schon wieder in Oscar-Form. Ihre Carol ist sinnlich, hoch interessant und ein wenig tragisch. Sie ist ebenso stark wie verletzlich. Als Zuschauer spürt man jede Regung ihrer Figur.

Rooney Mara rückt immer mehr in die vordersten Reihen Hollywoods. Therese ist intelligent, aber ein wenig naiv, schüchtern, aber sehr direkt, das liebe Mädchen von nebenan, aber unheimlich verführerisch. Ohne große Gesten und angemessen subtil fügt Mara all diese widersprüchlichen Züge zu einem faszinierenden Charakter zusammen. Für diese Glanzleistung verdient sie sich höchste Award-Weihen. Kyle Chandler als zorniger Mann mit gebrochenem Herzen und Sarah Paulson („12 Years A Slave“) als ihre loyale beste Freundin liefern ebenfalls gute Vorstellungen, stehen aber natürlich klar hinter Blanchett und Mara.

Es muss nicht immer spektakulär sein, um wirklich gutes Kino zu werden. Todd Haynes erzählt mit „Carol“ eine kleine, intelligente und unaufdringlich berührende Geschichte, die auch dank der überragenden Hauptdarstellerinnen so überzeugt.

4 von 5 Punkten


Quelle: DCM, Leinwandreporter TV, YouTube

Carol

Originaltitel:Carol
Regie:Todd Haynes
Darsteller:Cate Blanchett, Rooney Mara, Sarah Paulson
Genre:Drama, Liebesfilm
Produktionsland/-jahr:USA, 2015
Verleih:DCM
Länge: 118 MinutenFSK: ab 6 Jahren
Kinostart: 17.12.2015
Facebook-Page:Carol

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 17.12.2015
Review: Carol (Kino)

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