Inhalt: Im 13. Jahrhundert regiert Kublai Khan (Benedict Wong, „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“) die Mongolei. Mit harter Hand setzt er alles daran, seine Macht zu vergrößern. Er wünscht Südchina einzunehmen, dass nach dem Tod des Kaisers von dem ebenso skrupellosen wie intelligenten Kanzler Sidao (Chin Han, „Captain America 2: The Return Of The First Avenger“) geführt wird. Zu dieser Zeit kommt der junge venezianische Kaufmann Marco Polo (Lorenzo Richelmy) mit seinem Vater Niccolo (Pierfranceso Favino, „Rush – Alles für den Sieg“) an den Hof des Khan, um Geschäfte zu machen.
Als diese nicht wie gewünscht verlaufen, lässt Niccolo seinen Sohn als lebendes Pfand zurück. Nach einiger Zeit in Gefangenschaft gelingt es Marco, den Herrscher mit Cleverness und Wortgewandtheit zu beeindrucken. Sehr zum Missfallen von den Nachfahren des Khans verdient sich der „Lateiner“ einen durchaus beachtlichen Platz am Hof und baut sich zwischen Mord und Intrigen ein eigenes Leben auf.
Kritik: Es ist noch nicht lange her, da war Netflix eine kleine Online-Videothek. Durch die Revolution der Streaming-Service hat sich der Anbieter zu einem Markt-Riesen entwickelt, der auch immer mehr Eigen-Produktionen veröffentlicht. Nachdem Serien wie „Lilyhammer“ noch eher niedrig budgetiert waren, lässt Netflix mit dem Historien-Epos „Marco Polo“ erkennbar die Muskeln spielen. So bekamen Showrunner John Fusco und sein Team zur Erstellung dieser ersten Staffel das stolze Budget von 90 Millionen US-Dollar. Diese für TV-Standards immer noch beeindruckende Summe kann der Zuschauer der Serie zu jeder Zeit ansehen, da sie optisch ein reiner Genuss ist. Starke Massenszenen und Kampfsequenzen sind hier ebenso zu nennen wie die schön choreographierten Martial Arts-Momente. Die Ausstattung und auch die verwendeten CGI-Effekte sorgen dafür, dass selbst kleinere Szenen toll anzusehen sind, wobei die Serie allgemein visuell sehr abwechslungsreich ist.
Inhaltlich steht die geschichtliche Substanz eher im Hintergrund. Viel mehr geht es den Machern um reine Unterhaltung, die auf höchstem Level geliefert wird. Hier schlägt „Marco Polo“ in eine ähnliche Kerbe wie „Game of Thrones“, „Rom“ und vergleichbare Produktionen, ist aber – vor allem dank der asiatischen Welt – eigenständig genug, um in keinster Weise redundant zu erscheinen. Es sollte nicht verwundern, dass Blut und nackte Haut eine nicht unerhebliche Rolle in der Serie spielen.
Auch bei der Besetzung schöpft die Serie aus dem Vollen. Der junge Italiener Lorenzo Richelmy gehört in der Titelrolle noch zu den unbekannteren Darstellern. Dennoch löst er mit viel Ausstrahlung und Präsenz seine Aufgabe exzellent. Es ist sehr erfreulich, den auf Nebenrollen abonnierten Benedict Wong hier einmal in der ersten Reihe zu erleben. Als manchmal gnadenloser, dann wieder gütiger Kublai Khan ist Wong vielleicht die herausragende Erscheinung dieser ersten Staffel. „Twin Peaks“-Fans dürfen sich auf ein Wiedersehen mit der erstaunlich jung wirkenden Joan Chen freuen, die hier als clevere, manipulative, merklich mächtige Embress Chabi zeigt, dass sie immer noch eine tolle Schauspielerin ist.
Mit der ersten Staffel von „Marco Polo“ setzt Netflix neue Maßstäbe für die Eigen-Produktionen von Streaming-Diensten. Mit außergewöhnlichem Aufwand und handwerklichem Geschick wird hier ein optischer Leckerbissen serviert, der auch in den inhaltlich ruhigeren Momenten Spaß macht. Auch weil die Macher den Unterhaltungswert vor die geschichtliche Genauigkeit stellen, ist der Historien-Epos ausgesprochen kurzweilig und entwickelt sich zur lohnenden Alternative für Fans des Genres.
Die Box ist ab dem 12.12.2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Die visuelle Wucht der Serie wird stark auf die Blu-ray transferiert. Die Aufnahmen sind selbst in den dunklen Szenen knackig scharf und reich an Details. Bei der Farbpalette hätte wegen der verschiedenen Sets die Reichweite kaum größer sein können. Dennoch sind die Töne immer kräftig und natürlich. Auch Schwarzwert und Kontraste sind nahezu ideal eingestellt. Ein minimales Rauschen ist an manchen Stellen zu sehen. Das ist aber die einzige Auffälligkeit bei diesem sauberen, beeindruckenden Digital-Bild.
4,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind auf gleichbleibend hohem Niveau. Neben hervorragend priorisierten, stets gut verständlichen Dialogen wird in beiden Fassungen eine abwechslungsreiche Spur geboten. Schon die tolle Intro-Musik nutzt die ganze Bandbreite der Anlage aus. Bei den zahlreichen Massenszenen gibt es immer räumliche, sauber abgemischte Hintergrundgeräusche. Gerade in den Kampfsequenzen zeigt der Ton bei galoppierenden Pferden und klirrenden Schwertern, wozu er im Stande ist. Insgesamt wird eine Ton-Präsentation nahe am Optimum geboten.
4,5 von 5 Punkten
Extras: Eine ganze Menge an entfernten Szenen (47 Minuten), ein Making of zur schicken Titelsequenz (2 Minuten), eine Dokumentation über den echten Marco Polo (38 Minuten), ein „Blooper“-Video (3 Minuten), drei sehr sehenswerte Featurettes (22 Minuten) und ein paar Bildergalerien bieten einen ordentlichen Mehrwert. Einige Trailer ergänzen die Box.
3,5 von 5 Punkten
Gesamt: 4 von 5 Punkten
Quelle: Ascot Elite, Leinwandreporter TV, YouTube
Marco Polo - Staffel 1
Originaltitel: | Marco Polo - Season 1 |
Entwickler: | John Fusco |
Darsteller: | Benedict Wong, Olivia Cheng, Joan Chen |
Genre: | Historien-Abenteuer-Serie |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2014 |
Verleih: | Ascot Elite |
Länge: | 10 Episoden zu je 55 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
Verfasst von Thomas.
Zuletzt geändert am 20.12.2015
Review: Marco Polo – Season 1 (Blu-ray)