Inhalt: Elliot Alderson (Rami Malek, „Oldboy“) ist ein unscheinbarer Einzelgänger, der als Techniker in einer IT-Sicherheitsfirma arbeitet. Mit seinen Mitmenschen kommt er nur schlecht zurecht. Einzig seine Kindergarten-Freundin Angela (Portia Doubleday, „Her“) hat einen wirklichen Platz im Leben von Elliot. In der Welt der Computer ist er dagegen kaum aufzuhalten. Nachdem er für seine Firma einen Hackerangriff abgewehrt hat, der Millionen von Dollar gekostet hätte, spricht ihn auf der Straße ein Fremder (Christian Slater, „True Romance“) an, den er in den vergangenen Wochen schon häufig gesehen hatte. Der Mann stellt ihn einer Gruppe von Hackern vor, die dem Kapitalismus und großen skrupellosen Unternehmen den Kampf angesagt haben. Obwohl Elliot seine Zweifel hat, reizt ihn die Aufgabe, mit seinen Talenten wirklich etwas ändern zu können.
Kritik: Der Ägypter Sam Esmail entwickelte diese Serie, die schnell zum heißesten Neustart der Saison wurde. Esmail, der selbst eine kleine Vergangenheit in der Hacker-Szene hat, bekam unter anderem wegen des arabischen Frühlings die Inspiration zu seiner ersten Fernseh-Arbeit. Da es ihm äußerst wichtig war (im Gegensatz zu zahlreichen Filmen um das Thema), die Szene authentisch darzustellen, recherchierte er lange, bevor er die Skripte umsetzte. Herausgekommen ist ein faszinierender, wilder Trip in die fremde, etwas befremdliche Welt der Hauptfigur. Ohne Anlaufphase gelingt es dem Piloten, das Publikum an den Stuhl zu fesseln. Der unscheinbare Elliot lebt ein Doppelleben und zeigt dem Zuschauer schon bald, wie schnell mit Hilfe des richtigen Handwerkszeugs und den Informationen in sozialen Medien ein gläserner Bürger entstehen kann. Auch die offenkundige (Neo-)Kapitalismus-Kritik rückt noch in der brillanten ersten Episode in den Mittelpunkt, wenn der Protagonist Mr. Robot und seine Gruppe fsociety kennen lernt.
Natürlich ist es nicht gerade subtil, dass Firmen-Konglomerat, das von fsociety ins Visier genommen wird, Evil Corp zu nennen. Auf der anderen Seite ist der Name (auch unter anderem Titel) Programm, weswegen man ihn ruhig direkt adressieren kann. Der klassische „David gegen Goliath“-Kampf, bei dem Esmail die Hacker nicht zu sehr glorifiziert, ist natürlich über die ganze Staffel ein Zugpferd der Serie. Ein anderes ist die durch und durch sonderbare Hauptfigur. Es besteht nie eine Sekunde einen Zweifel, weshalb Elliot mit Maschinen so viel besser kommunizieren kann wie mit Menschen. Den meisten geht er bewusst aus dem Weg und wenn er sich einmal sozial einbringen möchte, endet das nahe am Desaster. Neben seinen Drogenproblemen scheint die Grenze zwischen Realität und Irrsinn bei ihm allgemein sehr dünn. Kann er sich aber auf Logik, Beständigkeit und klare Algorithmen verlassen, ist er ein Genie. Diese Figur wird von Rami Malek so herausragend gut verkörpert, dass der Weg zum Star nicht mehr besonders weit sein dürfte.
An seiner Seite spielt sich Christian Slater als charismatisch-eigenwilliger Mr. Robot zurück ins Rampenlicht und wurde dafür (wie Malek und die Serie) mit einer Golden Globe-Nominierung belohnt. Bei den Nebendarstellern bricht die Qualität in keinster Weise ab. Portia Doubleday verkörpert die intelligente, ehrgeizige Angela, die auch nach all den Jahren noch nicht wirklich hinter die Fassade von Elliot gestiegen ist. Da sie auch einige spannende Storylines bekommt, entwickelt Doubleday eine hochinteressante Figur. Carly Chaikin verdient sich als vorlaute, aber ausgesprochen talentierte Hackerin Darlene ein Sonderlob. In dieser Fülle von starken Nebencharakteren ist der von Martin Wallström gespielte Tyrell Wellick noch eine herausragende Erscheinung. Tyrell ist ein mehr als ambitionierter leitender Angestellter bei Evil Corp, der zwischen sich und der Karriereleiter gnadenlos alles aus dem Weg räumt. Wallströms Darstellung sorgt an manchen Stellen für eine Gänsehaut, entbehrt aber nie das gewisse Augenzwinkern. Dazu kommt Stephanie Corneliussen („Hänsel und Gretel – Hexenjäger“) als seine ähnlich soziopathisch veranlagte Ehefrau, die ihn mit Nachdruck zu neuen Höchstleistungen treibt.
Wie spielerisch einfach Sam Esmail hier in die Hacker-Welt einführt und eine sozialkritische, jederzeit spannende Geschichte erzählt, ist mehr als sehenswert. Dazu gibt es eine ganze Fülle an komplexen, ungewöhnlichen Charakteren, die dem Zuschauer auch wegen der tollen Darsteller um Shooting-Star Rami Malek so schnell ans Herz wachsen. Es darf kritisiert werden, dass sich die Serie im Mitteldrittel eine leichte Verschnaufpause gönnt. Diese wird mit cleveren Einfällen und Wendungen aber problemlos wieder aufgefangen. „Mr. Robot“ gehört mit Sicherheit zu den spektakulärsten Serien-Neustarts der letzten Jahre und entwickelt auch für Zuschauer, die nicht über eine hohe Computer-Affinität verfügen, mit Sicherheit ein hohes Suchtpotenzial.
4,5 von 5 Punkten
Quelle: Amazon Prime, YouTube
Originaltitel: | Mr. Robot |
Showrunner: | Sam Esmail |
Darsteller: | Rami Malek, Christian Slater, Portia Doubleday |
Genre: | Thriller-Serie |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2015 |
Verleih: | Universal Pictures |
Länge: | 10 x 45-60 Minuten |
FSK: | ab 16 Jahren |
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