Review: Unfriend (Kino)

Das Plakat von "Unfriend" (© Warner Bros Pictures)

Das Plakat von “Unfriend” (© Warner Bros Pictures)

Inhalt: Laura (Alycia Debnam-Carey, „Storm Hunters“) steht auf der Sonnenseite des Lebens: Die hübsche Psychologie-Studentin hat eine Menge guter Freunde, mit denen sie sich eine WG teilt, hat mit dem attraktiven Medizin-Studenten Tyler (William Moseley) einen tollen, festen Freund und muss sich im Leben eigentlich um nichts sorgen. Im Internet ist sie sehr aktiv und lässt ihre 800 Freunde bei Facebook gerne an ihrem Alltag teilhaben. Ganz anders sieht es bei ihrer Kommilitonin Marina (Liesl Ahlers) aus. Die stille Einzelgängerin flüchtet sich gern in die Welt ihrer selbst animierten Comics und hat tatsächlich keinen einzigen Freund bei Facebook. Nur aus Mitleid nimmt Laura ihre Freundschaftsanfrage an. Auf einmal beginnt Marina, ihrer einzigen Freundin auf Schritt und Tritt zu folgen, was diese mehr als gruselig findet. Nach einem Streit entfernt Laura die Außenseiterin wieder von ihrer Seite. Wenige Tage danach kommt die Nachricht von Marinas Selbstmord. Laura ist am Boden zerstört und macht sich schreckliche Vorwürfe wegen der Verzweiflungstat des Mädchens. Doch das ist erst der Anfang der schlimmen Ereignisse: Kurz darauf kommen wieder düstere Nachrichten vom Profil Marinas. Als Laura mit den Nerven am Ende ist, beginnen plötzlich in ihrem Umkreis die Menschen auf merkwürdige Art aus dem Leben zu scheiden. Es hat den Anschein, als ob ein Fluch über ihr liegt.

 

Kritik: Dieser in Deutschland produzierte und in Kanada gedrehte Film wurde vom Münchner Regisseur Simon Verhoeven („Männerherzen“) inszeniert. Ähnlich wie „Unknown User“ nimmt der Film die Welt der sozialen Medien als Ursprung für seinen Horror. Im Gegensatz zu der komplett mit Webcams und Skype-Chatfenstern gedrehten Produktion, ist „Unfriend“ mit klassischem Film-Equipment umgesetzt worden. Vor allem in der ersten halben Stunde gelingt Verhoeven und seinem Team eine optisch durchaus reizvolle Mischung von Videoclip-Look, aufgehenden Chat- und Nachrichten-Fenstern im Bild und finsteren Animationen. Dazu kommen einige, nicht besonders einfallsreich, aber durchaus wirkungsvoll eingesetzte Jumpscares, die das Publikum zusammenzucken lassen. In der Folge zieht „Unfriend“ seinen Grusel hauptsächlich aus einigen Albtraum-haften Bildern, die sich das Prädikat „Besonders creepy“ verdienen.

Laura möchte Marina helfen (© Warner Bros Pictures)

Laura möchte Marina helfen (© Warner Bros Pictures)

Besonders clever ist der Film leider nicht: Der blasse Emo wird von aller Welt ignoriert und sorgt bei der einzig netten Person dafür, dass sie berechtigterweise in der Außenseiter-Ecke bleibt. Die anderen Figuren (attraktive Heldin, Surferboy, Schlampe, Nerd, Kiffer) passen auch bestens in die Schubladen, die in „The Cabin in the Woods“ so vorzüglich parodiert wurden. Die Dialoge sind zeitweise auf einer Qualität, die schon wieder für unfreiwillige Komik sorgt. So erarbeitet sich der ermittelnde Officer Dempsey (Nicholas Pauling) mit Aussagen wie „Wissen Sie, wo sich die Frau abgefackelt hat?“ die Auszeichnung zum „Arsch des Kinojahres“. Auch die Logik steht stellenweise auf hanebüchen wackligen Beinen. Diese offenkundigen Probleme ändern aber nichts daran, dass der Film tatsächlich ziemlich unterhaltsam ist. Viel mehr sorgen gerade auch die albernen Momente dafür, dass das Geschehen so kurzweilig ist. Schauspielerisch wird Hausmannskost geboten. Dabei gelingt es der Hauptdarstellerin Alycia Debnam-Carey noch am ehesten, einen überzeugenden Job zu liefern. Auch Connor Paolo („Vampire Nation“) als Computer-Spezialist Kobe zeigt sich solide. Der Rest der Besetzung bleibt ziemlich austauschbar.

Gemeinsam mit ihrem Freund sucht sie im Internet nach Spuren (© Warner Bros Pictures)

Gemeinsam mit ihrem Freund sucht sie im Internet nach Spuren (© Warner Bros Pictures)

Es ist hinlänglich bekannt, dass deutsches Genre-Kino bei den Fans einen ziemlich schweren Stand hat. Hier wird zumindest eines richtig gemacht: Es wird günstig und in englischer Sprache gedreht. Der ungewöhnliche Look des Filmes funktioniert ziemlich gut und auch die Schreck-Sequenzen wurden schon deutlich schlechter gesetzt. So kommt es, dass „Unfriend“ trotz augenfälliger Probleme spannender und unterhaltsamer ist als zahlreiche generische Konkurrenz-Produkte, die zuletzt im Kino zu sehen waren. Es wäre Simon Verhoeven und seinem Team zu gönnen, dass sie ihren Film auch an den US-Markt bekommen, was gemessen an den kleinen Mitteln fast eine Erfolgsgarantie für die Produktion wäre.

3 von 5 Punkten


Quelle: Warner Bros Pictures, Leinwandreporter TV, YouTube

Unfriend

Originaltitel:Friend Request
Regie:Simon Verhoeven
Darsteller:Alycia Debnam-Carey, Brit Morgan, William Moseley
Genre:Horror
Produktionsland/-jahr:Kanada/Deutschland, 2015
Verleih:Warner Bros Pictures
Länge:93 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 19.12.2015
Review: Unfriend (Kino)

2 comments on “Review: Unfriend (Kino)”

  1. Adrian Antworten

    Unknown User fand ich ziemlich schlecht. Das Gimmick mit den Chatfenstern nervte nach 20 Minuten einfach nur noch.
    Da Unfried diesen Fehler nicht macht, werde ich ihn mir anschauen.

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