Das Blu-ray-Cover von “The Immigrant” (Quelle: Universum Film)
Inhalt: 1921 kommen Ewa (Marion Cotillard, „Der Geschmack von Rost und Knochen“) und ihre Schwester Magda (Angela Sarafyan, „Paranoia“) mit dem Schiff auf Ellis Island an. Kurz nach der Landung wird Magda wegen einer Lungenkrankheit unter Quarantäne gestellt. Ewa soll wieder abgeschoben werden, als sie auf den wortgewandten, aber zwielichtigen Bruno (Joaquin Phoenix, „Her“) trifft, der sie bei sich aufnimmt. Schon wenig später zwingt er die verzweifelte und mittellose Einwanderin, erst als Burlesque-Tänzerin und dann als Prostituierte zu arbeiten. In der Hoffnung, ihre Schwester zu befreien, lässt sich Ewa auf dieses Leben ein. Erst Brunos Cousin, der Magier Orlando (Jeremy Renner, „American Hustle“) weckt neue Hoffnungen bei ihr. Hals über Kopf verlieben sich beide ineinander. Ist er die Chance, Ewas Familie wieder zusammen zu führen?
Regie/Drehbuch/Hintergrund: Autorenfilmer James Gray bringt relativ selten neue Filme raus, aber seine Werke beeindrucken immer durch tolle Ausstattung und eine mehr als prominente Besetzung. Deswegen erstaunt es auf den ersten Blick schon sehr, dass dieser aufwendige Film lange in der Versenkung verschwunden blieb. Schon 2012 gedreht und in Cannes im Jahr darauf uraufgeführt, verschwand „The Immigrant“ zunächst wieder in der Versenkung, was vor allem an einem Streit zwischen Gray und dem bekanntermaßen mächtigen Produzenten Harvey Weinstein lag.
Dieser wünschte sich ein anderes Ende für den Film, stieß aber bei Gray auf taube Ohren, woraufhin Weinstein das Projekt blockierte. So kann aber auch festgehalten werden, dass dieser Film keine Probleme in der Entstehung hatte, die man vergleichbar lang zurückgehaltenen, großen Projekten (wie zuletzt „Serena“) ansonsten ansieht. Starke, lebendige Charaktere durchleben eine durchweg packende und glaubwürdige Geschichte in einem gut ausstaffierten 20er-Jahre Ambiente. Hierbei gelingt Gray sein bislang vielleicht rundestes Werk rund um zerstörte Träume.
Ist Bruno Ewas Retter in der Not? (Quelle: Universum Film)
Look: Das digitale Bild bekommt mit Farbfiltern den Look der 20er-Jahre verpasst. Die wie bereits erwähnt aufwendigen Sets und Kostüme sorgen dafür, dass „The Immigrant“ über ungeheure Schauwerte verfügt, die eigentlich ideal für die große Leinwand gewesen wären.
Cotillard und Phoenix glänzen
Schauspieler: Bei den Nominierungen für die Oscars 2015 wurde Marion Cotillard ebenso überraschend wie verdient für ihren Auftritt in dem belgischen Drama „Zwei Tage, Eine Nacht“ als „Beste Hauptdarstellerin“ nominiert. Diese Anerkennung hätte sie ebenfalls für „The Immigrant“ bekommen können (vielleicht sogar müssen). Ihre versierte und nuancierte Darstellung der willensstarken, vom Leben geschundenen Frau ist schlicht und ergreifend beeindruckend. Dazu kommt, dass die Französin auf Englisch mit polnischem Akzent spielt und auch bei der Sprachmelodie nie gekünstelt wirkt. Fast genauso stark ist Joaquin Phoenix, der den zwielichtigen Bruno wunderbar doppelbödig anlegt und nie zum reinen Fiesling verkommt. Mit wesentlich weniger Spielzeit ausgestattet gelingt es Jeremy Renner einen sympathischen, aber egoistischen Magier mit Leben zu füllen, der nicht gerade der Ritter in der weißen Rüstung ist. Gerade die Streitigkeiten von Renner und Phoenix sind hierbei besonders sehenswert.
Der Magier Orlando findet schnell gefallen an Ewa (Quelle: Universum Film)
Unterhaltungswert/Spannung: Natürlich ist „The Immigrant“ nicht auf reine Unterhaltung ausgelegt. Dafür gelingt es dem ruhig erzählten Film, den Zuschauer in die 20er-Jahre zu entführen und ihn bei der Geschichte der verzweifelten Immigrantin mitfiebern zu lassen. Einen wirklichen Durchhänger erlaubt sich der Film dabei nicht.
Drama: Neben den ganzen Schauwerten ist der Film ein Drama, welches den Zuschauer (auch dank Cotillard) emotional mitnimmt. Dabei rutscht die Geschichte nie in Bereiche ab, die auf die Tränendrüse drücken und bleibt nachvollziehbar.
Humor: Ein paar kleine, augenzwinkernde Momente von Jeremy Renners Orlando bleiben die einzigen nennenswerten Komikaspekte.
Liebe/Romantik: Orlando und Ewa vergucken sich bald ineinander, wobei aufgrund einiger charakterlicher Eigenheiten beider Figuren auch hier keine Hochglanz-Romanze aufkommen. Dazu kommt die Beziehung zwischen Bruno und Ewa, die auf ihre eigene Art einiges füreinander übrig haben.
Fazit: Was lange währt, wird hier richtig gut. James Gray erzählt mit „The Immigrant“ eine packende Geschichte, die mit chirurgischer Präzision und faszinierenden Schauspielern den amerikanischen Traum zerlegt und den Zuschauer nachdenklich zurücklässt.
Der Traum vom neuen Leben lässt Ewa enttäuscht zurück (Quelle: Universum Film)
Der Film ist ab dem 30.01.2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Wie bereits erwähnt, ist die Optik des Films bewusst auf alt stilisiert worden. Die Schärfe und Detailzeichnung ist bei dem recht körnigen Bild nur bei Close Ups wirklich stark, was aber zum visuellen Konzept des Filmes gehört. Die warmen, braun-gelb-gefilterten Farben verfehlen ihre Wirkung ebenfalls nicht. Die Kontraste werden eher selten wirklich beansprucht. Der Schwarzwert hat einen leichten Graustich. Insgesamt wurde das Ausgangsmaterial gut auf die Blu-ray transferiert, wobei man natürlich leichte Abstriche im Bezug auf Hochglanz-HD machen muss.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische DTS-HD MA 5.1-Ton sind eher unspektakulär. Die Dialoge sind immer gut zu verstehen und klingen sehr natürlich. Die Abmischung von Hintergrundgeräuschen und Score sind selten wirklich anspruchsvoll. Nur bei einigen Szenen wie beispielsweise den Show-Aufführungen kommt wirklich räumlicher Klang auf.
3 von 5 Punkten
Extras: Ein paar Trailer sind der einzige Bonus zum Film.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Universum Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | The Immigrant |
Regie: | James Gray |
Darsteller: | Marion Cotillard, Jeremy Renner, Joaquin Phoenix |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2013 |
Verleih: | Universum Film |
Länge: | 117 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
Mehr Informationen gibt es auf der Seite von Universum Film
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