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Fantasy Filmfest: The Voices (Kino)

Das Kinoplakat von “The Voices” (Quelle: Ascot Elite)

Inhalt: Eigentlich jeder auf seiner Arbeit bei der Packstation kommt mit Jerry (Ryan Reynolds, „Wie ausgewechselt“) gut klar. Obwohl er seine Marotten hat, wirkt der simpel gestrickte Mann wie die Liebenswürdigkeit in Person. Gemeinsam mit seiner Psychiaterin (Jacki Weaver, „Haunt – Das Böse erwacht“) versucht er, die durchaus vorhandenen Alltagsprobleme zu bewältigen. Auf der Arbeit gelingt es ihm langsam, der hübschen Buchhalterin Fiona (Gemma Arterton, „Hänsel und Gretel – Hexenjäger“) etwas näher zu kommen. Aber keiner ahnt, wie es tatsächlich um Jerry bestellt ist: Wenn er Zuhause ist, lässt er sich von seinem Hund Bosco und seiner Katze Mr. Whiskers Lebensratschläge geben. Das ist nur so lange nicht schlimm, bis sein erstes Date mit Fiona ein abruptes und äußerst blutiges Ende nimmt und er sich auf seine Haustiere verlassen muss, um aus der Situation wieder herauszukommen. Ob seine schnuckelige Kollegin Lisa (Anna Kendrick, „50/50 – Freunde fürs (Über)Leben“) da Abhilfe schaffen kann?

Kritik: Die iranische Regisseurin Marjane Satrapi feierte 2007 mit dem Oscar-nominierten Animationsfilm „Persepolis“ gemeinsam mit Vincent Parronoud ihren Durchbruch. Mit „The Voices“ stand sie jetzt erstmals bei einer großen Produktion allein in der Verantwortung und liefert einen der positiv durchgeknalltesten Filme der letzten Jahre. Auf den ersten Blick wirkt auf den Zuschauer, ähnlich wie bei Jerrys Arbeits-Kollegen, alles ziemlich normal. Sicherlich ist der Protagonist ein wenig sonderbar, was aber nichts zu bedeuten haben muss. Wenn dann aber erstmals Mr. Whiskers mit feinstem schottischen Akzent seinem Besitzer Boshaftigkeiten ins Ohr säuselt, fällt dann auf, dass man hier in einer ganz anderen Welt gelandet ist. Als sich die Geschehnisse dann alsbald überschlagen, ist man geneigt, dem Begriff schwarzen Humor eine neue Definition zu geben. Wie hier zwischen dem stets „hilfsbereiten“ Engel (Bosco) und Teufel (Mr. Whiskers) Tupperware zweckentfremdet wird, ist ein makabrer Geniestreich. Dabei ist es auch ziemlich clever, dass Satrapi dem vollkommen bizarren Treiben eine ernsthafte Basis gibt. Wenn Jerry einmal seine Medizin nimmt und die Trostlosigkeit seine Lebens erkennt, fühlt man mit dem Außenseiter wirklich mit.

Ryan Reynolds zu den Oscars?

Jerry und seine Gesprächspartner (Quelle: Ascot Elite)

Ansonsten wirkt die Hauptfigur, als ob man Norman Bates mit Bugs Bunny (auf bestmögliche Art) gekreuzt hätte. Ryan Reynolds hat schon in Filmen wie „Buried“ bewiesen, dass ein durchaus patenter Schauspieler in ihm steckt. Was er hier aber in dieser vollkommen überzogenen, aber dabei anspruchsvollen Rolle leistet, dürften ihm die wenigsten zugetraut haben. Sein herrlich verschrobenes, ausgesprochen eigenwilliges und dabei von Grund auf sympathisches Spiel ist wohl der Hauptgrund, warum „The Voices“ jederzeit so wunderbar funktioniert. Die Streitigkeiten mit seinen Haustieren sind schlicht und ergreifend großes Kino. Jedoch ist hier auf jeden Fall die englische Originalversion zu bevorzugen, da Reynolds Bosco, Mr. Whiskers und zwei weitere Charaktere mit verstellten Stimmen tatsächlich selbst spricht, was das Geschehen noch eine ganze Nummer skurriler werden lässt. Auch wenn der Name Reynolds und ein derart abgedrehter Film nicht wirklich dazu passen wollen, ist seine Leistung hier auf einem Level, der ihn zum ernsthaften Oscar-Kandidat werden lässt.

An seiner Seite dürfen sich die Zuschauer über tolle weibliche Co-Stars freuen. Gemma Arterton zeigt trotz wortwörtlich eingeschränkten Spielraum eine originelle und augenzwinkernde Leistung. Auch Anna Kendrick, die wie eigentlich immer unglaublich putzig ist, trägt einen großen Teil zum Gelingen des Filmes bei. Dazu kommt noch die gewohnt gute Jacki Weaver als Jerrys Seelenklempnerin, die lange Zeit nicht die geringste Ahnung von den eigentlichen Problemen ihres Patienten hat.

Es wird sicherlich einige geben, für die diese aus tiefstem Herzen morbide Komödie über das Ziel hinausschießt. Dazu kommt eine Abspannszene, die wohl einigen Herrschaften in der katholischen Kirche sauer aufstoßen dürfte. Dennoch ist der Film kreativ, zum Brüllen komisch und dabei doch ziemlich intelligent. Wenn Mr. Whiskers seinem Herrchen vorschlägt: „Wir könnten einen größeren Kühlschrank kaufen, damit du weiter machst“, dürfte er von jedem Liebhaber von makaber-spaßiger Unterhaltung Beifall ernten. Marjane Satrapi hat mit „The Voices“ einen in jeder Art anderen Film gedreht, der nicht nur dank eines grandiosen Ryan Reynolds ein Erlebnis ist.

Der Film wurde im Rahmen des Fantasy Filmfest in Köln gesichtet und wird vom Verleih Ascot Elite imam 30.04.2015 in die Kinos gebracht.

4,5 von 5 Punkten


Quelle: Ascot Elite,Leinwandreporter TV, YouTube

The Voices

Originaltitel:The Voices
Regie:Marjane Satrapi
Darsteller:Anna Kendrick, Gemma Arterton, Ryan Reynolds
Genre:Komödie/Thriller
Produktionsland/-jahr:USA, 2014
Verleih:Ascot Elite
Länge:105 Minuten
FSK:ab 16 Jahren

Verfasst von Thomas.

Zuletzt geändert am 30.04.2015
Fantasy Filmfest: The Voices (Kino)

Thomas

"Alle bleiben cool! DU - bleib cool!" (Seth Gecko,"From dusk till dawn")

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