Inhalt: Bei der Ehe von Don (Adam Sandler) und Helen (Rosemarie DeWitt) ist die Luft raus. Beide schauen sich im Internet nach Seitensprüngen um und finden schon bald Gleichgesinnte. Ihr Sohn Chris (Travis Tope) ist ein großer Fan von Pornos, die ihn immer mehr abstumpfen. Seine frühreife Klassenkameradin Hannah (Olivia Crocicchia) will unbedingt Schauspielerin werden und wird von ihrer Mutter (Jurdy Greer) mit Foto-Shootings für eine mäßig seriöse Model-Website unterstützt. Patricia (Jennifer Garner) ist da nicht so liberal und überwacht jede Online-Aktivität ihrer Tochter Brandy (Kaitlyn Dever), die sich aber zu wehren weiß. Allison (Elena Kampouris) fühlt sich nicht genug beachtet und verfällt immer mehr ihrer Magersucht.
Kritik: Jason Reitman war einer der großen Regie-Durchstarter der vergangenen zehn Jahre. Sein bissig-böses Debüt „Thank You For Smoking“, die charmanten Oscar-Kandidaten „Juno“ und „Up In The Air“ oder zuletzt auch noch „Young Adult“ bestachen durch intelligenten Humor und gut geschriebene Charaktere. Die Romanverfilmung „Labor Day“ hing ein wenig durch, was man Reitman aber noch gern verzieh. Bei „Men, Women & Children“ (so hier der Originaltitel) mixt er nun eine ihm wohl vertraute Coming of Age-Geschichte mit einem Drama rund um die Gefahren des Internets. Leider scheint er sein Gespür für originelle, menschliche Figuren verloren zu haben und konzentriert sich auf den erhobenen Zeigefinger, mit dem er die Zuschauer über die ihm wichtigen Themen aufklären möchte. Dabei geht er so aufdringlich und einfallslos vor, dass die meisten Zuschauer wohl er genervt als unterhalten werden dürften.
Reitman geht auf die Klischee-Schiene
Eine zu Beginn inflationär eingesetzte, erklärende Off-Sprecherin Emma Thompson erzählt dem Zuschauer, was für Risiken von Pornografie ausgehen und wie einfach über das Internet schlimme Sachen angestellt werden können. Weitere Geschichten wie Magersucht, Entfremdung, Videospiele, lieblose Beziehungen und voreheliche, sexuelle Beziehungen werden nacheinander abgearbeitet. Zwischendurch wird auch noch das Thema 9/11 eingearbeitet, um ein weiteres Klischee für einen amerikanischen Problemfilm zu erfüllen. Eine Flut von Charakteren mit ihren Schwierigkeiten machen es dem Zuschauer schwer, sich auf einzelne Figuren zu fokussieren und Emotionen zu entwickeln. Außerdem sind die meisten von ihnen aufgrund ihrer Spielzeit recht flach. Dazu kommt, dass manche Charaktere, beispielsweise die von Jennifer Garner („Dallas Buyers Club“) verkörperte Helikopter-Mutter Patricia, gnadenlos überzogen sind und nicht funktionieren. Weitere bekannte Darsteller wie J.K. Simmons („Whiplash“), Judy Greer („Jeff, der noch zu Hause lebt“), Adam Sandler, Rosemarie DeWitt („Company Men“), Ansel Elgort („Die Bestimmung – Divergent“), Kaitlyn Dever („Justified“) und die anderen Jung-Schauspieler spielen natürlich solide, ohne besonders nachdrücklich zu beeindrucken. Gerade Elgort und Dever schaffen es noch am ehesten, ihren Figuren Leben einzuhauchen.
Ein paar positive Aspekte muss man „#Zeitgeist“ aber lassen: Der Film ist (Inhalte außen vor) passabel erzählt und schön gefilmt. Ein echtes Highlight sind die CGIs der Text-Nachrichten, die in zahlreiche Sequenzen eingebunden werden. Das ändert aber nichts daran, dass „#Zeitgeist“, der bislang deutlich schwächste Film von Jason Reitman ist. Obwohl ihm ein guter Film zu dieser Thematik zuzutrauen gewesen wäre, bleibt hier nur eine oberlehrerhafte, stereotype, überraschend belanglose, einseitige und sterile Abhandlung, aus der niemand wirklich etwas mitnehmen kann.
Der Film ist ab dem 30.04.2015 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
1,5 von 5 Punkten
Bild: Optisch hat „#Zeitgeist“ einiges zu bieten. Die normalen Aufnahmen sind ebenso knackig scharf wie die guten CGIs der Nachrichteneinblendungen, die jederzeit gut lesbar sind. Die Detaildarstellungen sind ebenfalls immer auf gutem Niveau. An der natürlich wirkenden, kräftigen Farbpalette gibt es keine Kritikpunkte. Die Kontraste sind gut eingestellt, der Schwarzwert ist sehr kräftig. Auch wenn das Bild jetzt nicht spektakulär ist, überzeugt diese saubere Digital-Präsentation auf ganzer Linie.
4 von 5 Punkten
Ton: Die deutsche Tonspur liegt nur in Dolby Digital 5.1 vor, während es im englischen Original eine DTS-HD 5.1-Spur gibt, die insgesamt etwas stärker ist. Natürlich ist „#Zeitgeist“ kein Film, der eine besondere HD-Präsentation benötigen würde. Die Dialoge sind immer gut verständlich. Der Score ist ebenso wie die Hintergrundgeräusche gut abgemischt und wird ordentlich auf die Boxen verteilt. Insgesamt setzt der Transfer die Basis-Anforderungen des Originalmaterials problemlos um.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Die Featurettes „Virtuelle Intimität“ (13 Minuten) und „Lückenloses Interface“ (8 Minuten) sowie ein paar entfernte Szenen (10 Minuten) komplettieren die Blu-ray.
2 von 5 Punkten
Gesamt: 2,5 von 5 Punkten
Quelle: Paramount Pictures Germany, YouTube
#Zeitgeist
Originaltitel: | Men, Women & Children |
Regie: | Jason Reitman |
Darsteller: | Jennifer Garner, Adam Sandler,Kaitlyn Dever, Rosemarie DeWitt, Ansel Elgort |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2014 |
Verleih: | Paramount Pictures |
Länge: | 119 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |