Inhalt: Erst vor kurzem hat die aufgedrehte Hedda (Susanne Wolff) den bodenständigen Neurologen Jorgen (Godehard Giese) geheiratet. Gerade von der Hochzeitsreise zurück, beziehen die beiden eine baufällige Villa, die sie nach und nach modernisieren lassen wollen. Da Jorgen kurz vor einer Beförderung steht, wollen die beiden seinen Chef Dr. Brack (Bruno Cathomas) bei einem opulenten Abendessen beeindrucken. Ziemlich überraschend stoßen auch noch Jorgens Ex-Freundin Thea (Katharina Marie Schubert) und ihr neuer Lebensgefährte Eilert (Wanja Mues) – der früher mit Hedda zusammen war – zu der Runde. Eilert ist trockener Alkoholiker, aber ebenfalls ein begnadeter Neurologe, der Jorgen zur Konkurrenz in Job-Sachen werden könnte. Während Alkoholkonsum und Diskussionen immer mehr ausarten, schlägt der Abend eine Richtung ein, dessen fataler Ausgang fast zwingend ist.
Kritik: Basierend auf dem bekannten Theaterstück von Henrik Ibsen aus dem Jahr 1890 hat Regisseur und Autor Andreas Kleinert sein Geschehen in die heutige Zeit im Umkreis von Köln verlegt. Nicht nur aufgrund der Vorlage ist hier der Begriff „Theatralik“ Programm. Wir lernen eine überdurchschnittlich euphorisierte Protagonistin beim Spielen mit einem Hund kennen, den ihr Mann daraufhin von der Besitzerin kaufen soll. Wer da noch kein Interesse hat, mit dieser lauten, selbstbezogenen Person durch die Geschichte zu gehen, wird es wohl auch im späteren Verlauf nicht mehr tun. Um dem Film und seinen konstant ein bis zwei Nummern zu überzogen agierenden Darstellern einen noch sonderbareren Touch zu verleihen, gibt es immer wieder Zwischenschnitte, in denen die Schauspieler im Close Up mit Namen auf der nackten Brust untermalt von lauter Metal-Musik zu sehen sind. Doch während vergleichbare Stilmittel in Michael Hanekes Fingerübung „Funny Games“ mit dazu führen sollen, dass der Film möglichst unansehnlich wird, sollen sie hier ein wuchtiges Drama noch ein wenig surrealer gestalten.
Diese Herangehensweise könnte klappen, wenn nicht durchgängig das Gefühl besteht, dass die Handbremse noch angezogen wäre. So sind zwar alle Figuren nur begrenzt sympathisch. Es scheint aber die Angst zu bestehen, die Charaktere nicht zu unsympathisch werden zu lassen. Einige Witze (Staubsauger-Roboter) führen ins Leere, weswegen das Szenario immer mehr zum wachsenden Desinteresse führt. Am Ende sind vergleichbare Filme wie „Unter Freunden – Komm, lass uns spielen“ und „The Invitation – Die Einladung“ trotz unabstreitbaren Problemen einfach noch ein ganzes Stück bissiger und konsequenter. Obwohl „Hedda“ das Bemühen nicht abzusprechen ist, alternative und originelle Unterhaltung zu bieten, springt der Funke nie wirklich über, was das Geschehen über die gesamte Dauer ziemlich anstrengend werden lässt.
2 von 5 Punkten
Quelle: Filmfest Hamburg, Broadview Pictures, YouTube
Hedda
Originaltitel: | Hedda |
Regie: | Andreas Kleinert |
Darsteller: | Susanne Wolff, Godehard Giese, Wanja Mues, Bruno Cathomas, Katharina Marie Schubert |
Genre: | Drama, Groteske |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2016 |
Verleih: | Broadview Pictures |
Länge: | 90 Minuten |
FSK: | --- |