Inhalt: Zu Zeiten des ersten Weltkriegs wächst der junge Prescott (Tom Sweet) als Sohn eines hochrangigen amerikanischen Politikers (Liam Cunningham, „Game of Thrones“) und einer Französin (Bérénice Bejo, „Mademoiselle Populaire“) in Frankreich auf. Ohne die wirkliche Fürsorge seiner Eltern wird Prescott immer schwieriger und macht seinen wenigen Bezugspersonen, wie beispielsweise seiner Privatlehrerin (Stacy Martin, „Nymphomaniac“), das Leben schwer. Seine Eltern sind sich sicher , dass diese Phase bald vorbei ist, doch der intelligente Nachwuchs wird immer schlimmer und hält bald den kompletten Haushalt in Atem.
Kritik: Als Schauspieler hat sich der inzwischen 28 Jahre alte Brady Corbet schon früh einen Namen gemacht und konnte bereits mit Ikonen wie Lars von Trier („Melancholia“) und Michael Haneke („Funny Games U.S.“) drehen. Wer jetzt Corbets Langfilm-Debüt als Regisseur sieht, wird nicht umhin kommen, die Einflüsse dieser beiden Grenzgänger zu erkennen. Der Film zeichnet sich durch eine erzählerisch wie visuell erstaunliche Intelligenz und Reife aus. Die Entstehungsmechanismen eines faschistoiden Systems anhand eines Familiendramas nachzuzeichnen, ist ein gewagter, ausgesprochen origineller Ansatz, der hier tatsächlich die meiste Zeit aufgeht. So entwickelt sich aus der Geschichte um einen Jungen, der sich etwas daneben benimmt, ein im späteren Verlauf ausgesprochen verstörendes Gesamtbild. Die Lacher, die immer wieder in den Film eingeschleust werden, sind auf den Punkt und bleiben dem Publikum nach einer gewissen Zeit im Hals stecken.
Leider zündet das extrem verspielte, eigenwillige Finale nicht. Für die meisten Zuschauer dürfte die Auflösung des Filmes vor allem zu großen Fragezeichen führen. Bis dahin gibt es aber unkonventionelle Unterhaltung, die von tollen Schauspielern getragen wird. Besonders stark ist hier der Schauspieldebütant Tom Sweet, der dem quengelnden Kind eine wahrhaft dämonische Präsenz verleiht. Bérénice Bejo und Liam Cunningham funktionieren als distanzierte Eltern, die immer mehr die Kontrolle über den Nachwuchs verlieren. Dazu kommt Stacy Martin als liebevolle Hauslehrerin, die sehr unter den Verhaltensmustern des kleinen Prescott zu leiden hat. Der groß beworbene Robert Pattinson („The Rover“) hat nur ziemlich wenig Leinwandzeit in diesem Film.
Wenn „The Childhood Of A Leader“ endet, ist das Publikum erst einmal damit beschäftigt, die Gedanken zu ordnen. Obwohl die Auflösung nicht überzeugen kann, ist Brady Corbet mit Sicherheit ein mutiger und herausfordernder Erstling gelungen, der Lust auf mehr macht.
4 von 5 Punkten
Quelle: TriArtFilm, YouTube
The Childhood Of A Leader
Originaltitel: | The Childhood Of A Leader |
Regie: | Brady Corbet |
Darsteller: | Stacy Martin, Robert Pattinson, Bérénice Bejo, Liam Cunningham |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | UK/Frankreich, 2015 |
Verleih: | --- |
Länge: | 115 Minuten |
FSK: | --- |
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