Inhalt: Urs Blank (Moritz Bleibtreu, „Stereo“) ist Wirtschaftsanwalt bei einem großen Pharma-Unternehmen und hat gerade erst seine Firma vor einem Millionenschaden bewahrt. Er lebt mit seiner Frau (Doris Schretzmayer) in einer schicken Wohnung, hat interessante, erfolgreiche Freunde und kennt im Prinzip keine Sorgen. Der Selbstmord eines Kollegen, der sich vor seinen Augen erschießt, wirft ihn aber komplett aus der Bahn. Nur bei seiner Zufallsbekanntschaft Lucille (Nora Waldstätten), dem lebensfrohen Mitglied einer Hippie-Kommune, fühlt er sich noch wohl. Nachdem er mit ihr Pilze genommen hat, spürt er immer mehr, wie er sich verändert. Scheinbar unkontrolliert hat er gewalttätige Episoden, die ihn für sich und für seine Mitmenschen zur Gefahr werden lassen. In seinem Job, den er wegen einer anstehenden Fusion noch weiter ausüben muss, stolpert er über Unterlagen, die zur Gefahr fürs ganze Unternehmen werden könnten. Er flüchtet in den Wald, um in aller Einsamkeit eine Möglichkeit für seine Heilung zu finden. Sein Chef Ott (Jürgen Prochnow, „Beverly Hills Cop“) hat aber nicht mehr so viel Geduld. Er will seinen ehemaligen Top-Mitarbeiter mit allen Mitteln unschädlich machen.
Kritik: Nach dem gleichnamigen Bestseller von Martin Suter entstand dieser Psychothriller rund um den Absturz eines Oberschichtlers. Stephan Rick inszenierte diesen Film, der konstant von seinen atmosphärischen Bildern getragen wird. Gerade die optischen Gegensätze der sterilen Büroräume und des scheinbar endlosen Waldes setzen hier Kontrastpunkte. Nach einem inhaltlich recht gewöhnlichen und unspektakulären Einstieg findet „Die dunkle Seite des Mondes“ einen Höhepunkt in dem schrägen, toll in Szene gesetzten Pilz-Trip. Der darauf folgende Kontrollverlust Blanks ist die vielleicht spannendste Phase des Filmes. Nach und nach übernimmt immer mehr das innere Ungeheuer des gefeierten Anwalts. Auch wenn die Bildsprache stellenweise ein wenig zu offensichtlich ist, kreiert die Geschichte einige Möglichkeiten, die den Zuschauer rätseln lassen. Liegt die Verhaltensänderung wirklich an den Pilzen? Wie weit gehen seine Aussetzer? Wie viel Urs Blank steckt in jedem von uns?
In dieser Storyline steckt deutlich mehr Wucht und Potenzial, als es bei der Entdeckung von geheimen Dokumenten in der Firma der Fall ist. Die Machtposition des labilen Protagonisten und die möglichen Reaktionen seines Chefs und Mentors sind ebenfalls recht unterhaltsam, überfrachten das Geschehen dann doch etwas. So kommt es auch, dass der Film einige Aspekte irgendwann im Sand verlaufen lässt, ohne befriedigende Antworten zu liefern. Gegen diese Lücken können auch die guten Darsteller irgendwann nicht mehr anspielen. Es ist zu Beginn erst einmal schwer, Moritz Bleibtreu als glatten Anwalt zu akzeptieren. Doch sobald die Figur die Kontrolle verliert, ist der wandelbare Darsteller komplett in seinem Element. In teils aufwühlenden Sequenzen trägt er ganz klar das Geschehen. Nora Waldstätten ist als Freigeist Lucille absolut überzeugend und bildet besonders zu Beginn ein angenehmes Gegengewicht zu Bleibtreus Urs. Auch Jürgen Prochnow wurde als charismatischer, äußerst pragmatischer Industrieller natürlich auf den Punkt besetzt. Von den Nebenrollen bleibt vor allem André Hennicke („Die Tore der Welt“) im Gedächtnis, der den vielleicht schrulligsten Charakter im Film darstellt.
Prinzipiell hatte „Die dunkle Seite des Mondes“ alle Anlagen, um ein sehr guter Psychothriller zu werden. Doch trotz einer gelungenen Optik, atmosphärischer Inszenierung und durchweg starken Darstellern lässt es die Erzählung an Konsequenz vermissen. Es bleibt ein Film, der mehr möchte als nötig ist und so einiges an Potenzial (und Inhalt) auf der Strecke lässt.
3 von 5 Punkten
Quelle: Alamode Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Die dunkle Seite des Mondes
Originaltitel: Die dunkle Seite des Mondes
Regie: Stephan Rick
Schauspieler: Moritz Bleibtreu, Nora von Waldstätten, Jürgen Prochnow
Genre: Drama, Thriller
Produktionsland/-jahr: Deutschland, 2015
Kinostart: 14.01.2016
Verleih: Alamode Film
Länge: 97 Minuten
FSK: ab 12 Jahren