Inhalt: Eigentlich freut sich der 17 Jahre alte Phil (Louis Hofmann, „Die Abenteuer des Huck Finn“) darauf, nach seinem Urlaub wieder bei der Familie zu sein. Doch seine Mutter Glass (Sabine Timoteo), die mit Michael (Sascha Alexander Geršak) mal wieder einen neuen Freund hat, ist noch exzentrischer als sonst. Seine Zwillingsschwester Dianne (Ada Philine Stappenbeck), zu der er längst nicht mehr den Draht wie früher hat, wird immer verschlossener und steht mit Glass auf Kriegsfuß. Wenigstens auf seine beste Freundin Kat (Svenja Jung, „Fucking Berlin“), mit der er durch dick und dünn geht, ist Verlass. Als dann die Schule beginnt, lernt Phil den charismatischen Langstreckenläufer Nicholas (Jannik Schümann) kennen. Phil rechnet sich eigentlich nicht mehr wie eine heimliche Schwärmerei aus. Doch tatsächlich scheint der geheimnisvolle Neuling auch Gefallen an seinem schüchternen Mitschüler zu finden.
Kritik: Im Jahr 1998 gelang dem Autor Andreas Steinhöfel mit seinem Roman „Die Mitte der Welt“ ein großer Hit. Von daher war es schon etwas erstaunlich, dass es 18 Jahre dauerte, ehe die Verfilmung das Licht der Welt erblickte. Jakob M. Erwa hatte bereits während seines Studiums erste Pläne für seine Leinwand-Adaption geschmiedet. Dieses Beispiel zeigt, dass sich Beharrlichkeit und Geduld manchmal wirklich auszahlen. Das leichtfüßig inszenierte Coming of Age-Drama schafft es, mit zahlreichen Problemen zu jonglieren, ohne sich jemals wie ein Problemfilm anzufühlen. Familiäre Zwistigkeiten, die Veränderung von nahestehenden Menschen, eine tragische Hintergrundgeschichte, eine erste schwule Liebe und eine Ode an die Freundschaft passen hier locker unter einen Hut. Was bei den oft optisch sehr ähnlich gedrehten Filmen im deutschen Kino hier auch besonders heraussticht ist der ganz eigene visuelle Stil von „Die Mitte der Welt“.
Erwa liefert mit seinem abermals herausragenden Kameramann The Chau Ngo originelle, warme und verspielte Bilder, die dem Film seine positive Grundatmosphäre geben. In einer besonders gelungenen Szene, in der Phil, Kat und Nicholas einen gemeinsamen Schwimmausflug machen, durften sich die Darsteller selbst mit Go Pros filmen und hatten an ihren Freiheiten derart viel Spaß, dass es bis in den Kinosaal herüberschwappt. Ein Film kann ehrlich und menschlich geschrieben sein. Wenn die Casting-Entscheidungen nicht auf den Punkt sitzen, wird viel Potential verschenkt. Doch auch hier fällt der Film nicht ab. Louis Hofmann hat in seinem jungen Alter schon eine enorme Leinwand-Präsenz und ein tolles Einfühlungsvermögen. Es dauert nicht lange, bis der Zuschauer ihm bedingungslos auf jedem Weg der Geschichte folgt. Daneben besteht eine knisternde Chemie zwischen den Hauptfiguren. Sei es Jannik Schümann als unerwartet tiefgründiger Schwarm, Svenja Jung als aufgekratzte, gutherzige beste Freundin, Debütantin Ada Philine Stappenbeck als zurückgezogene Schwester, oder Sabine Timoteo als sonderbare Mutter: Alle Darsteller entwickeln mit aufrichtigen und überzeugenden Darbietungen dieses bunte Szenario mit.
Auch weil es hier und da (vor allem in der späten Phase) etwas düsterer wird, ist der Film so packend. Dazu ist der angenehm unaufdringliche Umgang mit dem Thema Homosexualität wirklich erfrischend. Es wird offensichtlich, dass hier jemand, der das Buch würdigt, viele Gedanken in eine ansprechende Verfilmung gesteckt hat. Auf diese Art ist Jakob M. Erwa mit „Die Mitte der Welt“ ein intelligenter, charmanter Film gelungen, der auch wegen seines Looks und den starken Darstellerleistungen ein rundum befriedigendes Kino-Erlebnis bietet.
4 von 5 Punkten
Quelle: Universum Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | Die Mitte der Welt |
Regie: | Jakob M. Erwa |
Darsteller: | Louis Hofmann, Jannik Schümann, Svenja Jung |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2016 |
Verleih: | Universum Film |
Länge: 115 Minuten | FSK: ab 12 Jahren |
Kinostart: | 10.11.2016 |
Homepage: | Die Mitte der Welt |
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