Inhalt: Als Tochter eines französischen Rodeo-Reiters lebt die etwas unnahbare Loïe Fuller (Soko, „Her“) mitten in den unzivilisierten Ecken der USA. Nach dem gewaltsamen Tod ihres Vaters träumt sie von einer großen Karriere auf den Schauspielbühnen Europas. Doch erst als ihr Premieren-Auftritt vollkommen schief geht, hat sie eine spontane, aber revolutionäre Idee. Sie beginnt mit ihrem ausladenden Kleid zu tanzen. Das Publikum ist begeistert von ihrem Auftritt, der alle an einen Schmetterling erinnert. Mit Hilfe des gutmütigen, aber drogensüchtigen Adeligen Louis Dorsay (Gaspard Ulliel) kommt sie nach Frankreich, wo sie, vom Ehrgeiz getrieben, die erste Mischung von Licht- und Tanzshow entwickelt. Sie landet an dem berühmten Pariser Theater Folies Bergère, wo sie endgültig im Herzen der Kunstwelt landet. Mit der bodenständigen Gabrielle (Mélanie Thierry, „A Perfect Day“) weiß sie die ganze Zeit eine Freundin an ihrer Seite, die sie in den richtigen Momenten wieder erdet. Dennoch nagt die physische und psychische Anstrengung an Loïe. Als sie dann noch die talentierte Amerikanerin Isadora Duncan (Lily-Rose Depp, „Yoga Hosers“) fördern möchte, von ihr aber vorgeführt wird, merkt auch Loïe, dass sie sich zu viel für einen Menschen aufgebürdet hat.
Kritik: Mit ihren fast magisch anmutenden Auftritten, die durch den geschickten Einsatz von Licht noch untermalt wurden, begründete Loïe Fuller im späten 19. Jahrhundert viele Elemente des modernen Tanzes. Die Regie- und Drehbuch-Debütantin Stéphanie Di Giusto hat sich bei ihrem Biopic zwar wenig mit diesen Einflüssen auseinandergesetzt, erzählt aber dennoch eine ungewöhnliche Geschichte, die auch die visuellen Besonderheiten toll auf die Leinwand bringt. Wenn die Protagonistin die riesigen Stoffballen durch die Luft wirbeln lässt und dabei in saftigen rote und blaue Töne getunkt wird, hat das etwas sanftes und fast schon hypnotisches an sich. Das bildet einen schicken Kontraste zum verbissenen, perfektionistischen und recht burschikosen Auftreten von Loïe abseits der Bühne. Dramaturgisch bleibt der Film zwar ziemlich konventionell, wird aber zu keiner Zeit dröge oder langatmig. Getragen von der Schönheit der Tanzszenen schwebt diese oft sogar recht düstere Geschichte über die gesamte Spieldauer.
Das vielleicht ungewöhnlichste Element des Filmes ist der faszinierende Auftritt von Soko. Die hauptsächlich als Sängerin bekannte Hauptdarstellerin mit den muskulösen Armen und dem finsteren Blick verkörpert die Getriebenheit und Sehnsucht ihrer Figur mit Inbrunst und trägt den Film in all seinen Phasen. Da wird es auch deutlich, dass Lily-Rose Depp, die Tochter von Johnny Depp und Vanessa Paradis, als Darstellerin noch nicht ausgereift ist. Sie hat eine tolle Präsenz und ist auch rein optisch sicherlich für die Leinwand gemacht – was sich bei einer großartig-verspielten Tanz-Sequenz ihrer Figur am besten sehen lässt – doch beim Zeilenvortrag geht ihr merklich die Qualität von Soko ab. So werden die Rededuelle zu einer etwas ungleichen Angelegenheit. Schauspieler wie Mélanie Thierry und Gaspard Ulliel bringen ihre Talente in dieses Biopic ein, das einige wohl etwas salopp als Light-Version von „Black Swan“ bezeichnen dürften.
Auch wenn der Film sicherlich nicht im Ansatz so revolutionär wie seine Hauptfigur ist, ist „Die Tänzerin“ fast zwei Stunden wundervoll anzusehendes und flüssig erzähltes Kino, das sich vor allem wegen der groß aufspielenden Soko vom Durchschnitt abhebt.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: Prokino, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | La danseuse |
Regie: | Stéphanie Di Giusto |
Darsteller: | Soko, Gaspard Ulliel, Mélanie Thierry, Lily-Rose Depp, François Damiens |
Genre: | Drama, Biographie |
Produktionsland/-jahr: | Frankreich, 2015 |
Verleih: | Prokino |
Länge: 111 Minuten | FSK: ab 12 Jahren |
Kinostart: | 03.11.2016 |
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