Inhalt: Rocky (Jane Levy) hat schon früh ein Kind (Emma Bercovici) bekommen und leidet unter ihrer tyrannischen Mutter (Katia Bokor) und der Aussichtslosigkeit in ihrem Heimatort. Um über die Runden zu kommen, überfällt sie mit ihrem Freund Money (Daniel Zovatto, „It Follows“) und ihrem besten Kumpel Alex (Dylan Minnette, „Prisoners“) Häuser. Eines Tages kriegen sie einen Tipp, der der große Wurf sein könnte. In einer verlassenen Gegend wohnt ein blinder Kriegsveteran (Stephen Lang, „Manhunter – Roter Drache“), der in seinem Haus eine gewaltige Versicherungssumme versteckt hat. Mit dem Geld könnten die Einbrecher ein neues Leben beginnen. Nachdem sie in das Haus eingestiegen sind, läuft die Situation bald aus dem Ruder. Der beeinträchtigte alte Mann ist bei weitem nicht so wehrlos, wie es den Anschein hat. Außerdem hütet er ein Geheimnis, zu dessen Schutz er absolut keine Gnade kennt.
Kritik: Im Jahr 2013 bewies der Uruguayer Fede Alvarez mit seinem Neuaufguss von „Evil Dead“, dass auch Horror-Remakes durchaus ihre Daseinsberechtigung haben können. Daneben erwies er sich im Gespann mit Produzent Sam Raimi – dem Regisseur des Originals – als durchaus gutes Team. So war es nicht weiter verwunderlich, dass die beiden auch hier wieder zusammengearbeitet haben. Rein kommerziell ist diese Partnerschaft wieder mehr als erfolgreich, was ein überirdisch guter Kinostart in den USA belegt. Tatsächlich ist bei diesem einfach gehaltenen Thriller der Name Programm. Alvarez verwendet nicht viel Zeit darauf, die Figuren einzuführen. Das Trio kommt aus der weißen Unterschicht, hat größere Träume und sieht die kriminelle Laufbahn als einzige Chance. Viel mehr muss der Zuschauer nicht wissen. Sobald die Einbrecher dann an ihrem Bestimmungsort angelangt sind, gibt es wirklich atemlose Spannung. Schon die Kamerafahrten während der Hauserkundung sind großartig und entwickeln die Atmosphäre. Sobald sich dann auf schmerzliche Weise zeigt, wie ernst es dem namenlosen Hausbewohner mit der Wahrung seiner Privatsphäre ist, bleibt der Film beständig auf dem Gas-Pedal.
„Don’t Breathe“ ist düster, beengend und ausgesprochen gemein. Da ist es auch verzeihbar, dass die Macher eine ziemlich manipulative Entscheidung in der Handlung treffen und die Logik nicht immer ganz genau genommen wird. Es ist schlicht beeindruckend, wie konsequent Alvarez mit seinem Team den simplen Thriller-Plot unter verdrehten Vorzeichen umsetzt. Ohne ein Gramm Fett hetzt der Film von einer rasend spannenden Sequenz zur nächsten und spielt dabei auch geschickt mit den Stärken und Schwächen von dem wehrhaften Kriegsveteran, der noch den fiesesten Hund der jüngeren Filmgeschichte zur Unterstützung mitgebracht hat. Eine Konstante ist schon allein die physische Präsenz des inzwischen 64 Jahre alten Stephen Lang. Muskelbepackt und ausgesprochen bedrohlich zeigt er den jungen Leuten ziemlich glaubhaft, dass er niemand ist, mit dem man sich anlegen sollte. In einer Reihe von bewusst recht unsympathischen Charakteren dient Jane Levy – die als einzige etwas Hintergrundgeschichte bekommt – als Identifikationsfigur. Tatsächlich funktioniert sie gut als modernes Final Girl und kann wie in „Evil Dead“ auch diesen Film tragen. Dylan Minnette als schüchterner Kumpel und Daniel Zovatto als großspuriger Freund liefern komplett solide Leistungen.
Fede Alvarez zeigt, dass es manchmal nicht viel braucht, um richtig gutes Kino zu machen. „Don’t Breathe“ ist schlicht der Beweis dafür, wie wichtig ordentliches Handwerk ist. Mit wenig Locations, einem kleinen Cast und einer minimalistischen Prämisse ausgestattet, entwickelt sich dieser wendungsreiche Home Invasion-Thriller mit einer rasanten Inszenierung und starken Bildern zum vielleicht spannendsten Film des Jahres.
4 von 5 Punkten
Quelle: Sony Pictures Germany, Leinwandreporter TV, YouTube
Don't Breathe
Originaltitel: | Don't Breathe |
Regie: | Fede Alvarez |
Darsteller: | Jane Levy, Stephen Lang, Dylan Minette |
Genre: | Thriller |
Produktionsland/-jahr: | USA, 2016 |
Verleih: | Sony Pictures |
Länge: 88 Minuten | FSK: ab 16 Jahren |
Kinostart: | 08.09.2016 |
Homepage: | Don't Breathe |