Inhalt: Der Berliner Arzt Fabian (Golo Euler, „Grand Budapest Hotel“) hat den Sinn in seinem Leben verloren, als sich seine Freundin Doro (Luise Heyer) nach einem heftigen Streit getrennt hat und für ihren Job als Architektin nach Lissabon gezogen ist. Als er es gar nicht mehr aushält, reist er kurz entschlossen ebenfalls in die portugiesische Metropole. Doro ist mehr als verwundert, ihren Ex so schnell wiederzusehen und zweifelt auch an der Sinnhaftigkeit, da gerade Fabians rasende Eifersucht ein Grund für die Trennung war.
Es gelingt ihm aber, sie aufrichtig davon zu überzeugen, dass er sich ändern möchte. Sogar seinen Job in der Heimat hat er aufgegeben, um ihr wieder nahe sein zu können. Langsam kommen sich die beiden wieder näher, doch ganz kann Fabian seine Verhaltensmuster nicht abstellen. Er stört sich sehr an Doros Freundschaft zu ihrem charmanten Arbeitskollegen Francisco (Albano Jerónimo). Schnell sorgt seine Eifersucht wieder für Streitigkeiten. Erst langsam sieht er ein, wie sehr er sich selber mit den Unsicherheiten und Ängsten schadet. Als er dann aber von einem Ereignis während seiner Abwesenheit erfährt, verliert der junge Arzt immer mehr die Kontrolle.
Kritik: Es gibt wohl kaum ein klassischeres Thema für das Kino wie die Liebe und ihre Tücken. Bei dem Titel „Fado“ – einem portugiesischen Musikstil, bei dem es meistens um verlorene Liebe und Sehnsucht geht – dürfte hier schon klar gewesen sein, dass dieser Film nicht unbedingt um die beschwingte, leichtlebige Version der trauten Zweisamkeit geht. In seinem ersten Langfilm wirft Regisseur und Co-Autor Jonas Rothlaender einen ziemlich schonungslosen Blick auf eine kriselnde Beziehung. Intelligent und klarsichtig verfolgt er den Weg von Fabian und Doro, bei dem er auch geschickt die Ängste der Figuren zur Geltung bringt. Mit schönen, intensiven Bildern fängt er die Stadt Lissabon und die verschiedenen Stimmungen ein. Dennoch bleibt das Gefühl, dass der Film an manchen Stellen ein wenig zu lang bei der Szenerie bleibt, was dann doch stellenweise für etwas Leerlauf sorgt. Eine Nebengeschichte um Fabian in der Sprachschule wirkt außerdem wie reines Füllmaterial.
Ansonsten ist dieses Liebesdrama aber erstaunlich treffend. Die Entscheidung, in diesem ziemlich freizügigen Film den Sex als Stimmungsmesser für Beziehung und Eifersucht zu nehmen, entpuppt sich als überzeugend und keinesfalls voyeuristisch. Hier lässt Rothlaender auch bewusst das Publikum mit Fabian leiden: Ob der harte Liebesakt zwischen Doro und einem anderen Mann nur in seinem Kopf oder tatsächlich passiert, lässt sich mangels klarer Übergänge oft nicht so deutlich sagen. Getragen wird das Geschehen von zwei hoch emotionalen Darsteller-Auftritten. Golo Euler spielt den etwas verbissenen, ängstlichen und dabei nicht zwingend sympathischen Arzt, der unter ziemlich heftigen Kontrollzwängen leidet. Die immer mehr zur deutschen Indie-Königin werdende Luise Heyer agiert als lebenslustiges Gegenstück, die merklich immer mehr Schwierigkeiten bekommt, das dauerhaft vorhandenen Misstrauen in der Beziehung zu ertragen. Beide Performances sind authentisch und mitreißend, weswegen der Film in seinem Verlauf ziemlich eindringlich wird.
Deutsches Beziehungskino kann auch mehr wie leicht verdauliche Komödien. Trotz kleinerer Schwächen zeigt Jonas Rothlaender in seinem toll gespielten und glaubhaften Leinwand-Debüt „Fado“ packendes Kino rund um das Thema Eifersucht.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: missingFILMS, Leinwandreporter TV, YouTube
Fado
Originaltitel: | Fado |
Regie: | Jonas Rothlaender |
Darsteller: | Golo Euler, Luise Heyer, Albano Jerónimo |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland/Portugal, 2016 |
Verleih: | missingFILMs |
Länge: 101 Minuten | FSK: ab 16 Jahren |
Kinostart: | 01.09.2016 |