Inhalt: Nach dem Tod ihrer Mutter muss die 11 Jahre alte Stacey (Lauren Kinsella, „Albert Nobbs“) zu ihrem Onkel Will (Aidan Gillen, „Am Sonntag bist du tot“) ziehen. Der ist gerade erst aus dem Gefängnis entlassen worden und lebt in einer Wohnwagen-Siedlung. Will bekam nur Bewährung, damit er sich um seine Nichte kümmern kann. Obwohl er alles andere als der väterliche Typ ist, versucht er, Stacey einen möglichst sauberen Neuanfang in der irischen Einöde zu bescheren. Doch nicht nur das lose Mundwerk des kleinen Mädchens sorgt für Probleme. Als dann die ehemalige Lehrerin Emilie (Erika Sainte) in das Leben der beiden tritt, scheinen sie langsam zu einer Familie zusammen zu wachsen. Doch dann drohen die Mühlen der Justiz, den neu gewonnenen Zusammenhalt zwischen Will und Stacey wieder auseinander zu reißen.
Kritik: Der junge irische Filmemacher Mark Noonan konnte schon einige Kurzfilme und Dokumentationen drehen, ehe er mit dieser Tragikomödie sein Kino-Debüt lieferte. Im vergangenen Jahr feierte der Film in der Reihe „Generation Kplus“ auf der Berlinale seine Premiere. Noonan, der auch das Drehbuch geschrieben hat, zeigt eine ruhige, berührende, aber nie rührselige Geschichte, die schon nach wenigen Augenblicken funktioniert. Der Film schlägt jederzeit den richtigen Ton an und lässt ohne Effekthascherei die Beziehung zwischen dem frechen Waisenkind Stacey und dem bemühten, aber zwielichtigen Ex-Sträfling Will wachsen. Dabei dehnt Noonan die Erzählung nicht über das Maß aus und beschränkt sich auf kompakte, angemessene 81 Minuten Spielzeit. Scheinbar spielend wechseln Tragik und Komik, ohne dabei aufgesetzt zu wirken, oder den konsequenten Weg des Films zu verlassen.
Natürlich bleibt der Film die meiste Zeit eher bedächtig und fordert vom Zuschauer daher schon, sich auf die Pathos-frei präsentierte Beziehung von den beiden Protagonisten einzulassen. Die kleine Lauren Kinsella ist dabei die große Entdeckung des Films. Wie authentisch und herzlich sie Stacey spielt, ist ein Genuss. Zwischen Trauer um den Verlust der Mutter, vorgeschobener harter Schale mitsamt losem Mundwerk und glaubwürdiger, kindlicher Unbedarftheit zeigt sie eine Leistung, die auf eine große Karriere hoffen lässt. Wie erstklassig Charakterdarsteller Aidan Gillen spielen kann, weiß man spätestens seit seinen Auftritten in „The Wire“ und „Game of Thrones“. Weit entfernt von seinen Figuren aus den beiden Serien agiert er hier als eigentlich netter Will, dem das Leben öfters einmal übel mitgespielt und der auch ein paar falsche Abbiegungen gewählt hat. Mit einer äußerst nuancierten Performance beweist er sich wieder einmal als Ausnahme-Schauspieler. Die Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern ist herausragend und einer der Gründe, warum „Familienbande“ zu einem so guten Film wird.
Es braucht nicht immer fremde Welten und den Fuß auf dem Gaspedal, wenn tolles Kino entstehen soll. Mark Noonan beweist in seinem Erstlingswerk erstaunliches Talent und erzählt in „Familienbande“ eine einfühlsame, tragikomische Geschichte, die neben schönen Bildern und exzellentem Schauspiel vor allem dadurch punktet, dass sie das Herz am rechten Fleck hat.
Der Film ist ab dem 20.05.2016 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
4 von 5 Punkten
Bild: Der Transfer ist nicht herausragend, aber absolut zufriedenstellend ausgefallen. Bildschärfe und Detaildarstellung erreichen zwar keine Spitzenwerte, wissen aber immer zu überzeugen. Der Film ist die meiste Zeit in warme Gelb-Braun-Töne getaucht, was sehr gut zum Geschehen passt. Auch wenn die Farben etwas blass sind, wirken sie doch immer natürlich. Kontraste und Schwarzwert wurden ebenfalls ordentlich eingestellt. Große Unruhen, Rauschen oder Fehler sind nicht zu entdecken gewesen.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Der deutsche und der englische Dolby Digital 5.1-Ton des Filmes sind absolut verlustfrei, aber natürlich nicht sonderlich effektgeladen. Die Hauptsache bei dem Film ist schon die saubere Dialogverständlichkeit, die über den Center gewährleistet ist. Der angenehme Score und ein paar Hintergrundgeräusche – beispielsweise wenn Will auf der Party ist – sorgen für ein wenig räumliche Aktivität. Große Effekte und Bässe sind nicht zu hören.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Bis auf ein paar Trailer gibt es leider kein Bonusmaterial zu dieser kleinen, aber feinen Indie-Perle.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 3,5 von 5 Punkten
Quelle: Pandora Film, Leinwandreporter TV, YouTube
Familienbande
Originaltitel: | You're Ugly Too |
Regie: | Mark Noonan |
Darsteller: | Aidan Gillen, Lauren Kinsella, Simon McQuaid |
Genre: | Drama, Komödie |
Produktionsland/-jahr: | Irland, 2014 |
Verleih: | Pandora Film |
Länge: | 81 Minuten |
FSK: | ab 6 Jahren |
Mehr Informationen findet ihr auf der Seite von Pandora Film