Inhalt: Kurz nach dem Ende des ersten Weltkriegs betrauert die junge Anna (Paula Beer) noch den Verlust ihres Verlobten Frantz, der an der Front erschossen wurde. Gemeinsam mit den Schwiegereltern versucht sie, einen Weg zurück in den Alltag zu finden. Überrascht beobachtet sie eines Tages, wie der Franzose Adrien (Pierre Niney, „Yves Saint Laurent“) Blumen auf das Grab von Frantz legt. Als sie ihn zur Rede stellt, erzählt er ihr von der engen Freundschaft, die die beiden verbunden hat. Gemeinsam gelingt es den Fremden besser, mit dem Verlust umzugehen. Doch Adrien wird im Dorf immer wieder von anderen Bewohnern attackiert, die nach dem Kriegsende noch nicht bereit sind, friedlich mit einem Franzosen zu leben. Als dann ein Geheimnis an die Oberfläche kommt, läuft die Situation aus dem Ruder.
Kritik: Spätestens seit „Swimming Pool“ hat sich der Pariser Filmemacher François Ozon („Jung und Schön“) zu einem Garanten für anspruchsvolles französisches Kino entwickelt. Hier nimmt er das Publikum mit auf eine Reise ins Jahr 1918 und zeigt in wunderschönen Schwarz-Weiß-Bildern, wie der Krieg seine Auswirkungen auf ein kleines Dorf außerhalb der Kampfzone hinterlassen hat. Beim Aufbau schlägt Ozon teils quälend ruhige Töne an. Dabei gelingt es aber, dem Publikum auf leisen Sohlen die interessanten und vielschichtigen Hauptcharaktere näher zu bringen. Diese Figuren wiegen es auch auf, dass die Geschichte trotz cleverer Wendungen bis zum Ende ein wenig dünn bleibt. Die herausragende Kameraarbeit, die durch sporadisch eingesetzte Farbspritzer schick untermalt wird, fängt die Situation und die Empfindungen der Protagonisten ein.
Es liegt aber auch an zwei faszinierenden, jungen Darstellern, die der Geschichte Ozons wirklich Leben geben, dass das Geschehen immer sehenswert bleibt. Vor allem die Berlinerin Paula Beer beeindruckt in ihrer zweisprachigen Rolle. Zwischen Melancholie und schelmischem Charme entwickelt sie eine junge Frau, die nur langsam mit dem großen Verlust umzugehen lernt. An ihrer Seite spielt César-Gewinner Pierre Niney den Veteranen Adrien, den ein dunkles Geheimnis umgibt. Niney schafft es, seiner Figur neben menschlicher Wärme auch eine gewisse Rätselhaftigkeit zu verleihen. Dazu kommt, dass Ozon mit der Neben-Thematik rund um Rassismus und Vorurteile auch eine brandaktuelle Thematik in ordentlichem Maß abdeckt.
Sicherlich ist „Frantz“ kein Film, der leichtverdaulich zur Tüte Popcorn genossen werden kann. Ein bisschen mehr Tempo und Esprit hätte dem Geschehen sicherlich noch gut getan. Dennoch zeigt Ozon seinem Publikum ein toll bebildertes und gespieltes Drama, das trotz seiner Längen positiv im Gedächtnis bleibt.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: X Verleih, YouTube
Originaltitel: | Frantz |
Regie: | François Ozon |
Darsteller: | Paula Beer, Pierre Niney, Ernst Stötzner, Marie Gruber, Johann von Bülow |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland/Frankreich, 2016 |
Verleih: | X-Verleih/Warner Bros Pictures |
Länge: 113 Minuten | FSK: ab 12 Jahren |
Kinostart: | 29.09.2016 |
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