Inhalt: Die alleinerziehende, labile Sabine (Sylvie Testud) ist restlos überfordert mit ihren Kindern Jonas (Ben Litwinschuh), Nick (Lutz Simon Eilert) und Miechen (Helena Pieske, „Hitman – Agent 47“). Der Vater (Matthias Koeberlin) hat kein Interesse, sich um den Nachwuchs zu kümmern. Als Sabine es nicht mehr aushält, verschwindet sie spurlos und überträgt dem 12 Jahre alten Jonas die Aufsicht über die kleineren Geschwister. Auch wenn sich Jonas alle Mühe gibt, der Aufgabe gerecht zu werden, ist er restlos überfordert. Schon bald ist das Geld sehr knapp und auch Miechens Kindergärtnerin (Alexandra Finder) merkt, dass etwas nicht stimmt. Während die Wohnung immer mehr vermüllt, flüchten sich die Kinder in eine Fantasiewelt, in der alles in Ordnung ist. Hilfe findet Jonas nur bei dem sonderbaren Felix (Ludwig Trepte, „Deutschland 83“), der aber auch nur begrenzt unterstützen kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Chaos zur Katastrophe ausartet.
Kritik: Im vergangenen Jahr feierte der Langfilm-Erstling von Mara Eibl-Eibesfeld auf der Berlinale in der Rubrik „Perspektive deutsches Kino“ seine Premiere. Auch eine Reihe an internationalen Festivals zeigte das Drama, das auf einem wahren Fall basiert. Der schwer verdauliche Inhalt wirkt im Kombination mit den sehr kontraststarken Schwarz-Weiß-Bildern ein wenig wie tragische Poesie. Dabei zahlt sich jederzeit die Erfahrung von Kameramann Jürgen Jürges aus, der zahlreiche Klassiker des ungewöhnlichen deutschsprachigen Kinos wie „Angst essen Seele auf“, „Christiane F. – Wir Kinder vom Bahnhofzoo“ und „Funny Games“ gedreht hat. So entsteht ein intensives filmisches Erlebnis, in dem sich der Zuschauer mit den Kindern in eine Fantasiewelt flüchtet.
Dabei leisten die drei jungen Darsteller erstaunliches. Während Helena Pieske schon recht viel gedreht hat, sind Ben Litwinschuh und Lutz Simon Eilert höchstens absoluten Experten bekannt. Das Trio liefert eine glaubwürdige Leistung und schafft es auch, die Chemie als Geschwister-Trio auf die Leinwand zu bringen. Ludwig Trepte ist als Felix der merkwürdige Retter in der Not. Felix ist undurchsichtig bis unberechenbar, wirkt etwas bedrohlich, ist aber doch ein netter Kerl. Dank einer starken Leistung Treptes ist auch seine Figur absolut überzeugend. Sylvie Testud und Matthias Koeberlin sind als untaugliche Eltern nur eine Randerscheinung in der Welt von Jonas, Nick und Miechen.
Leider gelingt es nicht ganz, die erzählerische Qualität zu einem gelungenen Finale zu führen. In der letzten Phase des Filmes gibt es einige Sprünge in der Handlung, sodass bis zum Abspann mehr Fragen entstehen, als Antworten geliefert werden. Trotz dem enttäuschenden Ende ist „Im Spinnwebhaus“ ein mehr als respektables und packendes Regie-Debüt, das mit eindrucksvollen Bildern und tollen Jung-Darstellern aufwartet.
3,5 von 5 Punkten
Quelle: missingFILMS, Leinwandreporter TV, YouTube
Originaltitel: | Im Spinnwebhaus |
Regie: | Mara Eibl-Eibesfeldt |
Darsteller: | Ben Litwinschuh, Helena Pieske, Lutz Simon Eilert |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | Deutschland, 2015 |
Verleih: | missingFILMS |
Länge: 91 Minuten | FSK: ab 12 Jahren |
Kinostart: | 31.03.2016 |
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