Inhalt: Kurz vor dem ersten Weltkrieg hat Constance Chatterley (Holliday Grainger, „Cinderella“) den charmanten Adligen Sir Clifford (James Norton, „Northmen – A Viking Saga“) geheiratet. Doch dann wird Clifford im Krieg schwer verwundet und landet gelähmt und impotent im Rollstuhl. Obwohl beide die Ehe retten wollen, zieht er sich immer mehr hinter dem Schutzmantel der Arbeit zurück und Constance vereinsamt zusehends. Als dann der zornige, tief traurige Wildhüter Oliver Mellors (Richard Madden, „Game of Thrones“) eine Anstellung auf dem Anwesen der Chatterleys beginnt, findet sie in ihm schnell einen guten Freund und Zuhörer. Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre, die aufgrund der gesellschaftlichen Unterschiede für einen handfesten Skandal sorgen würde. Als Constance dann schwanger wird, muss sie sich entscheiden: Entweder sie gibt ihr Leben im Wohlstand auf, oder sie verlässt Oliver.
Kritik: Der Roman von D.H. Lawrence aus dem Jahr 1928 ist längst ein Klassiker geworden. Gerade wegen seinem für die damalige Zeit komplett neuartigem Umgang mit dem Thema Sex schlug das Buch hohe Wellen. Über die Jahre bekam fast jede Generation ihre eigene filmische Adaption von „Lady Chatterleys Liebhaber“. Im vergangenen Jahr erschien diese BBC-Produktion, die von Jed Mercurio geschrieben und inszeniert wurde. Den Schritt zu einem Evergreen wird diese Interpretation des Stoffes aber sicher nicht schaffen. Nach einem erstaunlich harten Start entwickelt sich schon bald ziemlich seichte Kostüm-Romantik, die auf sichtbarem TV-Film-Level dahinplätschert. In dem nur 89 Minuten langen Werk wird zunächst das emotionale Auseinanderdriften des Ehepaars Chatterley angerissen. Noch weniger Zeit nehmen sich die Macher, um eine Beziehung oder Chemie zwischen Constance und Oliver entstehen zu lassen. Die beiden treffen sich, zicken sich an und sind dann auf einmal gemeinsam im Bett. Wirkliche Berührungspunkte können so für den Zuschauer kaum entstehen.
Was aber noch mehr erstaunt, ist die Biederkeit der Umsetzung. Wie es gelingt, ein wegen seiner Freizügigkeit so berühmtes Werk in diese durchweg verklemmte Aneinanderreihung von taktisch günstig platzierten Decken und leblosen Gesprächen umzusetzen, zeugt schon von erstaunlicher Konsequenz. Da sind es eher die Festivitäten und weitere Szenen abseits des Liebesdreiecks, die zumindest für etwas Interesse sorgen. Die drei Hauptdarsteller sind sicherlich nicht unbegabt, gehen aber mit in der Masse unter. Allgemein wirken die Schauspieler im Wechsel etwas gelangweilt und überdreht, was nicht unbedingt für die Inszenierung von Mercurio spricht. Aufgrund der zeitlich gehetzten (aber dennoch nicht kurzweiligen) Erzählweise wird das Handeln der Protagonistin nicht wirklich nachvollziehbar. Viel mehr hat es nüchtern betrachtet hier den Anschein, als ob Lady Chatterley nur auf den nächstbesten Schönling gewartet hätte, um ihr frustrierendes Dasein aufzuhellen. An diesem Eindruck kann Holliday Grainger auch nicht viel ändern, die weder mit James Norton, noch mit Richard Madden wirkliche Chemie hat. Richard Madden gelingt es zumindest, als Oliver Mellors die Nachfolge von seinem „Game of Thrones“-Vater Sean Bean anzutreten, der die Rolle 1993 gespielt hatte.
Rein handwerklich kann diese Adaption im absoluten Mittelmaß eingeordnet werden. Der Film ist abgesehen von erwähnten Problemen passabel erzählt, gespielt und ausgestattet. Doch leider gelingt es weder, den Zuschauer emotional zu verwickeln, noch die damals bahnbrechende Offenherzigkeit des Romans nur im Ansatz einzufangen. So kann diese Interpretation von „Lady Chatterleys Liebhaber“ nur als gescheitert angesehen werden.
Der Film ist ab dem 25.11.2016 auf DVD erhältlich.
2 von 5 Punkten
Bild: Der Look entspricht den Erwartungen. Die Romanze wird in ziemlich warmen und kräftigen Farben präsentiert. Bildschärfe und Detaildarstellung sind durchweg ordentlich, ohne dabei Topwerte zu erreichen. Kontraste und Schwarzwert zeigen vereinzelt kleine Schwächen, sind aber in jedem Fall zufriedenstellend ausgefallen. Bei den dunkleren Szenen ist ein leichtes Rauschen erkennbar. Insgesamt ist die Präsentation aber ziemlich sauber und ruhig.
3,5 von 5 Punkten
Ton: Nicht ganz ungewöhnlich, liegt neben dem deutschen Dolby Digital 5.1-Ton eine englische Dolby Digital 2.0-Fassung bei. In beiden Versionen sind die Dialoge gut abgemischt, klar priorisiert und immer gut zu verstehen. Daneben gibt es in der deutschen Fassung vereinzelt ein wenig räumliche Aktivität. Als Beispiel wären da die Festivitäten im Hause der Chatterleys und natürlich der Score zu nennen. Zu großen Teilen spielt sich aber auch hier die Abmischung im Zentrum ab.
3,5 von 5 Punkten
Extras: Ein paar Trailer bleiben der einzige Bonus auf der DVD.
1 von 5 Punkten
Gesamt: 2,5 von 5 Punkten
Quelle: Polyband, YouTube
Originaltitel: | Lady Chatterley's Lover |
Regie: | Jed Mercurio |
Darsteller: | Richard Madden, James Norton, Holliday Grainger |
Genre: | Drama |
Produktionsland/-jahr: | UK, 2015 |
Verleih: | Polyband |
Länge: | 89 Minuten |
FSK: | ab 12 Jahren |
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